Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
des Güteraufzugs nach unten. Die Helme aus synthetischem Stahl waren verdammt schwer. Die Anzüge bestanden aus dreilagigem Kevlar auf einem Stahlgerüst, konzipiert, um dem erbarmungslosen Druck und den bitterkalten Temperaturen in der Tiefe standzuhalten. Jeder Mann wurde über einen Sauerstoffschlauch, der sich immer weiter abrollte, je tiefer sie sanken, mit der Bohrinsel verbunden – ihre rettende Leitung nach oben, ausgestattet mit Funk und einem komplexen System zum Luftdruckausgleich, das die Männer in die Lage versetzte, ohne die Gewöhnungsphasen, die ein Taucher normalerweise benötigte, rasch ab- und wieder aufzusteigen.
Als der Aufzug auf dem Wasser aufsetzte, schaute Dewey ein letztes Mal nach oben, direkt in Escos Augen. Dann tauchte die Plattform unter die Oberfläche.
Durch das trübe Wasser ging es abwärts. Einer seiner Bewacher richtete ein Hochleistungs-Stetson-Harpunengewehr auf ihn. Bei der Stetson handelte es sich um eine Unterwasser-Waffe, die schwere Tauchausrüstungen zu durchdringen vermochte. Eine typische Bewaffnung für Navy SEALs und Kampftaucher. So also wollten sie ihn loswerden, sobald der Scanner seine Iris abgetastet hatte.
Eingeklinkt zwischen zwei der vier Ölschächte sank der Käfig nach unten. Im Abstand von zehn Metern verströmten Halogenscheinwerfer ein mattes grünes Licht. Nach mehr als zehn Minuten steten Abwärtsgleitens erreichten sie die Zehnermarke, ein rot-weißes Blinklicht, das signalisierte, dass sie sich nur noch zehn Meter über dem Meeresgrund befanden.
Wieder einmal wurde Dewey klar, weshalb er nicht allzu oft hier hinunterfuhr. Es war deprimierend. Man kam sich vor wie auf einem anderen Planeten. Ein düsterer Ort, an dem absolute Stille herrschte, trostlos und unbewohnt. Mit einem dumpfen Schlag setzte der Käfig auf. Vom harpunenschwingenden Taucher angetrieben, trat er von dem Gitterrost auf den Meeresgrund hinaus.
Unter Capitana liefen die Rohrleitungen der Pumpstation zusammen, die man als letzten Teil des Projekts errichtet hatte. Sechs eigens zu diesem Zweck umgerüstete Öltanker, ein jeder an den Außenkanten mit gewaltigen Gewichten bestückt, die als Ballast dienten, hatten die Anlage zwischen sich genommen und über 500 Kilometer von Buenaventura an der kolumbianischen Küste bis hierher geschleppt. Allein die Förderanlage zu bauen und zu installieren, hatte fast eine Milliarde Dollar gekostet. Das sechs Stockwerke hohe Gehäuse beheimatete eine der leistungsfähigsten Fördereinheiten der Welt. Über dem Einlassbereich befand sich die Aufbereitungsanlage, die Rohöl und Erdgas voneinander trennte und anschließend an die Oberfläche pumpte. Das Herz der Bohrinsel. Die Terroristen wollten es zusammen mit der Rohrleitung zum Ölfeld vernichten.
Dewey hörte das Funkgerät in seinem Helm knacken. Die ersten Worte waren auf Arabisch. Einer der beiden anderen Taucher, der der Gruppe auf der Plattform Bericht erstattete. Escos Stimme antwortete in derselben Sprache. Danach wandte er sich an Dewey.
»Chief«, sagte Esco. »Kannst du mich hören?«
»Fick dich!«
»In den kommenden paar Minuten wird die Versuchung groß sein, nicht mit uns zu kooperieren. Ich will, dass du genau zuhörst.«
Nach einer Minute hörte er in seinen Kopfhörern jemanden aufschreien, gleich darauf zerriss Gewehrfeuer die Stille.
»Das war Haig.«
Dewey hörte, wie der Mann schrie. Dann ein weiterer Schuss. Die Schreie verstummten.
»Vor mir stehen ungefähr 20 Männer«, drohte Esco. »Der Rest, der von deinen geschätzten Vorarbeitern noch übrig ist. Jedes Mal, wenn du mir in den kommenden Minuten nicht gehorchst, stirbt einer von ihnen. Kapiert?«
»Ja.«
Dewey ließ seinen Blick schweifen. Wie stets erstaunte ihn der Anblick des gewaltigen Konstrukts. Er besah sich den fensterlosen, sechsstöckigen Kasten aus Stahl und Beton, der die Förderanlage barg. Ein Großteil der Anlage wurde mittlerweile von Algen und Seepocken bedeckt. Ein Gewirr horizontaler Rohrleitungen verzweigte sich von der Pumpstation aus in alle Richtungen, so weit der Blick reichte.
»Ihr beiden, hebt das Ding an!«, befahl einer der Taucher. Schwerfällig trotteten Dewey und der andere Kerl nach vorne und hoben die riesige, kastenartige Bombe an. Sie war unglaublich schwer. Sie schleppten sie ein paar Meter weit, dann mussten sie ihre Last absetzen. Stück für Stück bewegten sie die Bombe auf die Tür der Pumpstation zu. Schließlich hatten sie es geschafft und ließen sie
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