positiv verliebt (German Edition)
brummt er und trinkt ohne einen weiteren Kommentar einen Schluck. Erstaunt betrachte ich ihn. Daniel reibt sich über die Stirn, dann dreht er sich zu mir und schüttelt den Kopf.
„Genau das ist dein Problem, Jakob. Du bist ein Träumer. Du hoffst auf den Moment, wo ihr gemeinsam zum Arzt geht und anschließend den negativen Aids-Test in den Händen haltet. Dann guckt ihr euch verliebt in die Augen. Bei Kerzenlicht und auf Rosen gebettet, spritzt du ihm deinen geilen Saft direkt in den Arsch und ihr lebt glücklich und zufrieden bis zum Ende eurer Tage…“
Protestierend richte ich mich auf, aber Daniels Blick sorgt dafür, dass ich regelrecht in mich zusammenfalle. Er krabbelt auf dem Sofa zu mir rüber, stützt seine Hände auf meine Knie und sieht mich herausfordernd an.
„Aber das wird niemals passieren, Jakob. Denn mal ehrlich, es ist vollkommen egal, ob das Virus noch nachgewiesen werden kann. Es ist in ihm drin und ich würde lieber zehn Gummis gleichzeitig über meinen Schwanz ziehen, denn kein Arsch kann so geil sein, dass ich dafür ein Risiko eingehe.“
„Der Schutz ist höher als bei einem Kondom“, murmle ich.
Lachend lässt sich Daniel nach hinten fallen. „Und das hast du ihm gesagt?“, fragt er ungläubig. „Komm schon Schatz, nimm die Pillen, damit ich dich besser ficken kann?“ Sein Tonfall ist zynisch und nimmt mir die Luft zum Atmen.
„So habe ich das bestimmt nicht gesagt“, fahre ich ihn an. „Und vor allem habe ich das auch überhaupt nicht gemeint. Es ist doch nur… er muss doch die Tabletten nehmen, damit es ihm noch lange gut geht.“
Ich spüre den Druck hinter den Augen und kann nichts dagegen machen, dass sich die ersten Tränen ihren Weg suchen. Zornig wische ich sie weg. Ich hasse es zu heulen, und kann trotzdem nichts dagegen machen.
„Er wird mit Sicherheit die Therapie anfangen, aber doch nicht, weil er dir damit einen Gefallen tut, sondern weil er die Gefahren kennt. Und diese Tabletten sind ja auch nicht gerade harmlose Traubenzuckerpillen, die hauen richtig rein und das für den Rest seines Lebens.“
Daniel richtet sich auf, kramt hinter dem Sofa und holt eine Box mit Taschentüchern hervor. Für gewöhnlich ist die nicht dafür gedacht, dass sich so ein Idiot wie ich die Tränen damit wegwischt, aber ich greife trotzdem zu und schniefe obendrein noch theatralisch laut, was Daniel ein Grinsen entlockt.
„Ich will dich ja echt nicht daran erinnern, wie du dich angestellt hast, als du für ein halbes Jahr dieses Vitaminpräparat nehmen solltest. Man hätte meinen können, die Welt geht unter, so hast du gejammert. Ein halbes Jahr ist kein Vergleich zum Rest des Lebens.“
„Und was soll ich jetzt machen?“, flüstere ich mit erstickter Stimme. Die verdammten Tränen wollen einfach nicht versiegen.
„Als erstes hörst du mal auf zu heulen und dann kannst du diesen Scheiß nicht vergessen und einen anderen Kerl anhimmeln?“, brummt Daniel unzufrieden.
„Das ist dein Rat?“, knurre ich enttäuscht.
„Was hast du denn erwartet?“, erwidert er glucksend.
Ich zucke mit den Schultern und trinke meinen Whiskey. Die Wärme des Alkohols überlagert den Schmerz. Vielleicht sollte ich noch viel mehr davon trinken.
„Können wir uns besaufen?“, frage ich und betrachte liebevoll das mittlerweile leere Glas in meiner Hand.
„Klar.“ Daniel springt sofort darauf an. Er schenkt nach und prostet mir zu.
„Dazu ein bisschen zocken?“ Er deutet auf die Controller neben dem Fernseher.
„Meinetwegen.“
Ich bin kein besonders guter Spieler und gegen Daniel habe ich für gewöhnlich keine Chance, aber das ist auf jeden Fall eine bessere Ablenkung als der Club. Und obendrein kann ich noch mehr von dem Whiskey trinken.
Tatsächlich verliere ich nun schon zum dritten Mal mein Leben, was Daniel natürlich zu noch mehr Ehrgeiz anspornt. Dafür kann ich die wunderbare Wirkung des Alkohols schon längst spüren. Mein Gehirn ist ganz weich, Nebelschwaden ziehen durch meinen Kopf und meine Gliedmaßen reagieren deutlich zeitversetzt. Auch Daniels Koordination funktioniert nicht mehr zu einhundert Prozent, aber trotzdem ist er immer noch besser als ich, denn den Hinterhalt, aus dem er schießt, habe ich natürlich nicht erwartet. Erneut getroffen sinkt meine Figur zu Boden und Daniel klatscht vor Freude in die Hände.
„Du bist so was von erledigt“, lallt er und sieht mich zufrieden an.
„Das war ein feiger Hinterhalt“, verteidige ich mich.
Eine Weile
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