Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
in Verbindung zu setzen. Aber im Ernst, wir brauchen Ihre Hilfe.«
»Anscheinend nicht. Dieses Treffen war doch ein Witz.«
»Ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich weiß, was Sie jetzt denken. Das war eine Formalität. Wir mussten diese Sitzung anberaumen. McCarthy sitzt ganz oben in der Hierarchie. Er ist Jurist und muss sicherstellen, dass wir die Vorschriften einhalten, was den Umgang mit fremden Regierungen und den US-Gesetzen betrifft. Dass die CIA sich nicht irgendwo einmischt, wo sie sich nicht einmischen darf, und dass alle Entscheidungen gesetzeskonform getroffen werden, damit uns niemand vor den Kongress zerren kann und so weiter.«
Savoy trat näher an Jessica heran. »Sie sehen sich mit einem schwerwiegenden Angriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika konfrontiert und lassen es zu, dass ein Haufen sesselfurzender Bürokraten während der nächsten 72 Stunden genug Zeit verschwendet, um wirklich jede Chance zu vertun, die Kerle, die dahinterstecken, zu erwischen. Von der Verhinderung eines weiteren Anschlags ganz zu schweigen. Eine zentrale Einrichtung der US-Stromversorgung existiert nicht mehr. Das größte Ölfeld außerhalb des Nahen Ostens wurde zerstört. Und alles, was unsere Regierung tut, ist, sich an einen schicken Tisch zu setzen, um festzustellen, wer die schlauesten Fragen stellt, wer wem die Schuld zuschiebt und wer am besten Risiken vermeidet? Tut mir leid, aber damit will ich nichts zu tun haben.«
Geduldig hörte Jessica ihm zu. Sie wandte den Blick nicht ab, dafür nickte sie an manchen Stellen, an anderen lächelte sie respektvoll. »Ich stimme Ihnen zu. Aber heißt das, dass wir jetzt aufgeben sollten? Es geht hier darum, Amerika zu verteidigen, Terry. Deshalb befassen wir uns damit. Deshalb sind Sie hier. Deshalb machen wir uns etwas daraus. Diese Untersuchung wird von vier beziehungsweise fünf Personen in jenem Raum abhängen. John Scalia aus dem Weißen Haus. Vic Buck von der CIA. Von Stebbens aus dem Energieministerium. Von mir. Und von Ihnen. Das heißt, falls Sie bleiben. Ich brauche Sie. Sie haben recht. Diese Angelegenheit wird innerhalb von ein paar Tagen, nicht erst in Wochen vorbei sein. Die Spur kühlt bereits ab. Wir müssen jetzt handeln. Und es gibt einen Zeugen, der möglicherweise mehr weiß als alle Überlebenden zusammen. Ich brauche Sie, um ihn zu finden. Ich brauche Dewey Andreas.«
Savoy ließ seinen Blick durch das Büro wandern und konzentrierte sich auf die beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Auf einen davon ließ er sich sinken und rieb sich die Augen. »Bringen Sie mir einen Kaffee.«
»Sie sind ein zäher Verhandlungspartner«, meinte Jessica lächelnd.
»Ich mag Sie, Jessica«, sagte Savoy. »Ich werde Ihnen helfen, Andreas zu finden, aber ich will nicht, dass die hiesige Bürokratie davon Wind bekommt. Das müssen Sie mir versprechen.«
»Versprochen. Gehen wir uns einen Kaffee holen. Ich möchte auch einen.«
»Ich bin zu müde zum Laufen.«
»Okay, ich gehe schon. Bleiben Sie einfach sitzen und legen Sie die Füße hoch. Ich bin gleich zurück.«
Jessica nahm den Aufzug zur Lobby, ging in den Starbucks auf der anderen Straßenseite und kaufte zwei große Becher Kaffee.
Als sie in ihr Büro zurückkehrte, saß Savoy in derselben Position da, wie sie ihn zurückgelassen hatte, und schlief.
Sie stellte den Kaffee auf die Tischplatte. Savoy verharrte mit geschlossenen Augen in halb liegender Position auf dem Stuhl.
»Ich kenne Andreas«, flüsterte er.
»Wie bitte?« Mit einem Stirnrunzeln beugte Jessica sich vor. »Haben Sie gerade gesagt, was ich glaube?«
»Na ja, ich kenne ihn nicht wirklich. Wir waren zur gleichen Zeit in der Army. Ich bei den Rangers, er bei der Delta Force. Wahrscheinlich hat er gar keine Notiz von mir genommen.«
»Warum haben Sie das nicht früher erwähnt?«
»Ich arbeite nicht für Sie«, erwiderte Savoy seelenruhig, während er die Augen aufschlug. »Ich traue keinem Einzigen in diesem Sitzungssaal. Die bereiten doch schon alles vor, um seinen Kopf zu fordern. Da mache ich nicht mit, das sage ich Ihnen gleich.«
»Aber Dewey Andreas bestieg einen Hubschrauber und flüchtete vom Ort der Explosion.«
»Nachdem er seine Männer befreit hatte. Sie haben doch nicht die geringste Ahnung, weshalb er in diesen Hubschrauber eingestiegen ist, falls er es überhaupt getan hat.«
»Was wissen Sie über Andreas?«
»Das ist kompliziert.«
»Die meisten Dinge sind kompliziert. Wir haben den ganzen Tag Zeit.«
Savoy
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