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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gab es Streit wegen dieses Untermieters?«
    Es lief alles ganz falsch. Schließlich war ich doch derjenige, der andere Leute mit unangenehmen Fragen löcherte und ihre langgehüteten Geheimnisse ans Licht holte wie Blasen in einem Zierteich.
    »Der Malteser hat uns allerdings eine Menge Ärger gemacht, wenn auch nicht so, wie du meinst.« Da er selbst keine Familie hatte, wollte der Alte Maia und mich adoptieren, was stürmische Kräche heraufbeschworen hatte. Helena, die aus einer kultivierten Familie stammte, in der man sich kaum um etwas Ernsthafteres zu zanken schien als darum, wer dem Senator beim Frühstück das beste Brötchen weggeschnappt hat, würde die Krawalle in meiner Sippe bestimmt als barbarisch empfinden. »Davon erzähle ich dir ein andermal. Aber wegen des Untermieters hat mein Vater uns nicht verlassen, sondern wegen seiner extravaganten Freundin. Es waren harte Zeiten damals, und er wollte uns nicht länger als Klotz am Bein haben. Der Malteser hatte damit gar nichts zu tun.«
    Helena wollte etwas einwenden, fragte aber nur: »Dein Vater ist also eines Tages ganz plötzlich auf und davon …?«
    »Für uns kam es unerwartet, ja, aber da er mit einer rothaarigen Putzmacherin durchging, hätten wir vielleicht drauf vorbereitet sein sollen.«
    »Deine Abneigung gegen Rothaarige ist mir schon aufgefallen«, bemerkte Helena.
    »Ach, es gibt Schlimmeres: Sie hätte Mazedonierin sein können – oder gar eine Blondine.«
    »Noch eine Haarfarbe, die du nicht ausstehen kannst! Ich muß mir merken, daß ich dunkel bleibe …«
    »Heißt das, du wirst mich nicht verlassen?« warf ich obenhin ein.
    »Selbst wenn ich’s täte, würde ich doch deine Vorlieben immer respektieren, Marcus Didius!« Helenas Blick, der einem durch Mark und Bein gehen konnte, traf den meinen. Der vertraute Funke sprang über, was in mir die Hoffnung aufkeimen ließ, daß sie bleiben würde.
    »Geh nicht!« flüsterte ich und sah sie mit flehenden Augen an. Doch ihre Stimmung war schon wieder umgeschlagen, und sie erwiderte mein Schmachten, als hätte sie eben auf einer ihrer besten Tischservietten Schimmelflecke entdeckt. Ich probierte es trotzdem weiter. »Liebstes, wir haben doch noch nicht einmal richtig angefangen. Wir müssen unser ›Weißt du noch?‹ und ›Ach, damals!‹ erst noch erleben. Ich verspreche dir, ich werde dir Erinnerungen schenken, wie du sie dir nicht mal erträumen kannst …«
    »Genau, was ich befürchtet habe!«
    »Ach, Helena!«
    »Hör auf zu sülzen, Marcus!« Ich hätte mit ihr von Anfang an konsequent Hochgriechisch sprechen oder wenigstens dafür sorgen sollen, daß sie auf keinen Fall meinen Jargon aufschnappte. »Und versuch nicht, mir was vorzumachen«, schalt die Liebe meines Lebens. Helena hatte einen Riecher für krumme Touren. »Dein Vater hat also in Capua ein neues Leben als Auktionator angefangen. Eines schönen Tages kehrte er dann nach Rom zurück, und zwar als der Mann, den ich unter dem Namen Geminus kenne und der es in der Fremde zu Reichtum und Wohlstand gebracht hat.« Helena kannte meinen Vater flüchtig. Wie Lars Posena con Clusium war er anstolziert, um die hochgeborene Dame zu begutachten, die mich Nichtsnutz aufgelesen hatte. Bei dem Gedanken an sein verblüfftes Gesicht wird mir heute noch ganz wohl ums Herz. Helena Justina war keine aufgedonnerte alte Schachtel, die ich mir wegen ihres Geldes angelacht hatte, nein, mit ihr konnte man sich sehen lassen, und Papa fand sie anscheinend gescheit, charmant – und trotzdem in mich verliebt. Er konnte sich lange nicht von dem Schock erholen, und ich strahlte voll hämischer Freude.
    Diese Sibylle bewies mitunter mehr Durchblick, als guttat: »Mißgönnst du ihm am Ende seinen Reichtum?«
    »Von mir aus soll er an seinem Geld ersticken.«
    »Ach! Und ist er immer noch mit der Rothaarigen zusammen?«
    »Ich glaub schon.«
    »Haben sie Kinder?«
    »Ich glaub nicht.«
    »Aber wenn er nach zwanzig Jahren immer noch bei ihr ist, dann muß er doch über eine gewisse Ausdauer verfügen.« Obwohl ich mir nichts anmerken lassen wollte, knirschte ich unwillkürlich mit den Zähnen. »Meinst du, daß du die geerbt hast?« erkundigte sich Helena gespannt.
    »Nein! Ich hab überhaupt nichts von ihm. Und dir werde ich aus freien Stücken treu sein, Prinzessin.«
    »Wirklich?« Der neckische Tonfall nahm der Kränkung die Schärfe. »Du weißt doch, wo er ist, Marcus. Schließlich hast du ihn meinem Vater empfohlen, und manchmal arbeitest du ja

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