Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
«
»Ganz ruhig«, meinte Dewey, während er sich durch den Verkehr schlängelte.
»Sie müssen ihn aufhalten, bevor er sein Ziel erreicht, wo auch immer er hin will«, heizte sie Dewey an. »Erschießen Sie ihn. Drängen Sie ihn von der Straße ab. Tun Sie, was immer Sie tun müssen!«
»Das werde ich! Rufen Sie mich an, wenn Sie ein mögliches Fluchtziel für mich haben.«
Immer mehr Schnee häufte sich auf den Straßen. Der Mercedes schlitterte in hohem Tempo durch die Stadt, der Fahrer verlor aber zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle über das Fahrzeug. Das Taxi war eines von Hunderten Fahrzeugen in seinem Gefolge. Dewey hatte Mühe, sich ihm zu nähern, um ein freies Schussfeld bekommen.
An der 36. Straße bog der Mercedes links ab und reihte sich in den dichten Verkehr ein, der sich vor dem Queens Tunnel staute. Dewey befand sich ein Dutzend Wagen hinter ihm. Er scherte nach links aus, kurbelte das Fenster hinunter, griff nach dem Colt und rollte auf dem Standstreifen, gerade eben breit genug für das Taxi, an der Schlange vorbei. Wütende Autofahrer hupten, mehrmals prallte er mit der Stoßstange gegen die Leitplanke. Er näherte sich Fortunas dunkler Limousine.
Der Mercedes hatte sich in die Autoschlange der Überholspur eingereiht. Dewey öffnete das andere Fenster und machte sich bereit, zu schießen.
Fortuna drehte sich um und starrte durch die Heckscheibe. Mehrere Wagen hinter sich sah er ein Taxi, das versuchte, sich auf dem Standstreifen vorzuarbeiten. Ein Schneepflug versperrte ihm einen Teil der Sicht. Er konnte das Gesicht des Fahrers nicht erkennen. »Da verfolgt uns jemand«, sagte Fortuna mit Blick in den Rückspiegel. »In einem Taxi.«
»Ich sehʼs«, antwortete Jean. »Was soll ich machen?«
»Fahr einfach weiter«, raunzte Fortuna ihn an. »Fahr durch diese verfluchte Mautstelle.«
»Wir habenʼs fast geschafft.«
»Wo sind die Waffen?«
»Im Kofferraum. Leg einfach die mittlere Rücklehne um. Man kommt von hier aus an den Koffer.«
»Handschuhe. Hast du da vorn irgendwelche Handschuhe?«
Jean drehte sich um und bemerkte zum ersten Mal Fortunas zerschundene Hände. Er sagte nichts, griff lediglich ins Seitenfach und zog ein Paar Lederhandschuhe heraus.
Fortuna schluckte den Schmerz hinunter und streifte die Handschuhe über. Dabei quoll Blut über die Ränder. Er griff in den Spalt der mittleren Sitzbank, drückte auf die Verriegelung an der Konsole unter dem Lederpolster, und das Teil glitt nach vorne. Fortuna steckte die Hand in den Kofferraum, tastete nach dem Metallkoffer und zerrte ihn auf den Rücksitz. Er klappte ihn auf. Darin lagen zwei kompakte UMP-Maschinenpistolen von Heckler & Koch sowie vier 32er-Glocks.
Er wählte eine Waffe aus und brachte sich in Position, um auf das näher kommende Taxi schießen zu können.
Auf einmal wendete direkt hinter Fortunas Limousine ein Schneepflug und versperrte Dewey den Weg. Er konnte nur noch zusehen, wie die Limousine des Terroristen am Mautschalter vorbeifuhr und aus Manhattan entwischte. Wie ein Schleier verhüllte der Schnee das Heck des Wagens.
Dewey musste ein paar Meter zurücksetzen, um am Räumfahrzeug vorbeizukommen. Es dauerte fast eine Minute, bis er sich wieder in die Autoschlange vor der Mautstation eingefädelt hatte.
Sein Handy klingelte. Jessica. »Wo sind Sie?«
»Queens Tunnel. Er ist mir gerade entwischt. Möglich, dass er mich gesehen hat.«
»Wir haben immer noch keine Ahnung, wo er hinwill. Sie dürfen ihn nicht verlieren.«
»Ich habe Schwierigkeiten, dranzubleiben. Er fährt einen Mercedes mit Allradantrieb und ich sitze in einem alten Taxi.«
»Ich kümmere mich darum, dass das LIPD Straßensperren errichtet.«
Hinter dem Tunnel nahm Fortunas Wagen die Auffahrt zum Long Island Expressway und beschleunigte. An der Mautstelle musste Dewey scheinbar eine Ewigkeit warten. Unterdessen verlor er den Mercedes aus den Augen.
»Sind Sie noch dran?«, fragte er.
»Ja. Der Präsident ruft gerade so etwas wie den Notstand aus. Bath im Bundesstaat Maine steht in Flammen. Totaler Irrsinn.«
»Das stimmt wohl.«
»Haben Sie sein Nummernschild?«
»Nein. Und jetzt hab ich ihn komplett verloren. Ich melde mich wieder, falls ich ihn einhole.«
Dewey klappte das Handy zu.
»Mist!«, brüllte er. Frustriert hieb er die Faust aufs Lenkrad.
Auf den Straßen herrschte blankes Chaos und es wurde zunehmend schlimmer. Manche Autofahrer fuhren rechts ran und parkten ihren Wagen. Andere, mutig genug, sich einen Weg
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