Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Jemand hatte ihr eine Kugel in den Schädel gejagt.« Für ein paar Sekunden herrschte Schweigen im Raum. »Da sich der Vorfall nicht auf der Basis ereignete, übernahm der örtliche Staatsanwalt den Fall.«
»Eine Jury hat ihn freigesprochen«, warf Jessica ein.
»Danach verließ er die USA. Das war vor 13 Jahren. Keiner hörte mehr etwas von ihm – bis jetzt.«
»Was haben Sie?«, wandte sich Chiles an Jessica.
»Savoy erinnert sich an den Fall«, sagte Jessica. Sie blickte erst Chiles, dann McCarthy an. »Er hielt sich damals ebenfalls in Fort Bragg auf. Er kannte Andreas zwar nicht persönlich, aber die Story ging durch alle Zeitungen und kam in den lokalen Nachrichten. Der Staatsanwalt tat sein Möglichstes, um einen Schuldspruch zu erwirken, konnte die Jury aber trotzdem nicht überzeugen.«
»Sie wurde mit einer Kugel aus einem 45er-Colt getötet«, sagte McCarthy. »Andreas besaß eine solche Waffe.«
»Soll das heißen, nachdem Sie im Internet ein paar Artikel bei Nexis gelesen haben, sind Sie in der Lage, zu beweisen, dass er seine Frau getötet hat?«, fragte Jessica. »Und dass dieser Frauen mordende Ex-Elitesoldat sich auf einmal in einen Terroristen verwandelt hat? Das ist nicht nur unproduktiv, es ist geradezu lächerlich. Wir stehen hier vor einer weitaus größeren Bedrohung. Unser Problem ist nicht Andreas, sondern eine Gruppe von Terroristen. Und womöglich verfügt Andreas über entscheidende Informationen, die zur Lösung dieses Problems beitragen.«
Jessica stand auf, um zu gehen.
»Warten Sie, Jess«, hielt Chiles sie auf. »Die nächste Sitzung ...«
»Ich werde mir das Protokoll durchlesen«, erwiderte sie und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
Um 13:30 Uhr fand sich Savoy wieder in Jessicas Büro ein. Sie quartierte ihn in einem Konferenzraum direkt nebenan ein.
»Gut?«, fragte sie.
»Ja, gut. Wo ist die Couch?«
Jessica verdrehte die Augen und teilte ihm das Neueste mit, was die Überlebenden von Capitana über die Geschehnisse in den Tagen vor der Explosion ausgesagt hatten.
»Wir brauchen eine Liste, wer sich alles auf der Bohrinsel aufhielt«, sagte sie. »Sie verfügen wahrscheinlich über die notwendigen Kontakte, um sie schnellstmöglich von Anson zu bekommen.«
Savoy nickte. »Ich besorge Ihnen die Namen.«
»Wie steht es um die Überlebenden von Savage Island?«
»Sie sind vor ein paar Stunden in Halifax gelandet. Sie wurden alle im Marriott Hotel einquartiert. Ihre Leute sollen sich an Spin wenden. Er arrangiert Ihnen Befragungen und alles, was sonst nötig ist.«
»Danke. Ach, übrigens, ich habe Ihnen und Spin eine Freigabe für vertrauliche Informationen beschafft.«
Ein leises Summen unterbrach ihre Unterhaltung. Das Handy, das auf dem Konferenztisch lag. Jessica griff danach und klappte es auf.
»Tanzer.«
Sie hörte schweigend zu, dann legte sie auf.
»Was ist los?«, fragte Savoy.
»Das war einer meiner Agenten in Denver. Marksʼ Skihütte steht in Flammen.«
17
MARKSʼ SKIHÜTTE
Irgendwo in seinem Kopf hörte Marks eine Stimme.
»Steh auf«, flüsterte sie. »So willst du doch nicht enden.«
Es war seine eigene Stimme. Sie befahl ihm, nicht aufzugeben.
»Steh auf«, forderte die Stimme. »Deine Zeit zu sterben ist noch nicht gekommen.«
Er roch Rauch und spürte die Hitze des ihn umgebenden Flammenmeers. Wie lange hatte er bewusstlos dagelegen? Als er die Augen aufschlug, empfing ihn blankes Chaos. Das ganze Zimmer war in Qualm und Flammen gehüllt.
Zum ersten Mal registrierte er den heftigen Schmerz, der von seiner Schulter ausging – dort, wo ihn die Kugel getroffen hatte – und von seinem Schädel. Er hob die rechte Hand und sah nichts als dunkles, furchteinflößendes Blut, das aus seinem Körper strömte. Er hielt sich die Hand vors Gesicht und registrierte die Verbrennungen, die er sich zugezogen hatte, als er die Pistole aus dem brennenden Kamin holte.
Zögernd verdrehte Marks den Kopf, um nach seinen Beinen zu sehen. Das Feuer breitete sich aus, die Flammen leckten über den Orientteppich und hatten seine Knöchel fast erreicht. Mit einem Mal spürte er die auflodernde Hitze, als das Feuer auf seine Jeans übersprang. Er schüttelte sein Bein und klopfte die Flammen aus. Seine Beine funktionierten noch. Eine gute Sache.
»Beweg dich endlich«, drängte ihn die Stimme. »Das Ganze gerät bald außer Kontrolle.«
Marks wälzte sich auf den Bauch, schrie vor Schmerz auf, als ihm ein Stich durch die Schulter fuhr, und schaute
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