Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
absinken.
»Hat er es getan?«, erkundigte Esco sich über Funk.
»Ja«, erwiderte der Taucher, der jetzt die Harpune hielt.
»Was für einen Sprengstoff setzt ihr ein?«, wollte Dewey wissen.
»Das geht dich nichts an«, entgegnete Esco.
»Oktogen?«
»Hmm, dann kennst du dich also ein bisschen mit Sprengstoffen aus? Nein, kein Oktogen. Zu altbacken, wie ihr wohl sagt. Es reicht nicht aus für das, was wir da unten brauchen.«
»Cuban?«
»Schon näher. Das Zeug heißt Octanitrocuban. Davon hast du wahrscheinlich noch nie gehört.«
Während Esco redete, musterte Dewey die beiden Taucher. Der eine war so groß wie Dewey, über 1,90 Meter. Der Kerl mit der Harpune war kleiner. Bei dem Großen rechnete er mit Schwierigkeiten. Er setzte auf den Kleinen. Solange sie allerdings die Stetson hatten, konnte sein Plan nicht gelingen.
Zum wiederholten Mal rief er sich die Worte aus seiner Ausbildung ins Gedächtnis: Wenn feststeht, dass ihr sterbt, müsst ihr alles riskieren.
»Octanitrocuban«, sagte Dewey. »Klingt interessant. Man ersetzt also den Wasserstoff im Cuban durch Stickstoff.«
»Damit ist kein Sauerstoff mehr notwendig, was uns in die Lage versetzt, das zu tun, was wir vorhaben.«
»Ihr wollt die Pumpstation in die Luft jagen? Jemand wird sie wieder aufbauen. Was soll das bringen?«
»Es geht nicht um die Pumpstation, Chief. Es geht um das Ölfeld.«
»Und das alles bloß, weil du keine Lohnerhöhung gekriegt hast, Esco?«
Im Funkgerät knisterte Gelächter.
»Wohl kaum! Obwohl ich der Erste bin, der dich einen geizigen Mistkerl nennt!«
»Weil du stinkst wie eine Ziege. Sonst hätte ich dir mehr gezahlt.«
»Guter Witz. Sehr komisch! Obwohl, wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass er mir doch nicht so gefällt.«
Ein Schuss hallte durch den Kopfhörer.
»Das war Caldez«, vermeldete Esco. »Ihm hat dein Witz auch nicht so gut gefallen.«
Dewey zog sich der Magen zusammen. »Ich habe jede Anweisung befolgt, du Dreckskerl! Du hast gesagt, du bringst keinen meiner Männer mehr um!«
»Hab ich das? Mein Fehler! Ich magʼs nun mal nicht, wenn man mich mit irgendwelchen Nutztieren vergleicht.«
Dewey hielt den Mund.
»Wir sind am Eingang«, sagte der größere der beiden Taucher.
»Es ist ganz einfach«, sagte Esco. »Wir wissen, dass niemand außer dir die Förderanlage öffnen kann. Also öffne sie!«
Dewey trat in die kleine Nische am Zugang zur Pumpstation. Seine Gedanken überschlugen sich. Wenn er sich weigerte, würden sie damit anfangen, die Männer oben an Deck einen nach dem anderen umzubringen. Letzten Endes starben dann alle, ihn selbst eingeschlossen. Dadurch gelangten die Terroristen zwar nicht in die Pumpstation. Aber wenn sie die Bombe von außerhalb zündeten, richteten sie wahrscheinlich ebenso viel Schaden an.
Andererseits, wenn er ihnen Zugang zu der Anlage verschaffte, blieb ihm noch eine gewisse Zeit, bis die Bombe hochging. Die Kerle, die ihn nach unten begleitet hatten, und auch die oben auf der Bohrinsel, insbesondere Esco, benötigten Zeit, um zu fliehen – vorausgesetzt, es handelte sich nicht um ein Selbstmordattentat. Auf jeden Fall lebten seine Männer dann noch ein bisschen länger und ihm blieb zumindest eine geringe Chance, sie zu retten.
Allerdings machte er sich, sobald er die Tür öffnete, entbehrlich.
Mit keinen allzu optimistischen Zukunftsaussichten betrat Dewey die enge Kabine und blickte durch das Visier seines Helmes in die kleine Linse. Sekundenlang hielt er die Augen geöffnet. Mit einem lauten Geräusch ging die Tür zur Pumpstation auf, eine ganze Batterie großer Halogenscheinwerfer schaltete sich automatisch ein und beleuchtete einen Raum, der wie eine riesige Fabrikhalle aussah. Buchstäblich Hunderte von Rohren wanden sich in den unterschiedlichsten Formationen um einen zentralen, an die Oberfläche führenden Schacht. Über dem Gewirr aus Rohrleitungen waren vier gewaltige Turbinen, die ihre Stromzufuhr von oben aus dreifach abgesicherten Kabeln erhielten, an Wänden und Decke verschraubt.
Du musst die Gelegenheit beim Schopf packen, sagte er sich.
Dewey watete los. Während seine Bewacher noch einen Augenblick lang auf das Innere der Pumpstation starrten, trat er durch die Nische am Eingang auf das Durcheinander aus Rohren zu, sodass man ihn von der Tür aus nicht mehr sehen konnte. Er scherte nach rechts aus, überquerte in großen Schritten den Betonboden der Anlage, duckte sich an die Wand und bewegte sich zum rückwärtigen
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