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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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peinvoll verbrachten Mahlzeiten, bei denen drückende Stille herrschte, trafen wir ein stillschweigendes Übereinkommen. Regelin aß eine Stunde vor Kit, Alice und mir. Danach sahen wir ihn praktisch überhaupt nicht mehr.
    Irgendwie taten mir die Marsier leid. Sie waren ihrer Heimat so fern, und die Lebensbedingungen auf der Erde waren für sie kaum erträglich. Das höhere Gewicht, der Luftdruck, die Hitze, Feuchtigkeit, das grelle Sonnenlicht, sogar die aufdringliche Buntheit der Landschaft waren für sie schwer zu ertragen.
    »Und trotzdem fällt es ihnen leichter als uns, wenn es umgekehrt wäre«, sagte ich einmal zu Kit.
    Sie runzelte ihre klare Stirn, und die Falte, die dabei zwischen den feinen Augenbrauen entstand, fand ich besonders hübsch. »Wieso?« fragte sie.
    »Na, ganz einfach. Sie können ohne besondere Vorrichtungen auf der Erde leben, wenn es darauf ankommt«, sagte ich. »Wenn wir uns aber auf dem Mars ohne Raumanzug oder Druckkuppel aufhalten wollten, würden wir sofort ersticken. Außerdem würden wir bestimmt nach Sonnenuntergang in kurzer Zeit erfrieren.«
    »Die Marsier atmen überhaupt nicht, nicht wahr?« fragte sie mich.
    »O doch«, sagte ich, »aber nicht so wie wir. Die Lungen eines Marsiers sind von den unseren sehr verschieden. Es sind große schwammige Körperorgane, die den Sauerstoff nicht nur aus der Luft, sondern auch aus Nahrungsmitteln ziehen. Sie schaffen das durch einen symbiotischen Vorgang, mit Hilfe von bestimmten Bakterien. Ihre Körperfunktionen sind sowieso höchst seltsam, allerdings werden sie dasselbe von uns denken.« Ich lehnte mich zurück und griff nach einer Zigarette. Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und ließen Kits Haar aufleuchten. »Sie sind bedeutend zäher als wir, sie ertragen größere Strapazen. Und trotzdem besaßen wir im Krieg einen großen körperlichen Vorteil vor ihnen, wir konnten eine doppelt so große Beschleunigung vertragen wie sie.« Ich dachte nach. »Wenn Admiral Swayne soviel Grips gehabt hätte, diese Tatsache auszunutzen, würden wir die Schlacht beim Planetoiden Troja nicht verloren haben. Und das war die entscheidende Schlacht, ja, man kann wohl sagen, der Wendepunkt des ganzen Krieges.«
    »Jetzt ist es zu spät, Dave«, seufzte sie.
     
    Sie widmete den größten Teil ihrer Zeit Alice, der Rest ging für den Haushalt drauf, für Gartenarbeit, Bücherlesen, oder sie hörte stundenlang Musik aus unserer reichhaltigen Bändersammlung. Das Leben verlief ruhig, und Mutter und Tochter blühten dabei auf. Für mich flossen die Stunden träge dahin. Den Nachbarn konnte ich nicht viel helfen, weil ich keinerlei landwirtschaftliche Kenntnisse besaß. Sie versuchten zwar, mir einiges beizubringen, aber meistens hatten sie nicht viel Zeit. Ich unternahm ausgedehnte Spaziergänge, ritt zu Pferde, besuchte alte Freunde und ging ins Dorf oder nach Albany, um mir einen zu genehmigen. Ich versuchte zu schreiben, aber daraus wurde nichts. Worüber sollte man in jenen Tagen schreiben?
    Es war pure Langeweile, die mich schließlich dazu trieb, mich mit Regelin zu unterhalten. Ich war vom Haus in den Wald gewandert, wobei ich einem alten ausgetretenen Fußpfad folgte. Hier war es ruhig, nur das Laub raschelte, ab und zu zwitscherten Vögel, und ein Eichhörnchen huschte wie eine rote Flamme einen moosbewachsenen Baumstamm hinauf. Ich dachte bedrückt über viele Dinge nach.
    Blicken wir den Tatsachen ins Gesicht, alter Junge, sagte ich mir selbst. Kit bedeutete mir zusehends eine ganze Menge. Nenn es verwandtschaftliche Gefühle, wenn es dir Spaß macht, aber trotzdem ist sie ein anständiges, ehrliches und kluges Mädchen, und es wird sowieso Zeit, daß du irgendwo zur Ruhe kommst. Nur – verdammt – sie schuldet mir zuviel. Bisher hat sie nichts weiter als Freundschaft erkennen lassen. Vermutlich kann sie Jim Hawthorne nicht vergessen. Oder doch? Woher soll ich das wissen? Ich habe zu wenig Frauen bisher gekannt, ich verstehe zu wenig von ihnen. Ich komme mir wie ein weltabgeschiedener Einsiedler vor, der keine Ahnung hat, was in dem Kopf einer Frau vorgehen mag ...
    Wenn ich um ihre Hand anhalte, würde sie sicherlich ja sagen, weil sie mir dankbar ist und ihrer Tochter ein Zuhause bieten möchte – aber darauf verzichte ich. Ritterliche Anwandlungen? Zum Teufel, nein, nur männlicher Eigensinn. Aber so bin ich nun mal.
    Ich kam zu keinem Ergebnis. Da war es fast eine Erleichterung, als ich um eine Strauchgruppe bog und auf Regelin

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