Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
inzwischen entfernt worden war. Ich suchte noch nach einer Ausrede, um mich zu verabschieden, ohne den armen Menschen vor den Kopf zu stoßen, als Petronius Longus erschien.«
    Ich starrte meinen Freund an. Und endlich richtete er das Wort an mich. »Deine wohlerzogene Freundin anzustiften, damit sie sich an den blutigen Tatort wagt – also das war oberfaul, Falco.«
    »Aber nur, wenn ich schuldig wäre!« Bestimmt wußte er, daß ich nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. »Und außerdem habe ich sie nicht hingeschickt.«
    »Das werden die Geschworenen Ihnen wohl kaum abnehmen«, warf Marponius ein.
    »Geschworene sind von Natur aus dumm! Darum erwartet der Praetor ja von Ihnen, daß Sie im voraus abwägen, ob die Anklage stichhaltig ist, ehe er überhaupt eine Verhandlung anberaumt.«
    »Ach, ich werde den Praetor schon gut beraten, nur keine Sorge, Falco.«
    »Wenn Ihnen Gerechtigkeit mehr bedeutet als ein dilettantischer Zeitvertreib, dann werden Sie dem Praetor sagen, daß dieser Fall zum Himmel stinkt.«
    »Das denke ich allerdings nicht.«
    »Dann denken Sie eben überhaupt nicht – basta! Ich hatte doch gar kein Motiv, den Centurio umzubringen!«
    »Er hat Geld von Ihnen verlangt.« Ohne jede Vorwarnung hatte sich das Blatt gewendet. Jetzt nahm der Richter mich in die Zange.
    »Nein, nein, das war mein Bruder, der Schulden bei ihm hatte. Zudem waren die Ansprüche des Centurio sehr fragwürdig. Ich will den tapferen Soldaten der ruhmreichen Fünfzehnten Legion gewiß nichts Schlechtes nachsagen, Marponius, doch meine privaten Ermittlungen deuten jetzt schon darauf hin, daß Censorinus und seine Kameraden ihren Anspruch nicht legal geltend machen konnten. Aber davon einmal abgesehen – was haben Sie denn gegen mich in der Hand? Es gibt genügend Zeugen dafür, daß Censorinus springlebendig war und in der Caupona zu Abend gegessen hat, lange nachdem ich zu meiner Familie heimgegangen war. Petronius Longus hat gleich am nächsten Tag mein Alibi überprüft, und selbst wenn es da eine kleine Zeitspanne geben sollte, für die ich keine Zeugen beibringen kann, so können Sie ebensowenig jemanden benennen, der behaupten wird, mich im Flora gesehen zu haben, als der Soldat ums Leben kam.«
    »Aber der Umstand, daß Sie einen so heftigen Streit mit ihm hatten …«
    »… schließt mich als Täter aus! Wir haben gestritten, das ist wahr, aber er hat angefangen. Und geprügelt haben wir uns vor den Augen einer gaffenden Menge. Wenn Sie Ihren Fall darauf aufbauen wollen, müssen Sie mich schon für sehr dumm halten.«
    Marponius runzelte die Stirn. Einen Augenblick lang wiegte ich mich in der Illusion, wieder Oberwasser zu haben, doch das änderte sich rasch. Der Richter gab Petronius einen Wink. Da kam offenbar etwas ganz Unangenehmes auf mich zu, das die beiden vorher abgesprochen hatten.
    Petronius Longus, dessen Leichenbittermiene sich noch um eine Spur in die Länge zog, stand auf und kam durch den geschmackvoll eingerichteten Salon auf mich zu. Dann wickelte er einen Gegenstand aus, der sorgsam in ein reinliches Tuch eingeschlagen war, und hielt ihn mir hin, aber so, daß er für mich außer Reichweite blieb. Außerdem vergewisserte er sich, daß sowohl Marponius als auch Helena mein Gesicht beobachten konnten.
    »Erkennst du das, Falco?«
    Mir blieb ein Sekundenbruchteil, um die falsche Entscheidung zu treffen. Aber mein Zögern hätte dem Richter auch als Antwort gegolten. Also wählte ich wie ein Tor die ehrliche Antwort: »Ja, das sieht aus wie eins von den Küchenmessern meiner Mutter.«
    Darauf sagte Petronius Longus mit ruhiger Stimme: »Helena Justina hat es heute morgen zwischen anderen Gerätschaften auf der Herdbank in der Caupona Flora gefunden.«
XXVIII
    Verbrecher nehmen die Beine in die Hand und verduften, wenn man sie stellen will. In diesem Augenblick wußte ich, warum.
    Ich starrte auf das Messer. Ein Messerschmied hätte sich seinetwegen nicht überschlagen. Es bestand aus einem knotigen, beinernen Griff, der mittels eines stabilen Eisenrings mit einer schweren, spitz zulaufenden Klinge verbunden war. Die Spitze hatte eine kleine Delle, als ob das Messer irgendwann einmal steckengeblieben und beim Rausziehen verbogen worden wäre. So eine Kerbe an der Spitze eines derben Messers läßt sich beim besten Willen nicht mehr ausklopfen.
    Das Messer sah genauso aus wie die übrigen, die meiner Mutter gehörten. Es war zwar keine wirkliche Garnitur, aber sie kamen alle aus der Campania, und

Weitere Kostenlose Bücher