positiv verliebt (German Edition)
gründlich vergangen, meine Laune ist im Keller und selbst für die Gewitterwolke gebe ich wohl ein zu armseliges Bild ab, denn sie lässt mich in Ruhe.
Ich bleibe noch eine Weile sitzen, versuche nicht zu analysieren, was passiert ist, aber dann halte ich es nicht mehr aus und gehe zurück zum Museum.
Katja sitzt an der Kasse und grinst mich an.
„Drei Besucher sind da, darunter ein wirklich schnuckeliger Typ“, raunt sie mir zu.
„Super“, erwidere ich matt. Mein Interesse für schnuckelige Typen tendiert gerade gegen Null. „Der könnte mir schon gefallen, aber leider muss ich mich jetzt auch beeilen, sonst komme ich zu spät zur Uni.“ Sie kichert und schlüpft in ihren Mantel.
„Bis morgen.“
„Ja, bis morgen.“
Die kleine Glocke über der Eingangstür bimmelt, als sie das Museum verlässt. Von draußen winkt sie mir noch einmal zu und deutet mit einem in die Luft gemalten Smiley an, dass ich nicht ganz so grimmig gucken soll. Ich versuche es mit einem Lächeln, was sie sofort mit einem nach oben gerichteten Daumen quittiert.
Wie erwartet bleibt es ruhig. Kein Vergleich zu der Kinderschar am Vormittag. Einen schnuckeligen Kerl kann ich allerdings nirgends entdecken. Es ist kurz vor 18 Uhr, als ich die Tür von innen abschließe. Gemäß den Anweisungen meiner Mutter gehe ich noch einmal durch alle Räume, um niemanden aus Versehen einzuschließen.
Nebenbei rücke ich einige Ausstellungsstücke wieder an ihren richtigen Platz, lasse meinen Blick über die Modelleisenbahn schweifen und gehe dann nach oben in die Spielecke.
Wie erstarrt bleibe ich stehen, traue meinen Augen nicht. Zuerst überlege ich sogar, ob ich noch einmal raus und wieder reingehen sollte. Einfach nur so zur Sicherheit, nur, um mir zu bestätigen, dass das, was ich dort sehe, auch wirklich das ist, was sich dort befindet.
Doch ich kann mich nicht bewegen. Bisher scheint er mich auch noch nicht bemerkt zu haben. Fabian sitzt auf dem Boden und spielt mit einem ferngesteuerten Jupiter Raupenfahrzeug aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Versonnnen lässt er es um sich herum fahren. Vor und zurück. Die Rakete zielt auf seinen Körper und er murmelt vor sich hin.
„Ähm“, krächze ich und bin mir immer noch nicht sicher, ob das Bild nicht doch gleich verschwinden wird.
Fabian sieht auf, unsere Blicke treffen sich und da ist so viel Schmerz in seinen Augen, dass ich ihn regelrecht körperlich spüren kann.
„Jakob“, nuschelt er und konzentriert sich wieder auf das Fahrzeug.
„Was machst du hier?“ Langsam schleiche ich auf ihn zu, erwarte, dass er jeden Moment wie ein verschrecktes Kaninchen aufspringt und davonrennt. Mein Herz schlägt heftig gegen meinen Brustkorb, als ich vor ihm in die Hocke gehe.
„Das ist doch eine Spielecke“, erwidert er, immer noch auf die Bewegungen des Raupenfahrzeugs konzentriert.
„Schon, aber ich schließe jetzt… Wie lange bist du denn schon hier?“
„Keine Ahnung, wie spät ist es denn?“
„Gleich 18 Uhr.“
„Oh, dann schließt du ja gleich.“
„Hm, das habe ich doch gerade gesagt.“
Ich mustere ihn genauer. Seine Augen sind blutunterlaufen. Hat er etwa geweint? Wenn ich ihn doch nur trösten dürfte! Kann er denn nicht fühlen, wie gern ich ihn in den Arm nehmen würde?
„Geht es dir gut?“, frage ich so leise, dass ich meine eigene Stimme kaum hören kann. Das Blut rauscht in meinen Ohren und mein Herz will sich einfach nicht wieder beruhigen.
„Nein, mir geht es so richtig schlecht… Kannst du …“
Noch ehe er die Frage ausgesprochen hat, kann ich es in seinen Augen lesen. Ich werfe alle Zweifel über Bord und ziehe ihn in meine Arme. Mit einem herzzerreißenden Schluchzen klammert er sich an mir fest. Ich verliere das Gleichgewicht und kippe nach hinten. Fabian lässt mich nicht los, wimmert leise und verbirgt sein Gesicht an meinem Hals.
„Zwei Jahre“, nuschelt er. „Heute vor zwei Jahren habe ich die Diagnose bekommen.“
Geh weg, bleib hier
Ich weiß nicht, wie lange wir so liegen. Das Ziehen im Rücken und meine Beine, die allmählich einschlafen, weil sie so merkwürdig abgeknickt sind, erinnern mich daran, dass wir uns vielleicht einen anderen Platz suchen sollten. Allerdings schlägt bei diesem Gedanken mein Herz sofort Alarm. Was, wenn ich ihn loslasse und er dann wegrennt? Ich bin nicht bereit dafür. Fabian hat nichts mehr gesagt, nur das leise Schluchzen erinnert mich daran, warum wir so merkwürdig verknotet hier auf dem
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