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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht?«
    »Eine Glühbirnenweisheit.«
    Er starrte mich an. »Dann soll ich sie also auf und ab gehen und kein Auge zumachen und so tun lassen, als ginge es ihr prima?« Er schlug sich an die Schläfe. »Hören Sie das. ›Lassen‹. Als wäre ich ihr Vater, wo zum Teufel kam das bloß her?«
    »Aus tiefer Zuneigung.«
    Seine Kinnlade sackte herunter. Er bückte sich ruckartig, riss einen Schnürsenkel auf und band den Turnschuh wieder zu. »Tiefe Zuneigung… damit haben Sie recht. Ich liebe sie.«
    »Das weiß ich.«
    Mehrere Augenblicke verstrichen. Als er wieder sprach, war seine Stimme leise und undeutlich.
    »Gibt es eine Chance, dass das auf Gegenseitigkeit beruht?«
    »Sie hat Ihr Zufluchtsangebot akzeptiert.«
    »Aber das könnte aus Verzweiflung geschehen sein - ach, Scheiße, da wären wir ja wieder, ich, ich, ich… Also meinen Sie, ich sollte nichts tun?«
    »Ich würde sagen, überlassen Sie ihr die Führung, seien Sie da, um zuzuhören.«
    »Und das Auf-und-ab-Gehen, die Angewohnheiten - das ist vorübergehend, weil die Kacke zum Himmel stinkt?«
    Ich antwortete nicht.
    Er sagte: »Ja, ja«, und kratzte sich am Kinn. »Nächstes Thema: Irgendwelche Fortschritte im Detektiv-Ressort?«
    »Nichts Weltbewegendes, aber gute Leute arbeiten daran.«
    »Pete hat seinen eigenen Vater umgebracht«, sagte er. »Das überschreitet eindeutig alle… Okay, ich gehe, vielen Dank, dass ich kommen durfte.«
    Auf dem Weg nach draußen bückte er sich und streichelte Blanche. »Entschuldige, dass ich dich vorhin ignoriert habe. Du bist wirklich so süß, wie meine Freundin behauptet.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. Seine Muskeln zuckten.
    »Sie machen Ihre Sache wirklich gut, Kyle.«
    »Ja, ja, vielen Dank für die Blumen.«
    Um vierzehn Uhr kam Milo vorbei, und wir setzten uns in die Küche und aßen kaltes mexikanisches Essen.
    »In sechs umliegenden Countys sind keine weiteren Immobilien auf Maria Baker oder Mary Whitbread eingetragen. Falls sie einen dritten Namen benutzt hat, haben wir Pech gehabt. Petra hat endlich die Telefonunterlagen bekommen. Die meisten Anrufe von Whitbreads Anschluss gingen zu Geschäften in B. H. und Brentwood. Die Ausnahme ist ein Handy, das drei oder viermal am Tag auftaucht. Leider ist der Apparat auf sie angemeldet.«
    »Sie hat Junior ein Telefon gekauft.«
    »Und hat dafür gesorgt, dass es auf ihren Namen läuft, zur Tarnung. Sobald wir ihn finden, können wir die liebe Mommy vielleicht als Mitschuldige drankriegen. Während ich im Grundbuchamt war, habe ich ein paar interessante Luftaufnahmen gesehen - ein neuer Vertrag, den sie mit einer Firma für ein globales Positionssystem haben, du gibst die Adresse eines Grundstücks ein und bekommst ein hübsches, scharfes Foto. Der Bürger in mir sagt, dass Orwell recht hatte. Der Cop in mir sagt: Phantastisch, besorgen wir uns ein paar Fotos von Marys Immobilienbesitz und schauen nach, ob es irgendwelche Anzeichen für ein Begräbnis gibt.«
    »Irgendein Begräbnis, das vor zehn Jahren stattgefunden hat.«
    »Herrje, vielen Dank, jetzt bin ich wieder so deprimiert wie eben«, sagte er. »Hast du schon mal daran gedacht, fürs Finanzamt zu arbeiten?«
    »Hier sind ein paar Informationen, nach denen du dich vielleicht besser fühlst«, sagte ich. »Patty wusste definitiv über die Mädchen, die Müllbeutel und den Lieferwagen Bescheid.« Ich wiederholte alles, was ich von Herbert Stark erfahren hatte.
    »Und das macht mich glücklich, weil…«
    »… es die Situation klärt. Als Bandini versuchte, bei Patty einzubrechen, wusste sie, wer er war, und hatte sich vorbereitet.«
    »Eine Mama mit der Pistole bei der Hand«, sagte er. »Keine Zeit zum Plaudern mit Tanya, die ein kleines Stück entfernt schläft. Sie hat sich eine Methode ausgedacht, wie sie die Lage unter Kontrolle hat, und es fertiggebracht, ihm die Spritze reinzujagen.«
    »Die Einstichwunde war nicht an seinem Hinterkopf oder einer anderen ungewöhnlichen Stelle«, erklärte ich. »Genau in der Armbeuge, wo man damit rechnen würde. Dafür müsste er völlig fügsam gewesen sein.«
    »Mordvorsatz im Dienst der Mutterpflichten«, sagte er.
    »Sorg dafür, dass es hübsch natürlich aussieht. Ich stelle es mir vor, und sie tut mir leid. Sie muss schnell machen, in der Hoffnung, dass Tanya nicht wach wird. Zerrt die Leiche nach draußen auf die Straße und betet, dass es nicht zufällig einem Nachbarn auffällt. Aber sie ist so geistesgegenwärtig, Bandinis

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