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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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dahinterliegende Wohnung und rannte hinkend an einer älteren Frau vorbei, die sofort anfing zu schreien. Er fand die Treppe und nahm die verbleibenden fünf Fluchten ins Erdgeschoss. Das Blut tropfte ihm von den übel zugerichteten Händen. Durch den Lieferanteneingang gelangte er auf die 69th Street. Gelassen, leicht humpelnd, lief er an die Kreuzung zur Fifth Avenue.
    Ein Blick Richtung Norden verriet ihm, dass gerade zwei Streifenwagen vor dem Gebäude hielten, gefolgt von zwei schwarzen Geländewagen. Wie beiläufig schlenderte er zu seinem Mercedes, der einen Block weiter südlich parkte, und stieg hinten ein.
    Dewey nahm die 28 Treppenabsätze vom Dach bis ins Erdgeschoss in einem Höllentempo, sprang von Absatz zu Absatz. Für jedes Stockwerk brauchte er nur Sekunden. Er sprintete durch die verlassene Lobby, durch die Eingangstür und an einer Gruppe Polizeibeamter des NYPD vorbei, die gerade am Einsatzort eintrafen. Draußen blickte er sich hektisch um und hielt nach der Stelle Ausschau, an der Fortuna auf den Asphalt geprallt sein musste, fand jedoch nichts als makellosen unberührten Schnee vor.
    Dewey wurde auf eine Bewegung in südlicher Richtung aufmerksam. Schlingernd schoss ein schwarzer Mercedes vom Bürgersteig auf die schneebedeckte Fifth Avenue. Er nahm das M203 von der Schulter, schob die zweite 40-mm-Granate rasch in die Granatkammer und rannte der Limousine, die sich zügig entfernte, hinterher.
    An der nächsten Straßenecke blieb er kurz stehen, zielte sorgfältig und tippte den Abzug an. Kreischend löste sich die Granate aus dem Schacht und jagte in schnurgerader Linie die Fifth Avenue entlang auf den Mercedes zu. Abrupt schwenkte der Wagen nach links. Pfeifend rauschte die Granate vorbei und schlug zwei Sekunden später in ein Taxi ein, löschte das Fahrzeug mit Mörser und Feuer aus.
    Fortuna schwang sich auf den Rücksitz der schwarzen Limousine.
    »Fahr los, Jean!«, brüllte er. »Schnell. Nach East Hampton. Los!«
    Jean trat aufs Gaspedal, und der S600 schoss mit quietschenden Reifen davon. Er schaltete den Allradantrieb zu und die Reifen griffen, sodass man den Schnee, der sich angehäuft hatte – über 15 Zentimeter binnen anderthalb Stunden – kaum bemerkte.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich Jean mit besorgter Stimme.
    »Fahr«, rief Fortuna vom Rücksitz. »Fahr einfach den verdammten Wagen!«
    Dewey bemerkte das Taxi, das vor dem Gebäude an einer Ampel hielt, sofort. Er rannte zur Fahrertür, riss sie auf, zerrte den Fahrer aus dem Wagen und schleuderte ihn mit Schwung auf die Straße. Ein Blick nach hinten. Auf dem Rücksitz saß, starr vor Schreck, eine junge, wohlhabende, chic zurechtgemachte Blondine mit ihrer Tochter.
    »Raus!«, brüllte Dewey. »Sofort!«
    Er jagte mit quietschenden Reifen los, im dichten Berufsverkehr die Fifth Avenue entlang, verfolgte Fortuna. Er bog links ab, wo der Mercedes gerade hinter einer Ecke verschwunden war, konnte die Limousine aber nirgends ausmachen. Nach rechts in die Park Avenue. Ständig scherte er aus, um zu überholen. Aufgrund des Schneefalls krochen die meisten Wagen im Schneckentempo über die Straße. Nach einigen Kreuzungen und mehreren bei Rot überfahrenen Ampeln entdeckte Dewey die schwarze Limousine drei Blocks vor sich. Er beschleunigte und versuchte, sie einzuholen.
    Im Fahren klappte Dewey das Handy auf und drückte eine Kurzwahltaste, um Jessica anzurufen.
    »Sie haben noch eine Bombe hochgehen lassen«, sagte sie als Erstes. »In Maine, die Stahlhütte in Bath. Dort herrscht das reinste Chaos. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
    Dewey erinnerte sich, wie ihn sein Großvater als Teenager dorthin mitgenommen hatte, um den Stapellauf der USS Samuel Roberts zu verfolgen. Rasch schob er den Gedanken beiseite. Im Moment musste er sich ganz auf seine momentane Aufgabe konzentrieren.
    »Ich hab einen der Fernauslöser«, berichtete er. »Der Kerl ist abgehauen, um den anderen zu holen. Er hat die beiden Agenten umgebracht. Ich fahre ihm in einem geklauten Taxi hinterher. Haben Sie schon im Computer nachgesehen, ob Fortuna noch andere Wohnungen besitzt?«
    »Ich stecke in einem Hubschrauber auf dem Rollfeld in Newark fest. Die größte Schiffswerft Amerikas und ein Großteil der umliegenden Stadt sind gerade dem Erdboden gleichgemacht worden. Es gibt Hunderte, womöglich Tausende von Toten. Ich komme noch nicht mal zur Zentrale durch. Nein, ich habe gar nichts durch den Computer laufen lassen. Ich komme nicht durch!

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