positiv verliebt (German Edition)
aus dem Auto, denn auf einmal kommt mir die Idee doch nicht mehr so gut vor. Vielleicht wäre es besser, ich wäre zu Hause geblieben.
Trotzdem drücke ich auf den Klingelknopf und ein warmes Gefühl macht sich in mir breit, als ich Daniel sehe. Er grinst mich an, zieht mich zur Begrüßung kurz in seine Arme und drückt mir ein eiskaltes Bier in die Hand.
„Du siehst scheiße aus!“
„Tolle Begrüßung. Ich wünschte echt, ich könnte das Kompliment zurückgeben.“
„Ich hasse es, wenn die Typen das mit dir machen“, brummt er und wirft sich schwungvoll auf sein Sofa.
„So viele haben das ja bisher noch nicht geschafft.“
„Zu viele, wenn du mich fragst. Und hatte ich dir nicht von Anfang an gesagt, dass du die Finger von dem Kerl lassen sollst?“
„Ja, Papa“, seufze ich frustriert. „Du bist schließlich auch ein echter Experte auf diesem Gebiet.“
„Man muss kein Experte sein. Man muss nur ab und zu seinen Verstand benutzen.“
Ich stelle das Bier auf das Sidebord neben mir und gehe zurück in den Flur. Den Weg hierher hätte ich mir sparen können, denn meine Kraft reicht nicht, um gegen seine überhebliche Art anzukommen.
„Hey, wo willst du denn hin?“, ruft er hinter mir und hält mich am Arm fest.
„Nach Hause“, murmle ich. „War eine bescheuerte Idee, zu dir zu kommen.“
„Scheiße, Jakob, so habe ich das doch nicht gemeint. Tut mir leid“, erwidert er geknickt.
„Du hast keine Ahnung, wie weh es tut.“
„Stimmt, also erzähl mir, was passiert ist. Was hat der Idiot gemacht?“
„Er ist kein Idiot“, brumme ich und lasse mich von Daniel zurück ins Wohnzimmer und auf das Sofa bugsieren. Bevor er sich neben mich setzt, holt er mein Bier. Wir stoßen die Flaschen gegeneinander und trinken einen großen Schluck.
„Klar ist er ein Idiot, wenn er nicht mit dir zusammen sein will. Was ist denn nun genau passiert? Nach der Sache im Botanischen Garten klangst du doch super optimistisch.“
„Er hat gesagt… er meinte, ich könnte ihn nicht verstehen, weil… weil ich es nicht habe.“ Die Erinnerung an seine Worte und an den Ausdruck auf seinem Gesicht lassen mich leise aufstöhnen. Es ist, als wenn sich ein schwerer Metallpanzer um meinen Oberkörper gelegt hätte, der mir die Luft zum Atmen nimmt.
„Er ist doch ein Idiot!“, flucht Daniel. „Was für ein gequirlter Mist. Es gibt doch so viele andere Paare, die beweisen, dass es klappt…“
„Echt? Wer denn?“, frage ich neugierig.
„Hm … okay, da fällt mir jetzt niemand ein.“, erwidert er und sieht mich geknickt an. Kopfschüttelnd trinke ich mein Bier.
„Aber mal ehrlich, wieso sagt er denn so etwas?“
Ich zucke mit den Schultern, will nicht darauf antworten und weiß vor allem nicht, wie ich es in Worte fassen soll, was zwischen Fabian und mir gestern passiert ist.
Daniels mustert mich mit strengem Blick. Ich weiche ihm aus, trinke noch mehr Bier und beuge mich vor, um mir eine seiner Pornozeitschriften vom Tisch zu nehmen.
„Jakob?“, fragt er und seine Stimme klingt bedrohlich. „Was hast du angestellt?“
„Wie kommst du darauf, dass ich etwas angestellt haben könnte“, gehe ich sofort in die Defensive und Daniels Augenbrauen ziehen sich gefährlich zusammen. „Wenn du so… reagierst… hm… Ich meine, wir kennen uns schon ewig. Ich weiß, wie du drauf bist und du kennst mich ebenso gut. Ich muss dir nichts vormachen, denn du weißt, dass ich froh bin, wenn dieser Typ aus deinem Leben verschwindet. Ja, ich würde sogar eine Party schmeißen, wenn ich wüsste, dass sich das endgültig erledigt hat, aber es ist doch noch gar nicht ausgestanden. Also frage ich dich, was du gemacht hast.“
Seufzend ziehe ich meine Beine dicht an den Körper, schlinge meine Arme darum und lege den Kopf auf die Knie.
„Ich habe nichts gemacht“, beharre ich stur. „Fabian soll mit seiner Therapie beginnen und er will anscheinend nicht.“
„Und?“
„Und? Wusstest du, dass… also, wenn das mit den Tabletten erfolgreich verläuft, dass dann die Vermehrung des Virus so weit eingedämmt wird, dass man ihn nicht mehr nachweisen kann. Dann wäre er theoretisch nicht mehr ansteckend und… Ich habe auf der Ausstellung diese Frau kennen gelernt. Sie bekommt ein Kind von ihrem HIV-positiven Mann und… also…“
Daniel schnauft, geht zur Bar und holt den Whiskey und zwei Gläser heraus. Gluckernd rinnt goldene Flüssigkeit aus der Flasche und ein rauchiger Geruch kitzelt meine Nase.
„Hier“,
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