Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Tag haben wir heute?«
»Es geschah letzte Nacht. Sie waren für 24 Stunden bewusstlos. Man hat Sie mit dem Hubschrauber hergebracht. Sie befinden sich in Denver. Die Ärzte haben Ihnen mehrere Kugeln aus der Schulter entfernt, außerdem mussten sie ein paar Blutungen im Schädel stillen. Der hat Ihnen mit irgendwas ganz schön eins übergebraten.«
»Schürhaken. Vom Kamin.«
»Autsch!«
»Geht es um die Fusion?«
»Viel größer.« Savoy stand auf und kam ans Bett. »Savage Island gibt es nicht mehr. Capitana auch nicht.«
»Nein«, flüsterte Marks. »Sagen Sie mir, dass Sie ...«
Der Ausdruck in Savoys Augen sprach Bände.
Nach ein paar Sekunden schockierten Schweigens fragte Marks: »Gab es Überlebende?«
»Ja! In Savage Island ist die Hälfte der Leute davongekommen, auf der Bohrinsel deutlich weniger. Wir können von Glück reden, dass überhaupt jemand davongekommen ist.«
»Terroristen?«
»Wahrscheinlich. Oder von einer fremden Regierung angeheuerte Söldner. Man weiß es noch nicht. Aber die arbeiten dran.«
Savoy brachte Marks auf den neuesten Stand und erzählte ihm alles, was er wusste. Die Vorfälle am Staudamm. Die Berichte über Capitana. Dewey Andreas.
»Alles zerstört«, sagte Marks nach mehreren Minuten Schweigen. Er schloss die Augen. »Alles, wofür wir so hart gearbeitet haben.«
»Wir können es wieder aufbauen.«
Lange Zeit erwiderte Marks nichts. Schließlich schlug er die Augen auf und sah seinen Besucher an.
»Sie können es wieder aufbauen, Terry. Ich werde die Scheißkerle finden, die das getan haben.«
28
J. EDGAR HOOVER BUILDING
FBI-ZENTRALE
Jessica ging allein in Chilesʼ Büro.
Er wandte sich vom Fenster ab. »Was gibtʼs?«
»Madradora.«
»Was ist damit?«
»Es ist schiefgegangen. Die beiden Deltas sind tot. Ermordet, am helllichten Tag niedergeschossen.«
Einen Moment lang sagte Chiles nichts, er starrte Jessica nur an. »Was ist mit Andreas?«
»Er hat es gemeldet. Er tötete die Schützen. Jetzt ist er auf der Flucht.«
»Wen hat er getötet? Was sagt er, wer war es?«
»Er ließ keinen Zweifel zu. Er sagt, es handelte sich um Agenten.«
»Agenten? Sie meinen Terroristen?«
»Nein. Profis, bezahlte Killer vermutlich. Sollte das stimmen, heißt das, dass sie von der geplanten Ausschleusung wussten und es bei uns eine undichte Stelle gibt. Das heißt, als wir es geplant haben, saß jemand mit im Raum, der ...«
»Wir haben einen Maulwurf«, fiel Chiles ihr ins Wort.
»Genau das ist Deweys Meinung.«
Chiles lehnte sich in seinem breiten, dunklen Ledersessel zurück. Er schloss die Augen und rieb sich die Stoppeln, die mittlerweile auf seinem Kinn sprossen.
»Also, was wollen Sie von mir?«
»Eine Genehmigung«, sagte sie.
»Wir müssen eine Durchleuchtungsaktion starten. Finanzen, E-Mails, Telefone abhören, alles. Maulwurfjagd.«
Chiles wirkte skeptisch. »Ich bin nicht überzeugt. Ein einziger Anruf von Andreas? Vielleicht hat er sie ja umgebracht.«
»Ich kannʼs mir auch nicht vorstellen. Aber solange die Möglichkeit existiert, müssen wir der Sache nachgehen.«
Chiles nickte.
»Ganz meine Meinung. Kümmern Sie sich drum. Und zwar von hier aus. Aber zu niemandem ein Wort.«
29
HIGHWAY 25
CALI, KOLUMBIEN
Als Dewey den Highway 25 erreichte, war die Frau auf dem Rücksitz tot.
Nach mehreren Kilometern halsbrecherischer Fahrt durch die engen Straßenschluchten von Cali bog er, zwei gelbgrüne Streifenwagen im Schlepptau, auf den Highway ab.
Dewey hätte einfach rechts ranfahren und sich der Polizei stellen können, und damit auch der Bezirks- und letztlich der kolumbianischen Regierung. Doch dass es im Interagency-Team einen Maulwurf gab, veränderte alles. Wenn der Verräter es arrangieren konnte, zwei Deltas umlegen zu lassen, konnte er ihn ohne Weiteres auch anderswo erwischen. In einer Gefängniszelle der korrupten Drogenhauptstadt des westlichen Landesteils dürfte es nicht schwerfallen, den Unfalltod eines Insassen herbeizuführen. Nein, sich zu ergeben, stand nicht zur Debatte.
Er schoss mit 110 Sachen die Auffahrt hoch und hätte um ein Haar die Kontrolle über den Wagen verloren. Dieser scherte nach rechts aus und preschte mit quietschenden Reifen den Zubringer hinauf. Der erste Streifenwagen fuhr nur wenige Meter hinter ihm. In der scharfen Kurve verlor er vorübergehend die Bodenhaftung und prallte mit dem Heck gegen die Leitplanke, sodass er mitten auf der Auffahrt ins Schleudern geriet. Der zweite Streifenwagen wollte
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