Poseidons Gold
liegt?«
»Epimandos ist recht zerstreut«, sagte ich. Marponius verzog unglücklich das Gesicht, vermutlich weil er wußte, wie schlecht sich ein Sklave als Zeuge vor Gericht macht. (Und wenn meine Theorie stimmte und Epimandos ein entlaufener Sklave war, machte das die Sache nur noch schlimmer.)
Petronius bestätigte meine Aussage. »In der Küche der Caupona herrscht ein wüstes Durcheinander. Epimandos, der Kellner, ist ein Träumer, außerdem schlampig, und nachdem die Leiche entdeckt wurde, war er regelrecht hysterisch. In dem Zustand wäre ihm leicht alles mögliche entgangen.«
Ich war ihm dankbar für seine Hilfe, aber ich durfte es nicht dabei bewenden lassen. »Petronius, für mich steht nach wie vor nicht eindeutig fest, daß der Centurio mit diesem Messer getötet wurde. Das Flora ist nicht eben berühmt für seine Sauberkeit, und die roten Flecke sind vielleicht gar kein Blut. Wenn doch, können das auch Spuren vom Fleischschneiden sein. Kurz und gut, meiner Ansicht nach kannst du nicht beweisen, daß dieses Messer die Tatwaffe ist.«
»Stimmt«, sagte er gleichmütig. »Aber von der Größe her paßt es zu den Wunden.« Wie es da in seiner großen Hand lag, kam es mir viel zu klein vor. »Scharf genug ist es auch«, fuhr Petro fort. Das sind Mamas Messer alle. Sie wirken klobig und unhandlich, aber meine Mutter kann prima damit umgehen. Ihre Messer säbeln im Handumdrehen jeden Kohlstrunk durch – und vorwitzige Fingerspitzen gleich mit.
»Das Messer kann sonstwo hingeraten sein, nachdem Mama es verloren hat. Es war doch nicht an mir festgebunden.«
»Du bist ihr Sohn«, gab Petronius zu bedenken. »Junilla Tacita ist berühmt für ihren Familiensinn. Ich kann mich also nicht blindlings darauf verlassen, daß sie die Wahrheit sagt, wenn sie behauptet, das Messer verloren zu haben.«
»Oh, sie würde niemals lügen, nicht mal für mich!«
»Wirklich nicht?« Marponius sah erst mich, dann Helena und schließlich Petronius fragend an. Keiner von uns war sich ganz sicher. Der Richter versuchte, mir mit Vernunftsargumenten beizukommen. »Wenn Sie mir einen Verdächtigen brächten, Didius Falco, gegen den so viele erdrückende Beweise sprächen, dann würden Sie verlangen, daß ich ihm den Prozeß mache, nicht wahr?«
»O nein, weil mich diese Art Beweise nämlich nicht überzeugen würden.«
Marponius schnaubte verächtlich. Auf meine Ansicht kam es nicht an; er hatte eine zu hohe Meinung von seinem Rang in der Welt. Ich meinerseits hatte eine ganz andere Vorstellung davon, wo er hingehörte: mit dem Gesicht nach unten in einen Kanal und obendrauf noch ein Rhinozeros!
Ich warf Petro einen Blick zu, und er sagte widerstrebend: »Falco, ich mag nicht glauben, daß du’s getan hast, aber du bist der einzige Verdächtige, und alle Indizien sprechen gegen dich.«
»Besten Dank!« sagte ich.
Auf einmal war ich furchtbar müde. Meine Lage war hoffnungslos. Ich konnte den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen, ja, nicht einmal Helena von dem Verdacht befreien, als meine Komplizin an einer mißglückten Vertuschungsaktion mitgewirkt zu haben. Der Richter hatte sein Verhör beendet und beschloß, uns beide in Haft zu nehmen.
Normalerweise hätte ich Petronius um Beistand gebeten, aber da er der Offizier war, der uns verhaftet hatte, mußte ich warten, bis jemand anders kam und die Kaution für uns stellte.
Irgendwer würde es schon tun. Helena Justinas Familie war bestimmt entzückt über die Chance, mir Vorhaltungen machen zu können, weil ich das arme Mädchen in diese schmachvolle Situation gebracht hatte.
Fürs erste sollten wir im Haus des Richters bleiben. Er ließ uns natürlich in getrennten Zimmern einsperren, aber sobald der Haushalt zur Ruhe gekommen war, brach ich aus meinem Gefängnis aus und in das ihre ein. Das einzige, was mich dabei aufhielt, war der Umstand, daß auch Helena versuchte, mit einer Brosche ihr Schloß zu knacken.
XXIX
Ich kam herein und lehnte mich in lässiger Pose gegen die Tür. Helena war zurückgewichen. Jetzt starrte sie mich an, die Brosche immer noch fest umklammert. Schuldbewußtsein und Furcht schimmerten in ihren Augen, die jetzt, da ich gekommen war, heller strahlten denn je. Meine Augen lächelten. Glaube ich wenigstens.
»Guten Abend, Liebste. Wolltest du türmen, um zu mir zu kommen?«
»Nein, Marcus. Ich wollte deinem Zorn entfliehen.«
»Aber ich bin doch niemals zornig.«
»Doch, du gibst es nur nie zu.«
Ich konnte Helena Justina einfach nicht
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