Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Kurznachricht. Calibrisi starrte auf das Display und seine Augen traten hervor.
»Du bist das, Vic«, sagte er. »Ich habe damit gerechnet, dass du anrufst.«
»Ach, wirklich?«, meinte Buck. Trotz des Schneefalls, der mittlerweile eingesetzt hatte, jagte er mit mehr als 110 Kilometern pro Stunde über die Key Bridge. »Wir wissen beide, was diese zwei Wörter zu bedeuten haben. Welchen Einsatz genau sollte ich abbrechen?«
»Ich weiß Bescheid, Vic«, meinte Calibrisi.
»Was genau weißt du?«
»Es gibt sonst niemanden. Außer dir kann es keiner gewesen sein.«
Buck sah die Auffahrt zum Jefferson Davis Highway. Er nahm die Überholspur, lenkte den Jetta auf den Highway und trat das Gaspedal durch. In ein paar Minuten erreichte er Alexandria und befand sich dann fast schon zu Hause. Fünf Minuten brauchte er maximal in der Wohnung, anschließend würde er für immer verschwinden.
»Sag mir, was genau du mir vorwirfst, Hector.«
»Madradora.«
Buck zuckte zusammen. Vor ihm fuhr ein Streifenwagen. Er bremste ab und überholte mit vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit. Einen halben Kilometer weiter gab er wieder Gas.
»Madradora?«, fragte Buck. »Okay. Entschuldige. Aber manchmal fällt es mir schwer, dir zu folgen. Das war schon immer so.«
»Lass den Scheiß.«
»Du hast mit dem Scheiß angefangen, Arschloch!«, pfefferte Buck ihm entgegen. »Du beschuldigst mich, ein verdammter Spion zu sein? Mich? Schon mein Leben lang diene ich diesem Land. Du bist ein gottverdammter Hurensohn, wenn du glaubst, dass ich dieses Land verrate. Sieh dir doch mein Bankkonto an! Wie kannst du es wagen!«
Calibrisi schwieg. Buck empfand erneut dieses vertraute Gefühl. Als Chef hatte man seine Mitarbeiter automatisch in der Tasche. Er konnte Calibrisis Zweifel regelrecht durch die Leitung hören, auch wenn er sie in Form von Schweigen äußerte.
»Es ist Andreas«, fuhr Buck fort, um seine Version der Geschichte nach Hause zu bringen. »Du bist ein Idiot, wenn du nicht kapierst, dass Andreas diese Deltas umgelegt hat. Er ist darin verwickelt. Etwas ist auf dieser Bohrinsel passiert. Da muss was gelaufen sein. Er macht mit diesen Leuten irgendwie gemeinsame Sache. Der Kerl führt uns an der Nase herum.«
Buck bog nach rechts in die Glebe Road ab und schlitterte dabei fast in die Leitplanke. Noch ein Straßenblock, dann erreichte er seine Wohnung.
»Ich schicke ein Team raus, um dich festnehmen zu lassen«, sagte Calibrisi.
»Das brauchst du nicht«, erwiderte Buck. Am vertrauten Straßenschild, Kentucky Avenue, schwenkte er den Wagen nach rechts. »Ich bin in der Stadt und komme vorbei. Du kannst mich gern an einen Lügendetektor anschließen oder mir ein Wahrheitsserum spritzen.«
Nach links in die Old Dominion. Vor ihm tauchten die grünen Fensterläden seines Hauses auf. Er lenkte den Jetta um den Block und parkte in einer Nebenstraße, stellte den Motor ab, stieg aus und ging mit hastigen Schritten über den mittlerweile schneebestäubten Bürgersteig.
»Und wenn du damit fertig bist und ich entlastet bin«, fuhr Buck fort, als er vor seiner Haustür anlangte, »wird der Präsident erfahren, was für ein Theater du veranstaltest. Dann sorge ich dafür, dass du deinen Job los bist, Hector. Und Jessica Tanzer ebenfalls.«
53
STAHLHÜTTE BATH
Shelly Martini, die Leiterin der FBI-Außenstelle Portland, saß auf dem Fahrersitz des Vans und hatte die Sirene eingeschaltet. Begleitet wurden sie von zwei Streifenwagen der Polizeidienststelle Bath. Sie verließen die Route 1 und rasten durch die Unterführung, bis sie die Washington Street erreichten. Dort bogen sie rechts ab. In der Ferne schwebte ein riesiger rot-weißer Kran über der Werft. Lichter funkelten im frühen Grau der Abenddämmerung. Ein Weihnachtsbaum stand mit eingeschalteter Beleuchtung auf dem Kranausleger.
Sie kamen direkt aus Freeport. Bei L. L. Bean hatten sie nichts gefunden. Fast den ganzen Vormittag verbrachten sie damit, das Ladengeschäft sowie das riesige Versandlager ein Stück weit die Straße hinunter zu durchsuchen. Zudem hatten sie sich alle Einzelhändler in der Umgebung vorgenommen. Ohne Ergebnis.
Sie parkten nebeneinander vor dem Haupteingang der Stahlhütte, den Kennebec River im Hintergrund. Weitere Einsatzfahrzeuge stießen zu ihnen. Der Leiter des Werkschutzes, Jim Brueggelman, empfing den ankommenden Konvoi.
»Hi, Shelly.« Brueggelman, ein fettleibiger Mann mit riesigem, buschigem Schnauzer, kam auf Martini zu und schüttelte ihr
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