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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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auch selbst mit ihm zusammen.«
    »Er ist der beste Auktionator in Rom, und da das Auffinden gestohlener Kunstgegenstände zu meinen Spezialgebieten gehört, mache ich notgedrungen hin und wieder Geschäfte mit ihm. Aber alles hat seine Grenzen.«
    »Wohingegen …«, begann sie nachdenklich. Helena kann ein Wort wie »wohingegen« nicht nur als Überleitung, sondern durchaus auch als Vehikel für einen moralischen Tadel verwenden. Überhaupt waren ihre Konjunktionen pikant wie Anchovis. »Wohingegen dein Bruder anscheinend weitaus häufiger mit Geminus zusammengearbeitet hat … Die beiden verstanden sich gut, nicht wahr? Festus hegte nie den Groll gegen ihn, von dem du geradezu besessen warst, nachdem dein Vater euch verlassen hatte.«
    »Das stimmt«, gab ich düster zu.
    Helena lächelte. Sie hatte mich immer schon für einen schwerblütigen Tropf gehalten, womit sie recht hatte. »Die beiden unterhielten doch lange Zeit eine feste Partnerschaft auf unkomplizierter Vater-und-Sohn-Basis?«
    »Sieht so aus, ja.« Festus hatte keinen Stolz gekannt. Vielleicht besaß ich ja zuviel davon – aber mir war’s recht so.
    »Weißt du es denn nicht, Marcus?«
    »Ich kann’s nur vermuten. Festus hat nie drüber gesprochen.« Wahrscheinlich wollte er meine Gefühle nicht verletzen. Und die von Mama natürlich auch nicht. »Solange unser Vater in Capua war, hatten wir keine Verbindung zu ihm, aber als er nach Rom zurückkehrte, muß Festus den Kontakt ziemlich bald wiederaufgenommen haben.« Manchmal hatte ich sogar den Verdacht, daß sie auch in der Zeit, als Vater sich in Capua versteckte, heimlich miteinander korrespondierten. »Auf jeden Fall hatten die beiden zu der Zeit, als Festus starb, einen gemeinsamen Laden im Antiquitätenviertel drüben bei den Saepta Julia.« Wo sie vor meiner Mutter sicher waren. »Und da waren sie so dick miteinander wie zwei Termiten.«
    »Also weiß dein Vater auch über die Statuen Bescheid und über das gesunkene Schiff?«
    »Sollte er wohl, wenn’s sich um ein Gemeinschaftsunternehmen gehandelt hat.« Helena hatte dieses Zugeständnis aus mir herausgepreßt wie zähflüssiges Harz aus einer alten Kiefer. Aber bevor sie daraus Kapital schlagen konnte, setzte ich gewichtig hinzu: »Ich hab ihn mir absichtlich bis zum Schluß aufgespart. Morgen gehe ich und rede mit Geminus.«
    »Ich glaube, du hast Angst vor ihm.«
    »Das stimmt nicht, aber mein Vater kann sehr gerissen sein. Darum wollte ich so viele Fakten wie möglich in der Hand haben, ehe ich ihn in die Zange nehme.« Helena war der Wahrheit näher gekommen, als ich zugeben wollte. Ich hatte mit meinem Vater nie über Familienangelegenheiten gesprochen, und mir graute davor, jetzt damit anfangen zu müssen. »Helena, sei so gut und laß mich in Ruhe meine Arbeit machen.«
    Sehr männlich. Das konnte ja nicht gutgehen. Das Glitzern in ihren Augen war jetzt richtig gefährlich.
    »Also schön.« Einsichtige Frauen sind was Schreckliches, finde ich. »Und mach nicht so ein finsteres Gesicht«, beschwerte sie sich. »Du tust ja so, als hätte ich mich einmischen wollen …«
    »Mögen die Raben mich bei lebendigem Leibe fressen, wenn mir je ein solcher Gedanke gekommen wäre … Ist das Marathonverhör nun zu Ende?«
    »Nein.«
    Als ob ich’s nicht geahnt hätte. Wir hatten ja immer noch Marina, um uns den Abend zu verderben. Nein, das Verhör fing gerade erst an.
XVIII
    Ich machte einen letzten Versuch, den Frieden wiederherzustellen. »Herzblatt, ich stecke bös in der Klemme. Womöglich wird man mich bald verhaften. Da sollten wir diesen Abend zu zweit doch nicht mit dem Erzählen bitterer Wahrheiten vertun.«
    Helena Justina saß mit sittsam im Schoß gefalteten Händen da und hörte mir so aufmerksam zu, daß jeder, der nichts von ihr wußte, sie für eine vornehme Dame gehalten hätte, die mit einem Polsterer auf der Suche nach Heimarbeit ein Vorstellungsgespräch führt. Ich aber kannte sie besser. Sie sah traurig aus, was bedeutete, daß sie wütend war – viel wütender, als wenn sie bloß ärgerlich dreingeschaut hätte.
    Bald würde sie obendrein auch noch traurig sein.
    »Wenn die Leute so erpicht darauf sind, mir zu erzählen, daß du die Freundin deines Bruders verführt hast, Marcus, dann wäre ich gern in der Lage, ihnen versichern zu können, daß ich die ganze Geschichte längst von dir gehört habe.«
    »Danke schön«, sagte ich, als hätte sie mir damit ein Kompliment gemacht. Aber die ganze Geschichte hatte

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