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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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Körper, während er die beiden Drähte aus der Masse zog und der Hund an seinem Fleisch zerrte.
    Gnadenlos fiel der Hund über Davids Bein her, genau in dem Augenblick, als David die Enden der beiden Drähte zusammenführte.

54
    STAHLHÜTTE BATH
    Im »Cabin« auf der anderen Straßenseite herrschte Hochbetrieb. Das Restaurant, eine schummrige, gemütliche Pizzeria, galt als beliebter Treff für die Beschäftigten der Stahlhütte, ihre Freunde und Familien. In den Sommermonaten füllte es sich in der Regel bereits früh am Abend mit Feriengästen. Im Winter hielt es sich dank der Einheimischen, insbesondere den Arbeitern der Stahlhütte, über Wasser.
    An diesem Spätnachmittag drängten sich die Angestellten, die ein, zwei Stunden totschlagen mussten, solange das FBI die Anlage durchsuchte, im »Cabin«. Das Bier floss in Strömen, die Bedienungen liefen hin und her, um die Krüge an die Tische zu bringen. Aus einem Raum drangen Gitarrenklänge, eine schnelle Folk-Melodie, dazu die hübsche, hohe Stimme einer Frau, die einen Song von Joni Mitchell coverte.
    Direkt gegenüber vom Restaurant ragte der riesige, moderne Industriebau der Stahlhütte in die Höhe und versperrte jede Aussicht, die man von hier früher auf den Kennebec River gehabt hatte. Als die Stahlhütte Anfang der 70er-Jahre das sechsgeschossige Gebäude errichtete, ärgerte sich das Paar, dem das kleine Häuschen gehörte, in dem das »Cabin« nun sein Quartier gefunden hatte, über den verbauten Blick auf den Fluss. Sie verkauften das Haus für 8000 Dollar an Joe und Betty Wilson – insgeheim dankbar, überhaupt noch etwas dafür zu bekommen. Joe Wilson jedoch sah darin eine Chance. Er verwandelte das Erdgeschoss des Hauses in ein Restaurant und eröffnete das »Cabin«. Schon bald war es aus dem Leben der Bewohner nicht mehr wegzudenken. Es entwickelte sich zu einem Treffpunkt, dem Pub um die Ecke, in dem es gute Pizza gab und man sich amüsieren und entspannen konnte.
    Hätte jemand die Explosion überlebt, hätte er diese Situation gut beschreiben können. Es geschah mitten in dem Lied Big Yellow Taxi, das die junge Sängerin zum Besten gab. Völlig unerwartet hörte der Gitarrist auf zu spielen. Gleichzeitig hielt die junge Frau mitten im Text inne. Die Gespräche an den Tischen verstummten abrupt. In der Küche blickten die beiden Köche von ihrem Pizzateig auf. Mehrere der Bedienungen blieben unvermittelt stehen und sahen zur Tür. Sie alle hätten diesen Augenblick schildern können, hätten sie ihn überlebt.
    Doch es gab keine Überlebenden. Denn wenige Sekunden zuvor hatte jemand zwei Drähte miteinander verbunden, was eine exakt kalkulierte Ladung Strom durch den Edelstahlzylinder des Zünders jagte, der in dem großen Brocken Octanitrocuban steckte. Lange Zeit verborgen über der Deckenplatte einer der 24 Toiletten des Werks, das die Zerstörer der Aegis-Klasse zusammenbaute.
    Der Ionenfunke aus dem Zünder ließ die zähe Masse einen Moment lang hell aufleuchten. Danach gab es nichts mehr von Bedeutung.
    Von der Toilettendecke aus breitete sich eine grenzenlose Hitzewelle wie Tausende von Blitzschlägen in alle Richtungen aus. Als sei man bei der Geburt eines Blitzes zugegen, der mit einer solchen Wucht und Gewalt vorwärts strebte, dass der Bereich um die Waschräume, die gesamte Umgebung des Aegis-Maschinenwerks, sich in eine einzige ungezügelte, flirrende Gluthölle verwandelte, aus der sich ein alles vernichtender Sturmwind erhob, der selbst die gewaltigen Zylinderblöcke durcheinanderwirbelte.
    Alles passierte so schnell, dass weder die flüchtenden Arbeiter noch die eben erst eingetroffenen FBI-Agenten begriffen, was vor sich ging, ehe sie pulverisiert wurden und verglühten.
    Von diesem Punkt aus fraß sich die Explosion durch das Gebäude und riss ohne Vorwarnung oder Entschuldigung Hunderte von Arbeitern in den Tod. Am anderen Ende der riesigen Anlage blieben den Beschäftigten noch wenige Sekunden. Doch das reichte für wenige Augenblicke voller Ehrfurcht, als die Südwand des Gebäudes, an der die Explosion ihren Ausgang nahm, auf einmal in einem gleißenden, silbernen Licht erstrahlte und auf sie zugefegt kam. Es dauerte nicht lange, und jene Sekunden verloren jegliche Bedeutung, als die Wucht der Detonation sie traf und ausnahmslos jeden tötete.
    Die Hitze breitete sich aus. Die riesigen Wellblechwände wölbten sich an den Fugen nach außen und kollabierten, brachten das gesamte Dach zum Einsturz. All das geschah

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