positiv verliebt (German Edition)
Grundschulklassen kommen. Es wird also ziemlich voll und eng werden. Soll ich die Spielecke kontrollieren oder hast du das gestern Abend noch gemacht?“
„Ich nehme auf jeden Fall den Kaffee. Die Kinder habe ich natürlich nicht vergessen … wie könnte ich, wo doch meine Mutter schon dreimal deswegen angerufen hat. Und die Spielecke kümmere ich mich gleich.“
Sie lächelt, boxt mir in die Seite und verschwindet nach hinten, dorthin, wo die Kaffeemaschine steht. Es ist nur noch eine knappe Stunde Zeit, bis die Kinder das Museum stürmen werden, also gehe ich eine Etage nach oben, wo sich die besagte Ecke befindet. Hier haben Besucher die Möglichkeit, sich mit dem alten Spielzeug zu beschäftigen. Die meisten Ausstellungstücke können nur angesehen werden, aber das, was wir mehrfach haben, ist bespielbar. Die Ecke ist eigentlich ein ganzer Raum gefüllt mit Spielzeug aus allen Jahrzehnten. Ich werfe einen Blick über die Sachen. In ein paar Stunden wird nichts mehr von der Ordnung zu sehen sein.
Der Duft von Kaffee treibt mich schnell wieder nach unten.
Der Vormittag verfliegt dank der Kinder in Sekundenschnelle. Am Ende dröhnt mein Kopf von den vielen Stimmen, vom Lärm der Trommeln und diverser anderer Musikinstrumente. Das Blechriesenrad lief nahezu ununterbrochen, ebenso wie etliche Spieluhren. Das Bedürfnis, in der Mittagspause an die frische Luft zu kommen, ist so übermächtig, dass ich die kalte Luft regelrecht in mich einsauge. Bisher hat sich die Gewitterwolke noch nicht gemeldet und auch dieses elende Gefühl in mir hat sich ein wenig gebessert. Die Sonne scheint und der Himmel ist blau, auch wenn der Wind ziemlich kalt ist.
Wenn ich zurückkomme, kann Katja nach Hause, während ich noch bis 18 Uhr durchhalten muss. Aber ich denke, jetzt wird es ruhig werden. Unter der Woche und in der Schulzeit ist nachmittags nicht viel los.
Ich gehe zu meinem Lieblingsimbiss nur eine Querstraße weiter. Alles, woran ich denken kann, ist ein leckeres Baguette, dazu einen Latte und ganz viel Sonne. Leider werden meine Gedanken bei der Suche nach einem freien Tisch jäh unterbrochen. Fabian sitzt inmitten der Leute. Er hält sein Gesicht in die Sonne. Ich möchte am liebsten aufheulen vor Schmerz, denn sein Anblick ist atemberaubend und gleichzeitig so, als wenn tausend Nadeln meinen Körper durchbohren.
Natürlich gibt es draußen keinen freien Tisch und der Stuhl neben Fabian grinst mich nahezu höhnisch an. Soll ich es wagen? Verkrafte ich eine erneute Abfuhr? Ist mir die Sonne wichtiger, als mein Selbstbewusstsein?
Noch während ich meine Bestellung aufgebe, weiß ich die Antwort auf alle drei Fragen. Ich balanciere das Tablett zwischen den Leuten hindurch, sammle mich kurz und bleibe vor Fabian stehen.
„Ist hier noch frei?“ Meine Stimme klingt nicht ganz so fest, wie ich es mir wünsche, und die Regenwolke macht schon mal den Blitz scharf.
Verwirrt öffnet Fabian die Augen, sieht mich an und nickt dann, ohne ein Wort zu sagen.
Ich murmle ein Danke , setze mich und fange an zu essen. Sein Schweigen ist so allmächtig, dass ich mich davon ganz befangen fühle. Heimlich sehe ich immer wieder zu ihm hinüber. Noch immer spiegelt sich die Müdigkeit deutlich in seinen Zügen. Jedoch auch sie kann nichts daran ändern, dass ich sein Gesicht unglaublich anziehend finde. Natürlich nicht nur das Gesicht, aber jeden weiteren Gedanken verbiete ich mir.
„Das Wetter ist echt toll“, murmle ich zwischen zwei Bissen.
„Hm, tut echt gut, die Sonne.“
„Wem sagst du das! Ich bin so froh, dass ich wenigstens für ein paar Minuten an die frische Luft komme.“
„Hm.“
„Bist du öfter hier?“
„Nein.“
„Echt? Das ist mein Lieblingsbistro. Nicht nur, weil es so nah ist, sondern weil ich diese Baguettes liebe.“
„Habe keins gegessen.“
„Willst du mal abbeißen?“ Natürlich ist die Frage reine Provokation, aber ich würde ihn so gern aus der Reserve locken, will, dass er die verdammten Augen öffnet, mich wahrnimmt und mit mir redet. Beinahe sofort wird mir klar, dass ich mich mit der Frage zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Tatsächlich öffnet Fabian endlich die Augen, doch der Blick, den er mir zuwirft, ist so finster und unergründlich, dass die Temperatur gleich um ein paar Grade sinkt.
„Ich muss los!“, murmelt er, nimmt seine Tasche und verschwindet, ohne ein weiteres Wort.
„Verdammter Mist“, fluche ich leise und schiebe den Teller zur Seite. Der Appetit ist mir
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