Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
es nicht schaffen. Er machte kehrt und hetzte in die Küche zurück. Dort verschwand er im selben Moment, in dem sich die Fahrstuhltüren öffneten.
Dewey sah zu, wie die Lichter auf den nummerierten Tasten an der Aufzugwand immer höher glitten. Er musste an Capitana und seine Männer denken, an die noch verbliebenen Ziele und die zahllosen Zivilisten, denen die Vernichtung bevorstand. Er schluckte. Sein Mund war trocken, sein Blick fest. Als der Lift am Penthouse hielt, hob Dewey den Colt.
Die Türen schwangen zur Seite. Lautlos betraten die FBI-Agenten den Eingangsbereich des Apartments. Dewey folgte. Vor ihnen, an der gegenüberliegenden Wand, stand ein prachtvolles Sideboard aus Kirschbaumholz. Darüber hing ein übergroßes Gemälde, das die amerikanische Flagge zeigte, gleich daneben ein riesiger Spiegel. Einen Moment lang blickte Dewey auf sein eigenes Spiegelbild. Er sah aus wie ein Penner. Dank seiner hastigen Frisieraktion auf der Toilette im Einkaufszentrum von Cali war sein Haar zwar kurz, aber ungleichmäßig geschnitten. Überall auf seiner Hose prangten Blut- und Schweißflecken. Was für eine Ironie: Ein unbeteiligter Beobachter hätte ihn für den Gegner gehalten.
Einen verrückten Augenblick lang musste er lächeln; seit über zehn Jahren hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Dieses Gefühl hatte ihn als Soldat am Leben erhalten. Das Gefühl, bedeutend zu sein, für einen höheren Zweck alles auf eine Karte zu setzen. In vielerlei Hinsicht ging er inzwischen allein durchs Leben, doch er spürte die wärmende Kraft von 100.000 Brüdern, die neben ihm standen. Amerikaner, Veteranen, Männer und Burschen, die lange vor ihm oder auch gemeinsam mit ihm gekämpft hatten und auch nicht davor zurückschreckten, das eigene Leben zu opfern, um ihr Heimatland zu beschützen.
Unter dem Gemälde stand eine Reisetasche auf dem Boden. Dewey ging hin und zog den Reißverschluss auf. Sie enthielt einen Laptop, mehrere Ausweise und ... den Fernzünder. Er hielt ihn in die Höhe, um die Agenten darauf aufmerksam zu machen, und ließ ihn in seine Lederjacke gleiten.
Einer der Agenten gab Dewey ein Handzeichen. Sie gingen nach rechts, Dewey nach links.
In der Küche suchte Fortuna hektisch aber trotzdem lautlos nach einer Waffe. Soweit er sich erinnerte, lag irgendwo in einer Schublade oder einem Schrank eine Glock 21 versteckt. Er konnte sie aber nirgends finden. Spielte ihm sein Gedächtnis etwa einen Streich? Er musste ruhig bleiben.
Vorsichtig lugte er aus dem Türrahmen und sah zwei Agenten in SWAT-Ausrüstung, die Maschinenpistolen im Anschlag, langsam und vorsichtig durch den Flur auf die Küche zukommen. Er zog den Kopf wieder zurück.
In der Messerschublade hatte er die freie Auswahl. Darin fanden sich über ein Dutzend lange scharfe Klingen. Fortuna entschied sich für ein frisch geschliffenes William-Henry-Steakmesser. Er ergriff es mit der rechten Hand, die Spitze nach unten.
Dewey staunte über die Größe, die enormen Entfaltungsmöglichkeiten und die Ausstattung des Apartments. Es öffnete sich zu einem riesigen Raum hin, dessen gläserne Außenwand die gesamte Länge des Gebäudes einnahm und ein atemberaubendes Panorama von New York City einrahmte. Mit dem Central Park, den man als dunklen Fleck wahrnahm, dann den Lichtern im Süden und Osten der Stadt, alles vom Weiß des herabrieselnden Schnees überzuckert. Atemberaubende Antiquitäten und Möbelstücke füllten den Raum, an den gelben Wänden hingen überall Kunstwerke.
Er ging den Flur weiter entlang und gelangte in ein Schlafzimmer. An den Wänden hingen Fotografien, die einen gut aussehenden Mann zeigten, einen Amerikaner mit dunkelbraunen Haaren. Auf der Kommode standen Fotos des Mannes beim Lacrosse-Spiel und im Talar bei der Uni-Abschlussfeier. An der Wand entdeckte er ein Diplom. Princeton. Alexander Blodgett Fortuna, Abschlussjahrgang 1997.
Dewey überlief ein eiskalter Schauder, die Knie wollten ihm weich werden, er fühlte ein Kribbeln im Magen und sein Mund wurde trocken. Er stand mitten im Allerheiligsten von Fortuna, vom Terroristen. Dewey wusste es einfach, er spürte es. Er durchwühlte die Schubladen und stieß auf teure Kleidungsstücke, sogar eine mit Kokain gefüllte Phiole.
Er schob sich am breiten Bett vorbei und öffnete eine weitere Tür. Dahinter befand sich ein Büro. Dewey durchsuchte die Schubladen von Fortunas Schreibtisch. Gleich ganz oben eine Akte mit der Aufschrift »Marks«. Sie enthielt
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