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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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schön, ich sehe schon, daß du mich leiden lassen willst.«
    »Marcus, so nimm doch Vernunft an! Du bist zugeknöpft wie ein gestopfter und vernähter Vogel in der Bratpfanne …«
    »Aber noch bin ich nicht gar, im Gegenteil! Paß auf, daß ich nicht nach dir picke.«
    Ihre Augen sprühten Blitze – vielversprechend. »Schluß mit dem Quatsch! Sag mir endlich die Wahrheit.«
    »Die wird dir nicht gefallen.«
    »Das ist mir schon klar.«
    »Also gut – du hast gewonnen.« Ich schickte mich ins Unvermeidliche. Natürlich hätte ich ihr zuallererst sagen sollen, daß die ganze Geschichte ewig lange zurücklag. Doch das hatte sie sich offenbar schon selbst zusammengereimt, während ich mir mit meinem Starrsinn beinahe das Recht verscherzt hätte, ihr meine Version zu erzählen. »Im Grunde ist es ganz einfach. Ich weiß zwar nicht, was zwischen meinen Eltern gewesen ist, aber ein Mann, der seine Kinder im Stich läßt, der ist in meinen Augen keinen As wert! Ich war sieben , als unser Vater den kleinen Verdauungsspaziergang machte, von dem er nicht mehr zurückkam. Der Feiertag, an dem ich das Recht erhielt, die Toga praetexta anzulegen, stand kurz bevor, und natürlich hätte ich mir gewünscht, daß mein Papa bei meiner ersten großen Zeremonie dabei ist.«
    »Aber du hältst doch gar nichts von Zeremonien, Marcus!«
    »Jetzt nicht mehr, nein!«
    Helena runzelte die Stirn. »Viele Kinder wachsen mit nur einem Elternteil auf, aber wenn sie Glück haben, dann wenigstens mit einem Stiefvater, den sie verachten, oder einer Stiefmutter, die sie hassen können. So gesehen, warst du wirklich ganz arm dran.« Sie wollte mich necken, aber das kann ich bei diesem Thema nicht ab. Helena sah es an meinem Gesichtsausdruck. »Entschuldige, Marcus. Das war geschmacklos … Aber sag, warum haben sich deine Eltern eigentlich nie offiziell scheiden lassen?«
    »Er hat sich geschämt; sie war – und ist – zu stur dazu.« Als Kind habe ich mir immer gewünscht, eine Waise zu sein. Dann hätte ich wenigstens noch mal ganz von vorn anfangen können, ohne die ständige Hoffnung oder Furcht, daß, grade wenn unser Leben sich beruhigt und wieder eingespielt hatte, unser Paterfamilias auftauchen und alles mit seinem gewohnt munteren Lächeln durcheinanderbringen würde.
    Wieder runzelte Helena die Stirn. »Hat er euch denn ganz mittellos und allein zurückgelassen?«
    Mir lag schon eine wütende Entgegnung auf der Zunge, aber ich besann mich und holte tief Luft. »Nein, das kann ich nicht behaupten.«
    Als mein Vater mit seiner Rothaarigen durchgebrannt war, sahen wir ihn etliche Jahre nicht wieder. Später erfuhr ich, daß er in Capua gewesen war. Doch von Anfang an gab es da einen gewissen Cocceius, der meiner Mutter ziemlich regelmäßig Geld brachte. Angeblich stammte es von der Auktionator-Gilde, und daran glaubte ich jahrelang ebenso naiv, wie Mutter es zu tun schien. Als ich dann alt genug war, die Sache zu durchschauen, begriff ich, daß die Gilde nur vorgeschoben war – ein eleganter Ausweg für meine Mutter, die so das Geld meines Vaters annehmen und trotzdem weiter gegen ihn wettern konnte. Was mich auf die richtige Fährte brachte, war vor allem die Tatsache, daß der Münzbeutel, den wir bekamen, mit der Zeit immer schwerer wurde, wohingegen karitative Zuwendungen bekanntlich über die Jahre eher geringer werden.
    Helena sah mich an, als erwarte sie eine zufriedenstellende Antwort. »Wir lebten knapp an der Armutsgrenze, hatten kaum was anzuziehen und nie genug zu essen. Doch das ging all unseren Bekannten genauso. Für dich mit deiner vornehmen Erziehung muß das furchtbar klingen, Liebste, aber wir zählten nun einmal zum großen Heer der Bedürftigen Roms, und daran hatten wir uns so gewöhnt, daß wir gar nichts Besseres vom Leben erwarteten.«
    »Immerhin wurdest du zur Schule geschickt.«
    »Aber nicht von ihm.«
    »Eure Familie hatte einen Gönner, nicht wahr?«
    »Ja. Für Maias und mein Schulgeld war gesorgt.«
    »Der Untermieter hat’s bezahlt, wie Maia mir erzählte. Woher kam denn der?«
    »Das war ein alter maltesischer Geldverleiher. Mutter konnte seine Miete gut als Zubrot gebrauchen, also hat sie Platz für ihn geschaffen.« Mama gab ihm lediglich ein Klappbett und draußen im Flur ein Regal für seine Kleider. Sie hatte angenommen, der Mangel an Bequemlichkeit würde ihn bald wieder vertreiben, aber der Alte war überraschend anhänglich und wohnte mehrere Jahre bei uns.
    »Hatte dein Vater was dagegen?

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