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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Unverschämtheit klang. »Du bist stolz und ich bin stur – eine schlechte Kombination.«
    Gewiß hatte sie sich während des Tages ganz in sich selbst zurückgezogen und schrecklich viel gegrübelt. Helena hatte auf vieles verzichtet, um mit mir zusammenzuleben, und vermutlich war sie noch nie so nahe dran gewesen, mir das vorzuhalten, wie heute abend.
    »Ich kann nicht neben dir schlafen, wenn ich böse auf dich bin.«
    »Bist du’s denn?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Ich wollte ihre Wange berühren, aber sie wich mir aus. Gekränkt zog ich die Hand zurück. »Ich hab dich noch nie betrogen, Liebes.«
    »Freut mich zu hören.«
    »Helena, nun gib mir doch eine Chance! Du willst doch sicher nicht, daß ich zu Kreuze krieche.«
    »Nein, aber wenn von dem, was ich gehört habe, auch nur die Hälfte wahr ist, dann wirst du dich gleich vor lauter Verlegenheit winden wie ein Aal!«
    Helena reckte das Kinn vor, und ihre braunen Augen funkelten. Möglich, daß uns beiden bei diesem Wortgefecht der Puls schneller schlug. Aber Helena und ich vergeudeten nie viel Zeit mit gedrechselter Konversation, sondern hauten uns die Sätze wie Sandsäcke um die Ohren.
    Ich lehnte mich etwas zurück, spürte, wie mir der Atem stockte. »Und wie hast du dir das Verhör gedacht? Willst du mir gezielte Fragen stellen, oder soll ich einfach drauflosplappern?«
    »Das hört sich ja an, als ob du auf eine Krise gefaßt wärst, Falco.« Dieses »Falco« aus ihrem Munde war ein schlechtes Zeichen.
    »Ich paß halt auf, damit ich mitkriege, was du über mich erfährst.«
    »Und? Was hast du dazu zu sagen?«
    »Mein Schatz, ich hab mir fast den ganzen Nachmittag den Kopf nach Erklärungen zerbrochen, die dich gnädig stimmen könnten.«
    »Vergiß es! Ich weiß sehr gut, daß du eine blühende Phantasie hast und formulieren kannst wie ein Rechtsverdreher. Aber ich möchte, daß du mir die Wahrheit sagst.«
    »Ach, wenn’s weiter nichts ist!« Die sagte ich Helena immer. Dadurch war ich ja drauf gekommen, daß mitunter nichts so unglaubwürdig klingt wie die Wahrheit.
    Als ich keine Anstalten machte weiterzusprechen, wechselte Helena zum Schein das Thema. »Wie kommst du denn mit dem Anliegen deiner Mutter voran?«
    »Oh, das ist mittlerweile mein Anliegen. Immerhin werde ich des Mordes verdächtigt, vergiß das nicht!«
    »Und was hast du heute gemacht?« Das klang unverfänglich, doch ich wußte, daß sie mir die Frage nicht ohne Hintergedanken stellte.
    »Ich hab mit Maia, mit Mico und mit Allia gesprochen, die mir aber leider nicht weiterhelfen konnten. Ach, und dann hab ich mir noch den Kellner im Flora vorgeknöpft und die Leiche inspiziert.«
    Ich muß wohl sehr mitgenommen ausgesehen haben, denn Helena fragte in völlig verändertem Ton: »War das unbedingt nötig?«
    Ich lächelte gequält. »Du hast also doch noch was für mich übrig?«
    »Ich denke, ich hab dich immer so behandelt, wie du’s verdienst!« Das saß. »Hör zu, Marcus, meiner Meinung nach hast du heute unnötig viel Zeit vertan. Es gibt zwei Menschen, die du gleich als erste hättest befragen müssen, aber du hast dich den ganzen Tag davor gedrückt. So kann’s nicht weitergehen, dazu ist die Lage viel zu ernst.«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    »Ha! Petronius hat dir doch nur bis heute Zeit gegeben.«
    »Na, so was! Du belauschst also neuerdings Privatgespräche?«
    Helena zuckte die Schultern. »Bei den dünnen Wänden.«
    »Und wer sind denn die zwei, die ich angeblich übersehen habe?«
    »Als ob du das nicht wüßtest! Zum einen die Freundin deines Bruders … Aber als erstes hättest du natürlich deinen Vater aufsuchen müssen!«
    Ich verschränkte die Arme und schwieg. Doch Helena ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Warum haßt du deinen Vater eigentlich so?«
    »Ach, ich hasse ihn nicht, das ist er gar nicht wert.«
    »Ist es, weil er euch verlassen hat, als du noch klein warst?«
    »Meine Kindheit geht dich nichts an.«
    »O doch«, fauchte Helena, »weil ich nämlich mit den Folgen leben muß!«
     
    Das ließ sich nicht leugnen. Und gegen ihr Interesse konnte ich auch nichts einwenden. Wenn Helena mit einem Mann zusammenlebte, dann nur unter der Voraussetzung, daß der sie auch an seinen Gedanken teilhaben ließ. Und ich, der ich dreißig Jahre lang meine Meinung für mich behalten hatte, ging erstaunlich bereitwillig darauf ein. Als Ermittler hat man einen einsamen Beruf; da war es direkt eine Erleichterung, Helena mein Innerstes zu offenbaren.
    »Na

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