Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
beendete das Gespräch und legte auf.
»Das war John Scalia. Der Präsident will die strategischen Ölreserven nicht angreifen. Und die Alarmstufe werden sie auch nicht anheben.«
»Zu den strategischen Ölreserven kann ich wenig sagen«, meinte Jessica. »Aber was die Terrorwarnstufe angeht, bin ich anderer Meinung. Wir haben keine Ahnung, wo das alles noch hinführt. Es könnte sich um eine Bedrohung für die ganze Bevölkerung handeln oder für unsere gesamte Infrastruktur. In beiden Fällen wären wir gut beraten, auf Alarmstufe Rot zu gehen.«
»Wir haben keine Ahnung, was eigentlich vorgefallen ist«, sagte Chiles. »Wenn überhaupt, brauchen wir etwas Zeit, um unsere Arbeit zu erledigen. Der Präsident will allerdings sichergestellt sehen, dass wir die Atomreaktoren runterfahren.«
»Schon passiert«, erklärte Jessica.
»Scalia hat mir etwas Interessantes verraten. Die machen sich Sorgen, dass es sich womöglich um etwas ganz anderes handelt. Nicht um einen terroristischen Anschlag, sondern um einen gezielten Angriff, der von einer fremden Regierung abgesegnet wurde.«
»Von welcher Regierung?«
»Dazu wollte er sich nicht äußern.«
»Großartig! Dann sind wir jetzt also schon so weit, dass wir uns mit Ratespielchen aus dem Weißen Haus die Zeit vertreiben.«
»Regen Sie sich nicht auf! Alles zu seiner Zeit. Machen wir uns lieber an unsere Arbeit!«
»Bevor wir anfangen: Ich möchte, dass Terry Savoy und sein Deputy Paul Spinale mit von der Partie sind«, sagte Jessica. »Wir brauchen seine Hilfe, um Andreas zu finden.«
»Das gefällt mir nicht«, meinte McCarthy. »Er ist ein Hitzkopf. Und wir brauchen Denker.«
»Bullshit. Er ist kein Hitzkopf und hat genauso viel Grips im Hirn wie jeder andere hier. Hören Sie, wir sprechen von einem hochdekorierten ehemaligen US-Army-Ranger. Überprüfen Sie seine Vergangenheit, wenn Sie wollen, aber ich möchte, dass er dabei ist.«
»Sie kriegen ihn«, meinte Chiles, während er Jessica anblickte. Er wandte sich an McCarthy. »Schießen Sie los!«
»Zunächst einmal bekommen wir die Mitarbeiterlisten sämtlicher Kernkraftwerke, Flüssigerdgasanlagen und Ölraffinerien der Vereinigten Staaten«, begann McCarthy. »Wir betrachten uns die Nationalitäten, das Reiseverhalten, was immer Sie möchten.«
»Wann stehen uns diese Unterlagen zur Verfügung?«
»Bis heute Mittag. Ich schlage vor, dass wir das Team dann erneut zusammenrufen.«
»Ich habe keine Zeit, noch mal an so einer Sitzung teilzunehmen«, meinte Jessica. »Geben Sie mir die Liste einfach, sobald Sie vorliegt.«
»Sie bekommen die Liste, sobald wir sie haben. Aber was die Sitzung angeht, muss ich Ihnen widersprechen. Wir brauchen diese Zusammenkunft.«
»Dieser Meinung bin ich auch«, schaltete sich Chiles ein. »Im Moment wissen wir noch gar nichts. Wir müssen sichergehen, dass wir Zugang zu so vielen Informationen wie möglich erhalten. Außerdem muss sichergestellt sein, dass wir das vorhandene Wissen untereinander austauschen.«
»Verstanden«, sagte Jessica.
»Wenn ich jetzt fortfahren dürfte«, meinte McCarthy. »Dewey Andreas. Ich habe ein paar Informationen über ihn.«
»Ich auch«, sagte Jessica.
»Lassen Sie mich zuerst reden«, bat McCarthy. »Es bestätigt einige meiner negativen Vorahnungen.«
»Reden Sie«, sagte Chiles.
»Andreas ist Amerikaner«, begann McCarthy. »Er stammt aus Castine, Maine. Von der Küste. Dieses Foto wurde an dem Tag aufgenommen, als er sich für den Dienst bei der Army verpflichtete.« Er zog eine Schwarz-Weiß-Fotografie hervor und legte sie auf den Tisch. Die Aufnahme zeigte einen jüngeren, gut aussehenden Dewey mit langen Haaren und hartem, aber lächelndem Gesicht. »Im Krieg erhielt er mehrere Auszeichnungen. Ging zuerst aufs Boston College und entschied sich dann für die Army. Er wurde Ranger, danach bot man ihm an, es bei den Deltas zu versuchen. Er war definitiv gut, sehr gut sogar. Erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Leistungen, zweimal das Purple Heart. Ein harter Hund. Er war in Panama dabei und auch bei dem Team, das Khomeinis Bruder in Indonesien umlegte.«
»Wie zum Teufel ist er auf einer Bohrinsel mitten im Pazifik gelandet?«, wollte Chiles wissen.
»Hier wird es interessant. Er hatte eine Ehefrau, sie sind zusammen aufgewachsen. Sandkastenliebe, so was in der Art. Es gab einen gemeinsamen Sohn, der mit sechs Jahren an Leukämie starb. Eines Tages, wenig später, kam Andreas nach Hause und fand seine Frau tot auf.
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