positiv verliebt (German Edition)
gereicht hat, aber wenn ich ihn jetzt betrachte, dann hoffe ich es zumindest.
Gestern habe ich noch mit meiner Mutter telefoniert. Ich muss heute nicht ins Museum, allerdings erwartet sie, dass sie den Grund für mein Fernbleiben möglichst bald kennenlernen darf. Bisher habe ich erst einmal jemanden mit nach Hause gebracht und die Reaktion meiner Eltern war bei weitem nicht so gewesen, wie ich mir das erhofft hatte. Ich dachte, Mario wäre der richtige Mann für mich. Dass meine Eltern ihm so skeptisch gegenüberstanden, tat höllisch weh. Im Nachhinein hatten sie recht, aber das machte das beklemmende Gefühl damals auch nicht wieder wett. Was werden sie zu Fabian sagen?
Er hat mich noch immer nicht bemerkt und gerade als ich überlege, mich von hinten an ihn heranzuschleichen, zuckt er zusammen und lässt das Messer aus der Hand fallen.
„Verflucht“, schimpft er und hält seine Hand über die Spüle, die direkt neben ihm ist. Mit wenigen Schritten bin ich bei ihm und betrachte das Malheur. Er hat sich in den Finger geschnitten. Es ist kein großer Schnitt, aber es blutet wie verrückt.
„Jakob“, flüstert er und starrt wie paralysiert auf die dicken Blutstropfen, die langsam in den Ausguss rinnen. „Geh weg.“
Tatsächlich halte ich einen Moment inne, betrachte das Schauspiel, das mir surreal und gleichzeitig unheimlich erscheint. Jeder dieser kleinen Tropfen ist vom Virus durchtränkt.
„Geh weg, geh endlich weg… Bitte, geh doch…“, murmelt Fabian vor sich hin und reißt mich aus meiner Starre. Ich streichle ihm mit einer Hand beruhigend über den Rücken und greife dann vorsichtig nach seinem blutenden Finger.
„Beruhige dich, so schlimm ist es gar nicht“, sage ich, drehe den Wasserhahn auf und halte Fabians Hand unter den kalten Strahl.
„Ich bin so ein Idiot“, murmelt er und verzieht das Gesicht.
„So würde ich das nicht sagen.“ Schmunzelnd sehe ich ihn an und drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen. Ich reiße ein Stück von der Küchenrolle ab und trockne damit seinen Finger ab, bevor ich die Wunde noch einmal betrachte.
„Zum Glück hast du nicht allzu tief reingesäbelt. Ein Pflaster sollte vollkommen genügen“, behaupte ich gespielt fachmännisch und zwinkere ihn an. Noch immer quellen einige Tropfen Blut aus der Wunde, die ich mit dem Küchenkrepp auffange.
„Du bist… macht es dir gar keine Angst?“, fragt Fabian und mustert mich ungläubig.
„Doch, natürlich. Ich finde, wir sollten über den Gebrauch von so großen und scharfen Messern noch mal intensiv reden“, erwidere ich ernst. Er runzelt die Stirn und öffnet den Mund.
„Ich weiß, was du meinst, und ja, es macht mir Angst. Aber es ist wie mit deinem Sperma…“, flüstere ich anzüglich und Fabians Wangen färben sich augenblicklich rot. „Meine Haut ist vollkommen intakt und ich habe ja nicht mal etwas von deinem Blut an meinen Fingern gehabt.
„Trotzdem…“, wendet er ein und bringt mich mit seinem trotzigen Blick zum Grinsen.
„Wenn du dich besser fühlst, wasche ich mir, nachdem wir hier endlich ein Pflaster draufgeklebt haben, die Hände und du darfst auch noch mal mit diesem stinkenden Zeug sprühen.“
Fabian erwidert nichts darauf und geht ins Badezimmer, von wo er wenige Augenblicke später mit einem Paket Pflaster und dem Desinfektionsspray zurückkommt. Eigentlich war das mit dem Spray nur ein Scherz, aber vielleicht gibt es ihm ja wirklich Sicherheit.
„Ich dachte…“, sage ich leise, während ich ihm ein kleines Pflaster auf die Wunde klebe, „… dass es irgendwie umgekehrt sein würde, dass du mir sagst, dass ich mir keine Sorgen machen muss, weil ich mich auf diesem Weg nicht anstecken kann.“
Erneut wird Fabian rot und wendet sich von mir ab. Ich halte ihn auf und ziehe ihn zurück zu mir.
„Ich weiß das… aber ich kann damit einfach nicht umgehen.“
„Dann wird es Zeit, dass du es lernst, meinst du nicht?“
„Ich dachte, ich hätte es besser im Griff“, murmelt Fabian verlegen.
„Hey, du solltest dir nicht so viele Gedanken machen“, versuche ich ihn zu beruhigen, aber leider bewirken meine Worte genau das Gegenteil. Fabian stößt mich von sich und funkelt mich wütend an.
„Du hast doch keine Ahnung, wie es mir geht“, brummt er und verlässt die Küche.
„Das hatten wir schon“, rufe ich ihm hinterher und spüre, wie sich Wut und Frust gleichermaßen einen Weg nach draußen suchen.
„Genau, und es hat sich nichts an der Tatsache
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