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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mitbringen sollen, damit hätte ich mich direkt durch das gottverdammte Fen -«
    Die Tür ging weit auf. Ein junger Mann mit sandfarbenem Haar in grauem Anzug, weißem Hemd und blauer Krawatte sagte: »Special Agent Wesley Wanamaker.« Sein Gesicht passte zu der jungenhaften Stimme. Er warf noch einen Blick auf unsere Ausweise und machte schließlich einen Schritt zurück.
    Eine Suite mit zwei Zimmern, die keine Schattierung heller als erdfarben war. Fragwürdige Kunst war über pflegeleichte Wände verstreut. Verdunklungsvorhänge machten einem Blick nach Osten den Garaus, den Avi Benezra zu schätzen gewusst hätte. Die Luft war gesättigt mit Pizza und Schweiß. Eine fettige Dominoschachtel stand auf einem Beistelltisch.
    Ein blasser, weißhaariger Mann winkte uns von einer beigefarbenen Couch in der Mitte des Wohnraums zu. Ungefähr sechzig, schmale Schultern, ein Witwenbuckel, der seine Nackenhaare hochstehen ließ. Er trug einen schwar zen Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt, eine cremefarbene Hose, die neu aussah, und schwarze Gucci-Slipper ohne Socken. In seiner Hand war ein Glas mit einer orangefarbenen Flüssigkeit. Als wir näher kamen, zwinkerte er Petra zu, und dieselbe Stimme, die auf unserem Einlass bestanden hatte, sagte: »Hat lange gedauert, Jungs. Und junge Frau.«
    »Echt lange, Mr. Fortuno«, erwiderte Petra. »Geradezu ewig.«
    »Wenn du verliebt bist, ist jeder dein Freund«, sagte Mario Fortuno.
    »Nun denn, wenn wir schon alle Kumpels sind, werden Sie sicher beglückt sein, uns alles zu erzählen, was wir über Peterson Whitbread alias -«
    S. A. Wesley Wanamaker trat zwischen sie und Fortuno. »Bevor wir weitermachen, müssen wir die Regeln festsetzen. Mr. Fortuno ist ein verurteilter Straftäter im Gewahrsam des FBI. Aus diesem Grund sind seine Bewegungen und Gespräche zu jeder Zeit durch das FBI aufzuzeichnen. Fragen hinsichtlich anhängiger Untersuchungen durch Bundesbehörden sind nicht gestattet. Sie haben eine Stunde, um mit Mr. Fortuno über genehmigte Themen zu sprechen, von der bereits…« Er knöpfte sein Jackett auf und zog eine Taschenuhr hervor. »… drei Minuten verstrichen sind. Zur Kenntnis genommen?«
    »Yessir«, sagte Petra.
    Hinter Wanamakers Rücken formte Milo stumm das Wort »Arschloch«.
    Als Wanamaker sich zu ihm umdrehte, sagte Milo: »Dito, Agent W.«
    »Doktor«, sagte Wanamaker, »ich benötige auch von Ihnen eine ausdrückliche Bestätigung, da Sie offenbar im Dienst der lokalen Polizeibehörde stehen.«
    »Bestätigt.«
    »Glauben Sie diesem Typen?«, fragte Mario Fortuno. »Als wäre ich wichtig.«
    Wanamakers Hand zog sein Jackett nach hinten und entblößte seine Waffe im Schulterholster. Noch ein kurzer Blick auf die Uhr. »Vier Minuten vorbei.«
    »Können wir anfangen?«, fragte Petra.
    Wanamaker gab den Weg frei. Fortuno bohrte in der Nase.
    Da keine Stühle in Sicht waren, standen wir vor ihm. Sein munteres Lächeln wurde von einer grünstichigen Gefängnisblässe getrübt. Seine weißen Haare waren dünn, mit Pomade nach hinten frisiert, und sie lockten sich hinter den Ohren. Schwaches, pockennarbiges Kinn und eine mit geplatzten Äderchen verzierte Knollennase. Zusammengekniffene, hyperaktive Augen mit der Farbe von Zigarrenasche wurden von Hauttaschen nach unten gezogen. Er fummelte an seiner Nase herum und zerrieb etwas zwischen Zeigefinger und Daumen.
    Noch ein träges Lächeln, schief und echsenartig. Abkömmling einer Paarung zwischen Mensch und Leguan.
    Petra sagte: »Mr. Fortuno, wir sind hier wegen Peterson Whitbread alias Blaise De Paine. Bitte erzählen Sie uns alles, was Sie über ihn wissen.«
    »Wer sagt, dass ich Kenntnis von irgendetwas habe?«, fragte Fortuno. Ausdrucksloser Tonfall aus dem Mittleren Westen. Ganz leichte Betonung auf »Kenntnis«. Als hätte er sich das Wort gerade eingeprägt.
    »Sie haben ihn als Mieter eines Hauses am Oriole Drive empfohlen.«
    »Wann war das?«
    »Kurz bevor Sie ins Gefängnis gingen.«
    »Mann, mein Gedächtnis lässt ganz schön nach.« Fortuno zeigte auf die Pizzaschachtel. »Vielleicht zu viele Kohlenhydrate.«
    Petra wandte sich Wanamaker zu.
    »Themen, die nicht Bundesangelegenheiten betreffen, fallen nicht unter die Einverständniserklärung«, sagte er.
    »Was bedeutet«, sagte Milo, »er kann uns zum Narren halten, während Sie unsere Zeit nehmen.«
    »Gott bewahre«, sagte Fortuno.
    »Falls Sie nicht mit uns kooperieren wollen, Mario«, erklärte Petra, »dann sagen Sie es jetzt gleich,

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