Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
sich die Wartungsanlagen des Notre-Dame-Stadions befanden. John Banker, Chef des FBI-Kampfmittelräumdienstes, der »Bomb Squad«, wie sie genannt wurde, war in aller Eile nach South Bend zitiert worden. Gemeinsam mit einer seiner Deputys, Stella Galloway, hatte Banker gerade erst damit begonnen, Mahmouds Spind vorsichtig zu demontieren.
Banker stand vor einer Reihe schwerwiegender Entscheidungen. Sie konnten die Bombe per Fernzünder hochgehen lassen. Oder sie könnten einen der EOD-Roboter des FBI kommen lassen und versuchen, die Bombe aus sicherer Entfernung zu entschärfen. Doch Banker gehörte noch zur alten Schule. Er wusste, dass angesichts der Zeit, die ihnen zur Verfügung stand, die größte Chance auf erfolgreiche Entschärfung darin bestand, es selbst zu erledigen, auch wenn das Risiko dabei um einiges höher lag. Außerdem kam nach allem, was sie bei Long Beach erlebt hatten, eine Fernzündung der Bombe nicht in Betracht. So etwas wie eine »Fernzündung« gab es nicht, wenn das Ergebnis die Zerstörung einer der landesweit angesehensten Sportstätten und großer Teile der Universität bedeutete.
Banker befahl den übrigen Sprengstoffexperten, die mittlerweile eingetroffen waren – die meisten davon kannte er nicht –, das Gelände zu verlassen. Einstimmig lehnten sie dies ab. Nicht einmal John Garvey, der die Instandsetzungsabteilung des Stadions leitete, wollte gehen.
Banker und Galloway machten sich gar nicht erst die Mühe, Schutzkleidung anzulegen. Es spielte ohnehin keine Rolle.
Während die anderen zusahen, kannte Banker als Einziger die wahre Bedeutung der Situation. Auf der Fahrt nach South Bend hatte Jessica ihm den Sachverhalt erläutert. Erst vor wenigen Stunden hatte Dewey Andreas die Information aus Mahmoud herausgepresst, aber die Uhr tickte. Falls es einen festgelegten Zeitpunkt gab, zu dem Mahmoud seine Hintermänner kontaktierte, und seine Meldung ausblieb, musste man jederzeit mit einer Fernzündung der Bombe rechnen.
Unter der ausgebauten Bodenplatte des Spinds nahm Banker schwachen Benzingeruch wahr. Den meisten wäre es bei einer oberflächlichen Betrachtung sicher entgangen.
Mit einer Lampe leuchtete Banker unter das Metall und sah eine klare weiche Masse vor sich. Sie befand sich in einer fünf mal fünf Zentimeter großen Vertiefung und füllte diese vollständig aus.
Daneben befand sich eine Konstruktion, die an zwei Edelstahlröhren in einem Glaszylinder erinnerte. Daraus ragten zwei kleine rote Drähte hervor.
»Bingo«, sagte Banker leise und reichte Galloway die Lampe. Er griff in die Vertiefung und zog den Zünder aus dem Octanitrocuban.
45
UNITED PARCEL SERVICE
REGIONALES VERTEILZENTRUM
RENO, NEVADA
Sergeant Greer Osborne vom Sheriffbüro in Reno stieg aus dem Van. In der Linken hielt er einen Dokumentenumschlag von FedEx. Osbornes Blick streifte den Schriftzug auf dem Kofferraum des Wagens: K-9. Er öffnete die Klappe.
»Okay, Maude, na los, Süße!«
Ein großer Schäferhund mit schwarzbraunem Fell sprang aus dem Van, machte Sitz und blickte zu Osborne auf. Dieser ließ den Karabinerhaken der Leine am Halsband einrasten. Während der Hund gehorsam dahockte und ihn nicht aus den Augen ließ, entnahm Osborne dem FedEx-Umschlag einen kleinen Plastikbeutel mit Druckverschluss. Darin lag ein kleines Stück Stoff. Osborne holte es heraus und hielt es dem Hund mehrere Sekunden lang vor die Nase. Danach verstaute er es wieder im Beutel.
»Na, dann wollen wir mal dieses ... Okto... ach verdammt, wie immer dieses Zeug heißt, dann wollen wir mal ein bisschen Sprengstoff suchen, hm, Schätzchen?«
Osborne legte den FedEx-Umschlag nach vorn auf den Beifahrersitz und ging mit Maude zum Eingang der riesigen Anlage.
Das UPS-Verteilerzentrum in Reno präsentierte sich als riesiges Lagerhaus direkt neben dem Flughafen. An die sechs Millionen Pakete passierten täglich das Zentrum, Pakete, die massenweise aus dem ganzen Land eintrafen, für den Versand sortiert und an Zielorte in Nevada, Kalifornien, Arizona, Oregon, Washington und Hawaii weitergeleitet wurden. Hunderte von Tiefladern standen, so weit das Auge reichte, auf dem Parkplatz.
Osborne ging durch den Haupteingang und wurde von der Center-Managerin Sally McDonald empfangen.
»Hi, Greer«, begrüßte sie ihn, als er hereinkam, und gab ihm die Hand. »Wen haben wir denn da?«
»Das ist Maude«, sagte Osborne.
»Darf ich sie streicheln?«
»Natürlich!«
Sally McDonald führte Osborne durch eine kleine
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