positiv verliebt (German Edition)
Zettel, ohne sie anzusehen, von mir runter und lege mich wieder hin. Meine Augen fallen von ganz allein zu, während ich mit den Händen nach der Decke suche und sie mir bis über den Kopf ziehe.
„Es ist gleich halb vier am Nachmittag. Ich finde, du hast jetzt echt lang genug geschlafen. Ich dagegen war schon ziemlich fleißig.“ Seine Stimme klingt belustigt und gleichzeitig stolz, sodass ich kurz unter meiner Decke hervorgucke.
„Halb vier“, murmle ich vor mich hin und richte mich panisch auf. Das Museum! Aber dann fällt mir ein, dass ich heute gar nicht arbeiten muss. Meine Mutter hat mir schließlich das ganze Wochenende frei gegeben, allerdings erwartet sie dafür, dass ich ihr demnächst erzähle, weshalb meine Laune gestern so dermaßen mies war.
„Fleißig? Was hast du denn gemacht?“, erinnere ich mich wieder an Daniels Aussage und sehe ihn neugierig an.
„Ich habe recherchiert!“
Schon das Wort allein bringt meinen Magen zum Rebellieren. Ich spüre, wie die Magensäure sich einen Weg nach oben sucht und kann nur mit Mühe verhindern, dass sie ihn auch findet. Mir ist schlecht und alles dreht sich. Verdammter Whiskey!
„Ich glaube, dein Whiskey war schlecht“, knurre ich frustriert.
„Du hättest ihn nicht runterschütten sollen, als wenn es sich dabei um Leitungswasser handelt.“, erwidert Daniel und auch ohne hinzusehen weiß ich, dass er von einem Ohr zum anderen grinst.
„Also willst du denn nicht wissen, was ich herausgefunden habe?“
„Nein!“
Daniel brummt genervt und reißt mir die Decke weg. Dass ich ihn brummend als Arschloch bezeichne, ignoriert er gekonnt und sammelt stattdessen das Papier wieder auf, sortiert es und scheint darin zu lesen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass es für so etwas einen besonderen Namen gibt“, sinniert er.
„Was meinst du?“
„Na…“ Er fuchtelt mit einer Hand in meine Richtung. „… na so was eben. Diskordante Paare das klingt doch irgendwie…“
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und starre Daniel an. „Das ist lateinisch und heißt nichts anderes als nicht übereinstimmend .“
„Elender Streber!“ Daniel wischt meinen Einwand weg und grinst mich schon wieder an. „Hier, mein Lieber, habe ich einen perfekten Leitfaden für dich gefunden.“
„Leitfaden? Ich brauche keinen Leitfaden. Wofür überhaupt?“
Das Denken fällt mir unglaublich schwer und Daniels Gequatsche geht mir auf den Geist. Ich will jetzt nicht reden, ich will auch keinen Leitfaden lesen. Ich will einfach nur meine Ruhe und ein Klo. Mühsam erhebe ich mich und verschwinde in Richtung Bad.
„Natursektspiele sind absolut unbedenklich“, ruft er mir hinterher.
„Du bist so ekelhaft“, brülle ich zurück und lasse die Badtür ins Schloss fallen.
Trotzdem muss ich grinsen, als sich meine Blase allmählich leert. Als wenn ich jemals über Spiele dieser Art nachdenken würde.
„Ich brauche eine Dusche“, rufe ich durch die verschlossene Tür und fange an, mir meine Klamotten auszuziehen.
„Klar“, antwortet Daniel. „Du könntest dir mit ihm sogar eine Zahnbürste teilen. Nur ich finde das ziemlich unangenehm, also nimm dir bitte eine Ersatzbürste aus dem Schrank neben dem Waschbecken“, referiert er weiter.
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest“, murre ich und verschwinde unter der Dusche. Ob er mir darauf antwortet, höre ich dank des Wasserrauschens nicht mehr. Ich verstehe überhaupt nicht, was das alles soll. Ich dachte, Daniel wäre zufrieden, dass sich die Sache mit Fabian erledigt hat. Stattdessen hält er mir einen Vortrag über Zahnbürsten und …
„Knutschen und Kuscheln, alles kein Problem. Darauf stehst du doch so sehr. Blasen ohne zu schlucken, aber vom Lusttropfen darfst du naschen.“ Daniel hat anscheinend die Tür ein Stück geöffnet, damit ich ihn gut verstehe.
„Daniel!“
„Was denn? Das musst du dir echt mal durchlesen. Da steht ziemlich viel drin, was du bestimmt gut gebrauchen kannst. Auch über diese ganzen Therapiesachen und überhaupt.“
Ich stelle das Wasser ab und öffne die Kabine einen Spaltbreit.
„Ich weiß nicht, ob du das gestern nicht mitbekommen hast, aber Fabian hat mich rausgeschmissen. Dein Aufklärungsmaterial ist also überflüssig.“
„Aber das wird dich doch nicht abhalten, es weiter zu versuchen.“
„Doch!“, brumme ich und spüre den Schmerz in meiner Brust.
„Doch? Woher kommt der Sinneswandel?“
Daniel reicht mir ein Handtuch und lehnt sich mit verschränkten
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