Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
Vom Netzwerk:
hinkte aus dem Fahrstuhl. Es war Heiligabend. In der 74. Etage herrschte völlige Stille. Er ging den Korridor entlang und betrat das Vorzimmer, in dem normalerweise Nathalie, seine Sekretärin, saß. Er durchquerte das Zimmer und betrat sein Büro, an den beiden Ledersofas vorbei, die das Zentrum des riesigen Raumes einnahmen, und an seinem Schreibtisch. Vor dem Fenster blieb er stehen und blickte auf die Skyline von Manhattan hinaus. Der Schnee trieb in dichten, schweren Schleiern über den düsteren Himmel. Mit einem Mal spürte er einen scharfen, stechenden Schmerz, der von seiner Hand ausging. Er wandte sich um und holte ein Fläschchen Advil aus der obersten Schublade seines Schreibtischs. Er schraubte es auf und schluckte vier Pillen.
    Sein Blick blieb an einem Stapel mit Zeitungsausschnitten auf der schweren Tischplatte hängen, die Nathalie gesammelt hatte. Sie beschäftigten sich mit der angekündigten Fusion von KKB und Anson Energy. Das alles schien schon so lange her zu sein, obwohl es doch gerade erst vier Tage zurücklag. Die Ereignisse der letzten Tage hatte er wie ein Unbeteiligter erlebt, als hätten sie ihn nicht betroffen. Erneut meldete sich der Schmerz, diesmal aus der Schulterregion. Marks hatte es bislang geschafft, ohne das deutlich höher dosierte Percocet, das er ständig mit sich herumtrug, auszukommen. Doch er wusste, dass er bald einige davon nehmen musste. Er wollte damit warten, bis die Besprechung vorbei war. Vor den anderen durfte er sich keine Schwäche anmerken lassen.
    Er kehrte ans Fenster zurück und empfand beim Anblick der monotonen Einöde des Blizzards eine tiefe Frustration. Trotz der Lautlosigkeit, die in seiner prunkvoll ausgestatteten Bürosuite herrschte, fand er hier keine Ruhe. Er war es gewohnt, zu planen und alles persönlich in die Hand zu nehmen. Die Ereignisse der vergangenen Woche, die Zerstörung seines Lebenswerks, machten ihn wütend. Die Ungewissheit nagte an ihm. Selbst mithilfe des Percocet hatte er in den letzten beiden Nächten kaum geschlafen. Und auch heute Nacht würde er keinen Schlaf finden. Er musste etwas unternehmen.
    Unvermittelt vernahm er ein dumpfes Pochen an der Tür zu Nathalies Vorzimmer.
    »Herein!«, sagte er laut.
    »Hi, Ted«, erklang eine Stimme. Ein kleiner drahtiger Mann mit schwarzem Lockenkopf und dicken Brillengläsern steckte den Kopf zur Tür herein. Joshua Essinger leitete die KKB-Handelsplattform für Eigenbeteiligungen und beaufsichtigte die Arbeit von acht Wertpapierhändlern, die gemeinsam ein Portfolio von über 25 Milliarden US-Dollar verwalteten. Essingers Abteilung investierte Überschüsse aus der Unternehmensbilanz und erwarb Effekten aus dem Energiesektor. Dabei konzentrierten sie sich auf Warentermingeschäfte in den Bereichen Öl, Erdgas und Strom – ein Finanzinstrument, das es KKB ermöglichte, die für ein Energieunternehmen typischen Höhen und Tiefen auszugleichen. Schließlich bestimmten bis zu einem gewissen Grad nicht allein Erfolg oder Misserfolg der Explorationsprojekte den Wert eines Konzerns, sondern auch die Trends der fluktuierenden Rohstoffpreise. Nach einer äußerst erfolgreichen Karriere als Rohstoffmakler bei Morgan Stanley hatte KKB Essinger unter Vertrag genommen.
    »Josh, kommen Sie rein, nehmen Sie Platz!«
    Essinger durchquerte das Büro und ließ sich vorsichtig auf eines der Ledersofas sinken.
    »Ich habe eine Frage an Sie«, begann Marks.
    »Ja, Sir. Stellen Sie sie.«
    »Wenn Sie im Vorfeld über Savage Island und Capitana Bescheid gewusst hätten, wie wären Sie vorgegangen, um daraus Profit zu schlagen?«
    Essinger fuhr hoch, einen kurzen Moment lang schockiert. »Nun, es ist mir schon peinlich, dass Sie mich so etwas fragen ...«
    »Ich sage doch nicht, dass Sie es getan haben, Josh. Ich frage lediglich, wie Sie es angestellt hätten. «
    »Glauben Sie wirklich, dass jemand so etwas getan hat? Aus einem Unglück Profit zu schlagen? Das war doch ein Terrorakt, nicht wahr?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, erwiderte Marks. Er trat hinter seinem Schreibtisch hervor, hinkte zu dem Sofa gegenüber von Essinger und nahm darauf Platz.
    »Okay, okay. Nein, ich verstehe. Nun, es liegt auf der Hand: Ich würde zusehen, dass ich ein Bündel von Kurswetten mit kurzer Laufzeit, die sich gegen uns, KKB und Anson, richten, in die Hand bekomme.«
    »Okay, dasselbe habe ich mir gedacht.«
    »Aber eigentlich ist das nicht die beste Option. Das Problem besteht darin, dass das Volumen

Weitere Kostenlose Bücher