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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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denken. Wir saßen da und hielten uns die Hände, während die Dunkelheit immer dichter wurde. Es war gegen zehn Uhr, als sich die Tür öffnete und Regelins Adjutant uns barsch zum Mitkommen aufforderte. Wir begaben uns, von zwei Wachposten begleitet, ins Erdgeschoß.
     
    Hale und Dzuga saßen im Wohnzimmer. Regelin lehnte am Fenster, die vier anderen Marsier standen in strammer Haltung an der Wand. Warmes Lampenlicht erfüllte den Raum, und es war sehr still.
    Dzuga wandte sich schließlich mir zu. Sein Gesicht zeigte keine Gemütsbewegung, und seine Stimme klang alt und müde. »Sevni Regelin meldete mir eine unangenehme Geschichte«, sagte er.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen.« Hale schüttelte den Kopf, und das Lampenlicht spiegelte sich in seiner Glatze. »Es steht schlecht um Sie.«
    »Nach dem Besatzungsrecht müssen Sie ohne Gerichtsurteil erschossen werden«, sagte Dzuga. »Wir werden Sie morgen mit zum Hauptquartier nehmen. Vielleicht läßt man Milde walten, aber ich bezweifle das.«
    »Nein.« Kits Stimme klang leise und verängstigt. »Wir werden niemals dort lebend ankommen. Das können Sie nicht riskieren. Man wird uns tot im Straßengraben auflesen.«
    »Mrs. Hawthorne, bitte ...« sagte Regelin.
    »Und Sie auch«, sagte sie zu ihm. »Wir haben Ihnen erzählt, was wir gefunden haben. Sie ereilt das gleiche Schicksal. Sie begleiten uns doch, nicht wahr?«
    »Man hat mir befohlen, Sie zu begleiten und als Zeuge auszusagen«, sagte er.
    »Dazu wird es nie kommen«, antwortete sie.
    »Ihre Vermutungen sind zu phantastisch«, sagte Dzuga. »Nur weil wir es für richtig halten, einen Geheimcode für unsere Aufzeichnungen zu benutzen und außerdem einige neue Waffenmodelle bei uns führen, die sich noch im Versuchsstadium befinden, folgern Sie, daß ...« Er winkte mit einer Hand und gab einen Befehl in Vannzaru. »Hinauf mit ihnen. Schließt sie bis morgen ein.«
    Ich schwankte ein bißchen hin und her, und aus schierer Verzweiflung sagte ich spöttisch: »Ihre gute Erziehung läßt sie im Stich, Inspektor. Kein marsischer Aristokrat würde einen Gefangenen hungrig schlafen schicken, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.«
    »Das vergaßen wir«, sagte Hale rasch. »Wir werden Ihnen die Mahlzeit hinaufschicken.«
    Eine große Ruhe überkam mich. Schön, ich hatte Entschlüsse gefaßt, und eine verrückte Theorie aufgebaut, aber ...
    Was hatten wir weiter zu verlieren?
    Ich maß die Entfernung mit einem schnellen Blick. Vier bewaffnete Marsier standen an der gegenüberliegenden Wand, aber sie verstanden kein Englisch und wußten nicht, was vor sich ging. Sie waren nicht auf Schwierigkeiten vorbereitet. Eine Stehlampe stand einen Meter vor mir, und hinter ihr in etwa gleicher Entfernung saß Dzuga. Links führten Terrassentüren ins Freie, wo der Rasen im Dunkeln lag. Ein Raumfahrer faßt schnelle Entschlüsse.
    Ich machte einen Schritt auf Dzuga zu. Ich stöhnte und war gleichzeitig auf Regelins Reaktion wegen meines merkwürdigen Verhaltens gespannt: »Sir«, bettelte ich, »wir haben schlecht gehandelt. Wir waren nervös und bildeten uns Unsinn ein ...«
    »Das genügt«, schnappte Dzuga.
    Meine Hände schlossen sich um die Stehlampe, und ich stieß sie mit einem Ruck nach vorn, genau gegen seinen Kopf. Mit einem blendenden Blitz zerplatzte die Birne, und dann hüllte uns undurchdringliches Dunkel ein. »Die Türen, Kit!« brüllte ich. »Die Türen!«
    Ich schnellte zur Seite und rannte in eine Gestalt. Regelin. Meine Faust fuhr in seinen Bauch, und ich hörte ihn stöhnen. Er schlang seine Arme um mich und zog mich nieder.
    »Schnell raus, Kit!« schrie ich gellend. »Schnell raus!«
    Zwei Stablampen blitzten in den Händen der Wachen auf, die auf uns zusprangen. Ihr Licht enthüllte das Entsetzliche. Dzuga war kein Marsier.
     
    Er war überhaupt nichts!

5
     
     
    Er hing halb bewußtlos in seinem Sessel und stöhnte in Lauten, die weder menschlich noch marsisch waren. Mit einem kurzen Seitenblick bemerkte ich, daß seine schwarze Uniform sich über einem plötzlich kurz und dick gewordenen Körper spannte, dessen Haut bleich und schwabbelig war. Der Kopf endete in einen Rüssel, das Kinn fehlte, ein fleischiger Schopf wölbte sich über dem Ganzen – ein tierisches Wesen. Die berstende Birne hatte das Gesicht getroffen, und die großen farblosen Augen blickten ins Leere.
    Dann fiel der Lichtstrahl auf mich. Ich kämpfte immer noch mit Regelin. Eine marsische barsche Stimme rief einen Befehl,

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