positiv verliebt (German Edition)
brumme ich und erst jetzt wird mir bewusst, was das bedeutet. Fabian hat mit der Therapie angefangen. Ich habe gelesen, dass der Anfang ziemlich hart ist … Durchfall, Brechreiz, Fieber und Schüttelfrost. Es können ziemlich viele Nebenwirkungen auftreten, die sich aber nach ein paar Wochen legen und ganz offensichtlich ist Fabian gerade mittendrin. Als er wieder nach draußen kommt, lächelt er mich schüchtern an. Ich reiche ihm das Glas und er spült sich dankbar den Mund aus. Anschließend wäscht er sich die Hände und das Gesicht. Als er nach dem Geschirrtuch greifen will, nehme ich es in die Hand und trockne ihn vorsichtig ab.
„Ich fahre dich am besten nach Hause“, sage ich leise und wische über seine Augen.
„Das musst du nicht … ich … es … wird schon gehen“, nuschelt Fabian.
„Ich sagte, ich fahre dich jetzt nach Hause.“ Meine Stimme ist ein wenig lauter geworden. Ich sehe ihn an und hoffe, er erkennt, dass ich keinen Widerspruch akzeptieren werde. Nicht jetzt… er darf mich einfach nicht zurückweisen. Er nickt und seufzt leise.
„Jakob … ich … es tut mir leid.“, schluchzt Fabian und drängt sich erneut an mich. Ich spüre, wie seine Beine nachgeben und er ganz schlapp in meinen Armen hängt. Es gibt Momente im Leben, da befindet man sich echt am falschen Ort! Diese Toilette ist… aber ich habe keine Zeit, mir über die Umgebung Gedanken zu machen. Stattdessen stoße ich mit einem Bein eine der Türen weit auf, schiebe mich mit Fabian hinein und setze mich auf das Klo. Alles, was im Moment zählt, ist der Mann, den ich jetzt auf meinen Schoß ziehe und der so schmerzlich weint.
Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und zwinge ihn mich anzusehen.
„Du hörst mir jetzt genau zu.“ Seine Augen weiten sich, als wenn er mich gerade erst erkennt. Er zieht schniefend die Nase hoch und wenn sein Anblick nicht schon vor langer Zeit mein Herz erreicht hätte, dann wäre es wohl jetzt passiert. Hier, auf diesem nicht besonders gut riechenden Klo, möchte ich trotz allem dahinschmelzen…
„Wenn ich dir sage, dass alles wieder gut wird, dann wird es das auch. Du musst nur… du musst einfach daran glauben und dieser ganzen Sache eine Chance geben. Nicht nur mir, sondern auch der Therapie.“
„Ich versuche es ja…“, wispert er und senkt den Blick.
„Das reicht nicht, du musst daran glauben.“
„Ich… fühle mich so schrecklich allein“, schluchzt er erneut herzerweichend.
„Aber das bist du doch gar nicht“, wende ich ein und streichle beruhigend seinen Rücken.
„Ich habe dich verjagt und dabei… dabei wollte ich das überhaupt nicht.“
„Wenn du das nicht wolltest“, erwidere ich und küsse sanft seine Nase, „dann ist es auch nicht geschehen.“ Mein Herz wummert wie verrückt in meiner Brust. Ich streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht und hauche kleine Küsse auf seine Wange.
„Wirklich?“, fragt Fabian und seine ängstliche Stimme entlockt mir ein breites Lächeln.
„Ja. Und nun lass uns von hier verschwinden.“
Es gibt mit Sicherheit sehr viel schönere Orte, an denen wir miteinander reden können, aber dieses Klo wird wohl nun für immer ein besonderer Platz in unserem Leben sein. Bei dem Gedanken muss ich mich allerdings schütteln.
Fabian erhebt sich und streckt mir seine Hand entgegen. Ich ergreife sie und wir gehen wieder nach vorn, wo Max uns schon sehnsüchtig erwartet.
„Ich fahre Fabian jetzt nach Hause“, teile ich ihm mit. Für den Hauch einer Sekunde vermeine ich, so etwas wie Schmerz in Max‘ Augen zu sehen, aber dann lächelt er und kommt auf uns zu. Er umarmt Fabian kurz und drückt mich anschließend an sich.
„Pass gut auf ihn auf“, flüstert Max und sieht mich sehnsüchtig an.
„Das mache ich“, erwidere ich lächelnd, dann beuge ich mich vor und hauche einen leichten Kuss auf seine Lippen. „Danke.“
Ein blauer Freund
Ich stehe im Türrahmen und beobachte Fabian, wie er das Frühstück vorbereitet. Er wirkt heute Morgen viel entspannter, auch nicht mehr so zerbrechlich wie letzte Nacht. Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich hier bin, dass ich vor allem immer noch hier sein darf. Fabian hat unruhig geschlafen, ist immer wieder aufgeschreckt, hat gezittert und auch geweint. Wie gern hätte ich mich weniger hilflos gefühlt, hätte ihm mit großen Worten Sicherheit gegeben. Mein Hals war jedoch wie zugeschnürt und alles, wozu ich in der Lage war, war ihn festzuhalten. Ich habe keine Ahnung, ob das
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