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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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noch in seinem Arm steckte. Mit einem Stöhnen robbte er weiter, zog dabei eine Blutspur hinter sich her. Schließlich kletterte er auf eine Betondecke und stellte fest, dass die Baustelle verlassen war. Er hob einen schmutzigen Lappen vom Boden auf und band ihn sich um den Arm, um die Blutung zu stoppen.
    Ein letztes Mal schaute Dewey sich um. Die Männer mit den Waffen befanden sich außer Sichtweite, doch schon bald würden sie in den Straßen Jagd auf ihn machen. Er drehte sich um und betrat das leere Gebäude. An übereinandergestapelten Stahlträgern und Paletten mit Bauholz vorbei bewegte er sich auf das Treppenhaus zu, das ihn zu den anonymen Straßen Calis 25 Etagen tiefer bringen würde.

14
    MARKSʼ SKIHÜTTE
    ASPEN, COLORADO
    Teddy Marks saß auf einem Ledersessel und starrte in die Flammen, die in dem gemauerten Kamin vor ihm loderten. In der rechten Hand hielt er ein halb volles Glas Talisker Single Malt, in der linken eine dicke Cohiba. Von der Zigarre kräuselten sich graue Qualmwolken langsam zur Decke.
    Draußen tobte ein Schneesturm, der den Schnee wie eine weiße Decke über den düsteren Bergen von Colorado anhäufte. Mark zog das lederne Sitzkissen näher heran, damit seine Füße bequemer darauf liegen konnten. Im Hintergrund lief leise Jessica von den Allman Brothers. Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Scotch und sinnierte schweigend über die Perfektheit dieses Moments.
    Auf einem breiten dunkelroten Chesterfield-Sofa saßen Nicholas Anson und seine Frau Annie vor dem Kamin. Jeder von ihnen hielt ein Glas Rotwein in der Hand.
    »Und der Rauch macht Ihnen wirklich nichts aus?«, erkundigte sich Marks.
    »Kein bisschen«, erwiderte Annie Anson. »Irgendwie mag ich ihn sogar. Früher hat Nick auch Zigarren geraucht. Ich bin zwar froh, dass er damit aufgehört hat, aber manchmal vermisse ich den Geruch.«
    Marks nickte. »Zu 95 Prozent des Jahres steht dieses Haus leer. Es freut mich, dass Sie dieses Wochenende Zeit hatten. Wir verdienen ein bisschen Erholung, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Anson lächelnd. Er trank einen Schluck aus seinem Weinglas.
    Marks hatte das Anwesen vor fünf Jahren gekauft, ein weitläufiges altes Farmhaus in den Gebirgsausläufern oberhalb von Aspen. Er hatte fast sieben Millionen Dollar dafür bezahlt. Wie er heute Abend so an seinem Scotch mit der torfigen Note nippte und seine Zigarre paffte, kam ihm in den Sinn, dass sich jeder einzelne Penny gelohnt hatte.
    Keine 500 Meter entfernt glitt eine einsame, dunkle Gestalt mit geübten Bewegungen durch die Wälder Colorados. Von einem gut 20 Kilometer entfernten Forstweg aus war er aufgebrochen und hatte auf seinen Schneeschuhen ein hinter Snowmass gelegenes, verlassenes Waldstück abseits der Touristenpfade durchquert. Der tiefschwarze Stoff seines Anoraks fiel vor den umgebenden Kiefern nicht auf. Die perfekte Tarnung. Sie machte den Mann für jeden, der dort nach ihm Ausschau halten mochte, so gut wie unsichtbar. Aber da gab es niemanden. Vor dem Gesicht trug er ein Nachtsichtgerät, Modell ATN PS15-4, das es ihm gestattete, die schneebedeckte Landschaft wie bei Tageslicht zu erkennen, allerdings mit einem apokalyptisch grünen Schimmer unterlegt.
    Mit dem Sturm hatte er nicht gerechnet, doch konnte er sich auf diese Weise umso besser verbergen. Ansonsten empfand er das Wetter weder als Vorteil noch störte es ihn. Lediglich ein weiterer Faktor in einer Mission, die er seit über drei Jahren geplant hatte.
    Am Saum des Kiefernwaldes nahm er den ersten Vorboten von Marksʼ Anwesen wahr, die alte Scheune. Dahinter, das wusste er, traf er auf das große, steinerne Farmhaus.
    Der Mann glitt zur Scheune hinüber, zog seine Schneeschuhe aus und ließ sie an der westlichen Ecke des Gebäudes zurück. Ohne die Spezialschuhe reichte ihm der Schnee bis zur Hüfte. Doch das spielte keine Rolle.
    Während er durch die Verwehungen stapfte, ging er ein letztes Mal die Akte über Marks durch. Den größten Teil seiner beruflichen Laufbahn hatte Marks bei KKB verbracht. Mit 25 fing er bei der Firma als Händler für Öl-Termingeschäfte an. Sein Studium an der Ohio State University hatte er in nur drei Jahren bewältigt und anschließend, quasi über Nacht, seinen MBA an der University of Chicago gemacht. Bei KKB war er schnell aufgestiegen.
    Der für den Attentäter relevante Teil von Marks’Werdegang fand sich allerdings in der Zeit vor dem Studium. 1968 hatte Marks sich im Alter von 18 Jahren freiwillig zur

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