Postkarten
schleuderte es auf Loyal. Es traf ihn an der Schulter, fiel auf den Tisch und zerbrach. Sie rannte durch den Raum auf ihn zu, stieß seinen Stuhl um, daß sie beide zu Boden gingen. Sie grub ihre Knie in den Boden, ihre steifen Haarspitzen sprangen in die Höhe wie Flammen auf der Oberfläche der Sonne, und sie prügelte auf ihn ein.
Im Augenblick, als er fiel, wollte er ihr die Kehle durchschneiden, den Berg schwarzer Haare bis zum Gehirn spalten. Er schnellte vom Boden hoch wie ein Hammer. Er glaubte, er hätte sie umgebracht, wären nicht Criddle und Ben Rainwater gewesen, der endlich hereinkam, den Filzhut tief in die Augen gezogen. Die drei Männer stolperten in einem wogenden Tanz herum. Mrs. Criddle schob Marta durch die Küche hinaus auf die Straße.
»Mir egal, ob Sie Ihre Jacke haben oder nicht. Sie gehen jetzt nach Hause, wenn es so was für Sie gibt.«
Und in seiner Wut spürte Loyal eine böse Zufriedenheit, daß das Adrenalin einen Erstickungsanfall verhindert hatte. Das Geheimnis war nicht gelüftet worden. Und in jener Nacht schrieb er oben auf eine Seite im Buch des Indianers: Nur auf eine Weise, strich die Worte wieder aus, bis der Stift das Papier zerriß, sperrte diese Gedanken aus. Wer wußte schon, wie viele Arten zu lieben es gab? Diejenigen, die keine Art finden konnten, wußten um die Schwierigkeiten.
38
Es sieht nach Regen aus
Jewell wachte mit dem Gefühl auf, sich beeilen zu müssen. Es gab einiges zu erledigen, in Ordnung zu bringen. Sie trank eine Tasse Kaffee im Stehen, sah in den dunklen Morgen hinaus. Die Tasse in ihren Händen zitterte. Noch wackelig auf den Beinen, dachte sie, aber sie war ruhelos. Es stand wohl ein Wetterumschwung bevor.
Sie spülte Tasse und Untertasse ab und aß ein paar Apfelschnitze. Hatte zur Zeit keinen Appetit. Stämmig seit Dubs Geburt, war sie im vergangenen Jahr vom Fleisch gefallen. Ihr Spiegelbild erschreckte sie - die alte Großmutter Sevins mit spitzer Nase und Runzeln starrte sie an. Sie war zweiundsiebzig und sah auch so aus, fühlte sich aber vom Zittern abgesehen wie eine junge Frau.
Zu schade, dachte sie. Wieder hatte sie den Farbwechsel des Laubs verpaßt. Im Oktober, als die Bremsen des neuen Wagens ausgewechselt wurden, war er auf dem Höhepunkt gewesen, und dann hatte sie ihn völlig vergessen, und der Altweibersommer war vorbeigegangen. Sie hatte schon immer zum Farbwechsel nach New Hampshire in die Berge fahren wollen, nachdem sie mit der Arbeit in der Konservenfabrik fertig wäre. Die Leute sagten, es sei großartig, die Farben und die Ausblicke. Sie sehnte sich danach, auf der Mautstraße den Mount Washington hinaufzufahren. Und als sie endlich Zeit dafür hatte, hatte sie es vergessen. Sie glaubte, der Käfer würde es schaffen; die Leute sagten, die Straße sei schwierig und nicht wenige müßten umkehren. Die Autos, die zu kochen anfingen. Aber auf dem Gipfel könne man bis ans Ende der Welt sehen und einen Aufkleber für die Stoßstange kaufen, auf dem stand: DIESES AUTO WAR AUF DEM MOUNT WASHINGTON. Dämlich, daß sie so etwas wollte, einen Autoaufkleber, aber sie wollte ihn. Der Mount Washington. Das war eine Unternehmung für ein altes Mädel!
Ray hatte sie überredet, Minks alte Vorkriegskarre für einen 1966er VW-Käfer in Zahlung zu geben. »Der hat erst fünfunddreißigtausend Kilometer drauf und hält so lang wie der alte Ford, der macht’s viele Kilometer, und du kannst damit an Orte fahren, die die meisten Wagen nicht schaffen. Rudi hat einen in ziemlich gutem Zustand. Die Farbe ist’n bißchen komisch, aber er will dir’nen guten Preis machen.«
»Die Farbe ist mir egal!« sagte sie. Und dann: »Welche Farbe hat er denn?«
»Er ist orange, Jewell. Mit limonengrünen Polstern. Eine Sonderanfertigung, aber die Leute sind mit den Ratenzahlungen im Rückstand. Er läuft prima und hat’ne gute Heizung. Kein bißchen Rost an der Karosserie. Rudi will dir die Bremsen kostenlos auswechseln, wenn du an dem Wagen Interesse hast. Er kriegt ihn wegen der Farbe schlecht los, soviel steht fest.«
Sobald sie über das Aussehen des kleinen Autos hinweggekommen war, gefiel es ihr. Die Buckelform und der Eifer des Fahrzeugs wirkten vertraut; es erinnerte sie an Mernelles alten Hund.
Sie räumte den Wohnwagen auf, fuhr mit dem Staubsauger über den geflochtenen Teppich, breitete ein sauberes Tischtuch aus und legte die Bretter in den Küchenschränken mit frischem Papier aus. Das war richtige Arbeit. In den alten Zeiten
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