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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mal nichts umkommen lassen kann, nahm ich ihn vom Bord und pflanzte meine vier Buchstaben auf einen niedrigen Schemel. Ich hatte mir absichtlich einen engen Winkel ausgesucht und den angebotenen bequemeren Platz verschmäht. Über mir, auf einem Schranksims, grinste ein hundeköpfiger Gott unergründlich an seiner spitzen Schnauze entlang. »Wir müssen über Festus reden«, sagte ich leise, aber bestimmt.
    Unser Vater lachte kurz auf. »Was für ein Thema!« Er starrte in seinen Wein. Wir tranken aus dummen kleinen Metallbechern, schicker Nippes fürs Auge, aber nichts, um einen ordentlichen Männerdurst zu löschen. Geminus hielt den seinen zwischen Daumen und den Kuppen von Zeige- und Mittelfinger. Er hatte die gleichen großen Hände und die gleichen Wurstfinger wie mein Bruder. An der rechten Hand trug Papa einen großen Siegelring mit einem Hämatit sowie einen kleinen Goldreif mit dem Konterfei des Kaisers Claudius, eine seltsam konventionelle Kombination für einen Mann seines Gewerbes, dem doch ständig sehr viel kostbarere Schmuckstücke angeboten wurden. In manchen Dingen war Geminus in der Tat ein konventioneller Typ, jedenfalls mehr als seine beiden Söhne.
    Den Mittelfinger seiner linken Hand zierte immer noch der Ehering. Ich habe nie verstanden, warum. Vielleicht war es ihm gar nicht bewußt, daß er ihn trug.
    »Marcus Didius Festus …« Geminus runzelte die Stirn. »Alle Welt dachte, er sei was ganz Besonderes. Vielleicht war er das auch. Oder vielleicht hat er bloß das Zeug dazu gehabt …«
    »Nun werd nicht gefühlsselig!« rief ich ungeduldig. »Mein großer Bruder hatte Talent und war mutig. Eine gewagte Spekulation von der Front aus, auf tausend Meilen Entfernung, in die Wege zu leiten – das war für ihn ein Klacks. Aber er muß für seine Ware einen Hehler hier in Rom gehabt haben, und das kannst nur du gewesen sein.«
    »Wir haben gelegentlich gemeinsam investiert«, räumte Papa zurückhaltend ein.
    »Ach, und in was zum Beispiel?«
    Geminus deutete auf die Einrichtung. »Auf einer unserer Investitionen sitzt du gerade.« Die ägyptischen Möbel! »Die Sachen hat Festus aufgetrieben, als die Fünfzehnte in Alexandria stationiert war. Die Ladung kam per Schiff, kurz bevor er starb.«
    »Als ich das letzte Mal hier war, hab ich die Möbel aber noch nicht gesehen.«
    »Nein, ich habe mich erst kürzlich entschlossen, sie wieder abzustoßen.« Ich wußte, daß ein solcher Verkauf stimmungsabhängig ist. Es kann einem schon sehr zu Herzen gehen, wenn man die Schätze seines toten Partners öffentlich anpreisen muß; um so mehr, wenn dieser Partner zugleich der eigene Lieblingssohn war. »Als Festus starb, konnte ich mich einfach nicht dazu überwinden, die Sachen hier zu taxieren und auszuzeichnen. Aber als dann dieser Gauner von der Fünfzehnten auftauchte, habe ich mich wieder darauf besonnen. Ich weiß selbst nicht, warum ich sie so lange behalten habe, zumal dieses leichtgewichtige Zeug eigentlich gar nicht mein Stil ist.«
    »Und wo hattest du die Möbel bis jetzt?«
    »Bei mir daheim.«
    Mit dieser Anspielung auf das Haus, das er mit der Frau bewohnte, derentwegen er uns verlassen hatte, verkrampfte sich die Atmosphäre spürbar. Ich wußte, wo sein Haus stand. Zwar hatte ich es noch nie von innen gesehen, konnte mir aber denken, daß es vor verlockenden Raritäten überquoll. »Und ich dachte, du hast vielleicht noch irgendwo ein geheimes Lager, randvoll mit den tollen Importen meines großen Bruders.«
    Mein Vater antwortete mit undurchdringlicher Miene: »Kann sein, daß noch ein paar Sachen in Sacros alter Scheune stehen.« Damit meinte er Großonkel Sacros Gehöft draußen in der Campania, wo Papa nach der Hochzeit mit Mama des öfteren langfristig Waren eingelagert hatte. (Die Aussicht auf Gratisnutzung der Nebengebäude von Onkel Sacros Hof hatte sicher mit dazu beigetragen, daß er überhaupt um sie warb.) Nachdem er sich mit seiner Rothaarigen aus dem Staub gemacht hatte, ließ mein Vater sich zwar nicht mehr auf dem Hof blicken, aber Festus übernahm später an seiner Stelle die Scheune. »Als ich das letzte Mal mit deinem Onkel Fabius sprach, hat er mir allerdings versichert, die Scheune sei praktisch leer.«
    »Fabius würde doch nicht mal ’ne Kiste erkennen, auf der Goldbarren steht! Was dagegen, wenn ich gelegentlich mal nachschaue?«
    »Wenn du dir’s in den Kopf gesetzt hast, wirst du das sowieso tun, egal, ob ich ja sage oder nicht.«
    »Danke trotzdem für dein

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