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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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Sonne versinkt.«
    Ich konnte seine grimmige und öde Heimat nicht anziehend finden, aber ich nickte.
    Er kramte in den Taschen seiner Uniform. »Hier, ich will Ihnen was zeigen«, sagte er. »Ich besitze eine Fotografie; meine Frau und meine drei Kinder ...«
    Die marsischen Frauen sehen weniger menschenähnlicher aus als ihre Männer, aber ich heuchelte Bewunderung.
    »Das ist eine sehr attraktive junge Dame, die mit Ihnen gekommen ist«, sagte er dann schüchtern.
    »Sie gehört nicht zu mir«, sagte ich und stand auf. »Ich gehe zum Haus zurück.«
    Wir gingen langsam den Pfad zurück und unterhielten uns dabei. Regelin liebte klassische Musik, hatte aber Hemmungen, die Konzerte in Albany zu besuchen oder meine Tonbänder zu benutzen. »Bedienen Sie sich«, bot ich ihm an. »Leihen Sie so viele aus, wie Sie wollen.«
    »Sie sind sehr liebenswürdig, Commander«, sagte er.
    Ich wußte, daß es für mich eine große Ehre war, wenn er mich mit meinem alten Dienstgrad ansprach. Der Ehrenkodex der Marsier ist in diesen Dingen sehr genau und macht feine Unterschiede.
    »Ich bedaure«, fuhr er fort, »daß Sie nicht den vollen Tonumfang unserer Musik hören können. Aber ich habe in meiner Freizeit einige Musikstücke in Ihren Hörbereich transponiert, und vielleicht interessiert es Sie ...«
    »Sicherlich«, sagte ich. »Drinnen steht ein Klavier, und ich war früher auch ganz gut auf der Geige. Versuchen wir es gelegentlich einmal.«
    Die Unterhaltung ging auf ein anderes Thema über, wie das halt so geschieht. Ich war überrascht, wieviel er von unserer Literatur kannte. Vieles davon verwirrte ihn, aber er versuchte wirklich, sich in die menschliche Denkungsweise hineinzuversetzen. Ich empfahl ihm einige Bücher, und er nannte mir die besten Übersetzungen der marsischen klassischen Literatur ins Englische und Portugiesische.
    Wir traten Seite an Seite auf den Rasen hinaus. Kit spielte auf dem Gras mit Alice, und ich erfreute mich an dem Spiel von Licht und Schatten auf ihrem geschmeidigen Körper.
    Sie schaute auf und erblickte uns. Regelin verbeugte sich, aber sie wandte sich zu mir, und in ihren Augen war ein Ausdruck, wie ich ihn nie zuvor bei ihr gesehen habe. »Was bedeutet das?« fragte sie, und ihre Stimme klang scharf.
    »Warum?« stotterte ich. »Wir haben uns bloß unterhalten. Sevni Regelin und ich. Er ...«
    »Ich verstehe.« Sie zerbiß jedes Wort. »Ich verstehe. Schön, Mr. Arnfeld, wir werden das Haus morgen verlassen. Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
    »He, was ist denn?« Ich langte nach ihrem Arm. Sie schüttelte mich mit einer wütenden Geste ab. »Kit! Kit, du kannst doch nicht ...«
    Ihre Lippen bebten, und ich sah, wie Tränen hervortraten. »Laß mich allein«, sagte sie.
    Regelin stand reglos wie eine schwarze Stahlsäule, sein langer Schatten bedeckte uns. Als ich in sein Gesicht schaute, sah ich, daß es ohne jeden Ausdruck war.
    »Mr. Arnfeld, ich bedauere sehr, daß ich Sie belästigt habe, aber meine Pflichten zwangen mich dazu. Wegen des Berichts brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Er betrifft Sie in keiner Weise. Sicherlich brauche ich Sie kein zweites Mal zu bemühen.«
    Er verbeugte sich und ging mit weitausgreifenden Schritten davon, an der salutierenden Wache vorbei und in sein Arbeitszimmer. Ich sah ihn mehrere Tage überhaupt nicht.
    Kit wischte sich nach einer Weile die Tränen ab, entschuldigte sich und ging mit mir ins Haus zurück. In jener Nacht ging ich ins Dorf und betrank mich.

4
     
     
    Es gibt im Leben leider nicht immer untrügliche Anzeichen, die vor einschneidenden Ereignissen warnen. Die Kette der unglücklichen Verwicklungen, die hier endet, wo ich tatenlos herumsitzen muß, begann mit einer Eröffnung Regelins einige Wochen nach unserer Unterhaltung. Er teilte uns mit, daß wir Besuch bekommen würden. Er drückte sich mit jener übertriebenen steifen Höflichkeit aus, die sich bei den Marsiern eingebürgert hat, und dabei wurden seine Augen von den dritten Lidern verdeckt.
    »Wir werden morgen zwei Besucher bekommen, die drei oder vier Tage hierbleiben. Es sind Dzuga ay Zamudring, Inspekteur des nordamerikanischen Kontinents, und ein terrestrischer Verbindungsoffizier. Da unser Flügel belegt ist und Sie ein leeres Schlafzimmer haben, muß ich Sie ersuchen, ihnen das Zimmer anzubieten.«
    »Das ist nicht vereinbart«, sagte ich genauso steif wie er.
    »Sie werden eine angemessene Bezahlung dafür erhalten. Ich würde es gern auf der Basis einer

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