Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
plötzlich etwas Nasses an seiner Hand. Als er hinabblickte, bemerkte er das Blut an seinem linken Arm. Es tropfte von seinen Fingern, floss jedoch nicht in Strömen. Ihm blieb zwar Zeit, die Wunde zu stillen, aber nicht viel. Ein Krankenhaus kam definitiv nicht infrage.
Zwei Blocks weiter verschwand er in einen sauber wirkenden Laden und suchte nach etwas, um die Blutung zu stillen. In einem der Gänge fand er eine Packung Geschirrtücher. Gehetzt warf er einen Blick durchs Schaufenster, ob sich Verfolger zeigten. Aus einem der hinteren Regale nahm er eine Rolle Klebeband. Er bezahlte eilig, riss die Verpackungen auf und presste sich ein Tuch auf die Schusswunde in seiner Schulter. Während die junge Kolumbianerin hinter der Kasse ihn beobachtete, umwickelte er es mit dem Klebeband und rollte es unter seiner Achselhöhle hindurch, um das Provisorium zu fixieren. Es war ein äußerst notdürftiger Verband, aber im Moment musste er sich um dringendere Angelegenheiten kümmern.
Einer der Killer lief draußen an der Scheibe vorbei. Dewey bemerkte ihn gerade noch rechtzeitig, bevor der Kerl sich umdrehte und in den Laden blickte. Dewey duckte sich hinter das rote Kühlregal für die Getränke und legte einen blutigen Finger an die Lippen – ein stummes Flehen, ihn nicht zu verraten. Vor Furcht wie erstarrt kam die Frau seiner Bitte nach und rührte sich nicht. Der Mann verschwand und Dewey machte sich auf den Weg zur Tür.
Da sein Verfolger nach rechts gegangen war, wandte er sich nach links, bog dann erneut links ab und schlenderte eine belebte Straße entlang. Innerhalb weniger Meter war sein Geschirrtuch vollkommen durchnässt, und nach zwei Blocks spürte er wieder Feuchtigkeit an seiner linken Hand, weil das Blut ungehindert an seinem Arm herunterlief. Solange die Kugel in seiner Schulter steckte, würde sich daran nichts ändern.
Nach dem dritten Straßenzug warf er einen Blick zurück und sah, dass sich zwei Verfolger näherten. Sie befanden sich zwar noch in einiger Entfernung, hatten ihn aber bemerkt. Er wollte gerade nach rechts abbiegen, als er merkte, dass es sich um eine Sackgasse handelte. Wenn er nach links abbog, erhielten die Killer eine Chance, ihm den Weg abzuschneiden. Dewey verwünschte sich dafür, dass er nicht schon eine Ecke früher in einer Gasse verschwunden war. Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter geradeaus zu rennen.
Den nächsten Block passierte er im Sprint. Im Zurückblicken sah er, dass er eine Spur aus Blutstropfen hinter sich herzog. Auf diese Weise konnten sie ihm leicht folgen. Er hatte noch ein sauberes Geschirrtuch in der Hand, aber das brauchte er noch dringend. Da er den Killern nicht einfach entwischen konnte, musste er in Kauf nehmen, dass sie ihm folgten.
An der nächsten Abzweigung rannte er nach rechts. Die Luftfeuchtigkeit war so drückend, dass ihm der Schweiß aus den Haaren tropfte und von der Stirn ins Gesicht lief. Stoßstange an Stoßstange fuhren die Autos mit enormem Tempo die enge Straße entlang, hin und wieder plärrte eine Hupe. Auf den Bürgersteigen drängten sich die Straßenhändler und boten Elektrogeräte, Armbanduhren, Kunstdrucke und CDs an, alles auf kleinen Teppichen ausgebreitet. Vor den Verkäufern drängten sich die Passanten auf der Suche nach einem Schnäppchen. Auf beiden Seiten wurde die Straße von Geschäften gesäumt, eine Damen-Boutique, ein Sportgeschäft, ein paar Cafés, eine Bodega, deren Aushang verkündete: PESSAʼS! Dewey spurtete los und stürzte sich in den Verkehr, rannte an der Reihe geparkter Wagen entlang, musste mehrmals heranschießenden Taxis und Limousinen in letzter Sekunde ausweichen. Das Blut lief weiter an seinem Arm herab.
»Sangrando!«, brüllte ein Taxifahrer aus dem offenen Fenster, als Dewey an ihm vorbeihastete. Um ein Haar wäre der Mann mit seinem verbeulten gelben Toyota auf den Wagen vor ihm aufgefahren. Unterdessen hetzte Dewey weiter, seinen Angreifern voraus. Er zog eine blutige Spur hinter sich her, während er rannte, so schnell er konnte.
Als er den Häuserblock zur Hälfte hinter sich gelassen hatte, stieß er zu seiner Linken auf ein Schild: MOTEL EL RÒSARIO. Das Gebäude war 14 Stockwerke hoch und wirkte heruntergekommen. Grauer Waschbeton mit kleinen, rechteckigen Fenstern, rostig gefärbte Alterungsstreifen zogen sich vom Dach an der Fassade entlang. Dewey huschte durch eine Lücke zwischen den Autos, erreichte den Bürgersteig und lief am Eingang des Motels vorbei. Er hielt auf
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