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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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einen Schock verfallen sein müsste. Aber er tat es nicht. Er konnte es sich nicht leisten. Denn dann drohte er hier, im Badezimmer eines schäbigen Motels in einem heruntergekommenen Viertel von Cali, zu verbluten. Dann würde man ihn in einem Armengrab verscharren.
    Er hätte am liebsten gar nicht in den Spiegel geschaut, doch nun musste er es tun, wenn er eine Chance haben wollte, die Kugel herauszubekommen. Einen kurzen Moment lang musterte er sein Gesicht. Die Augen eines toten Mannes. Er konnte nicht glauben, was er da sah, so bizarr kam ihm der Anblick vor – so unerwartet, so unvorhergesehen.
    Und dann wühlte er weiter. Dewey musste überleben. Für seine Männer. Für sich selbst.
    Endlich ertastete er ein kleines Objekt. Er bekam es mit Zeige- und Mittelfinger zu fassen und zog es langsam heraus. In der blutbeschmierten Hand hielt er ein länglich verformtes Stück Blei, eine Patrone Kaliber 7.62 Millimeter, abgefeuert von einer Kalaschnikow. Er ließ sie ins Waschbecken fallen, wo sie mit einem dumpfen Scheppern aufschlug.
    Dewey sank auf die Knie. Eine ganze Minute lang hielt er die Augen geschlossen. Dann hörte er von irgendwo weiter oben das dumpfe Stakkato einer Automatikwaffe. Sie kamen in seine Richtung, durchkämmten Stockwerk für Stockwerk auf der Suche nach ihm. Er stand auf und öffnete den Spiegelschrank. Es gab Nadel und Faden, das Nähzeug eines Handelsreisenden. Er nahm die Nadel, in die bereits ein schwarzer Faden eingefädelt war, und stieß sie langsam in den Rand der ausgefransten Wunde. Mit einiger Mühe flickte er seine Schulter wieder zusammen und wusch sie anschließend vorsichtig ab.
    Er hörte, wie weiter vorne im Flur eine Tür eingetreten wurde, gefolgt vom Aufschrei einer Frau, die von Gewehrfeuer zum Schweigen gebracht wurde. Dann die nächste Tür. Eine Männerstimme brüllte etwas, das er nicht verstand. Und wieder Schüsse, kurze, abgehackte Detonationen, die den Mann verstummen ließen. Dann wieder Schritte, deutlich näher.
    Hastig nahm er einen sauberen, trockenen Waschlappen, legte ihn auf die genähte Wunde und wickelte sich mehrmals, so fest wie möglich, Klebeband um die Schulter.
    Eine weitere Tür wurde eingetreten. Durch die Wand vernahm er Schritte. Einer der Killer sagte etwas zu seinem Begleiter. Angesichts der Wut, die in der Stimme des Mannes mitschwang, lief es ihm kalt über den Rücken.
    Durch das Fenster konnte er in der Ferne Sirenen hören. Dewey bewegte sich Richtung Schlafzimmer und zog den Colt aus dem hinteren Hosenbund, als er den schummrigen Raum betrat. Ein schwerer Stiefel knallte auf Holz, die Tür flog auf. Der jüngere der beiden Killer kam zuerst herein. Überrascht, dass er seine Beute gefunden hatte, traten ihm vor Aufregung beinahe die Augen aus den Höhlen. Noch ehe er seine Maschinenpistole nach oben zu schwenken vermochte, jagte Dewey ihm eine Kugel in den Kopf. Die Wucht des Schusses riss den jungen Araber von den Füßen und schleuderte ihn gegen die Wand, während das 45er-Projektil seinen Hinterkopf zerschmetterte und ihm das Gehirn wegpustete.
    Dewey ging in Deckung, als der andere Mann seine Maschinenpistole suchend kreisen ließ, vom Flur her blindlings das Feuer eröffnete und die dünne Wand des Zimmers mit Kugeln durchsiebte. Auf dem Boden liegend, hob Dewey den Colt. Einen Moment lang suchte er die Wand mit den Augen ab, dann schoss er. Seine letzte Kugel durchschlug den Beton und brachte den zweiten Killer zum Verstummen.
    Die Sirenen wurden lauter. Dewey trat ans Fenster und warf einen Blick nach draußen. Entsetzte Hotelgäste stürmten auf die Straße.
    Dewey durchwühlte den Koffer im Zimmer und fand ein blaues T-Shirt. Er zog es an. Den toten Terroristen im Flur entledigte er seiner Lederjacke. Innen an der Tür hing ein Bademantel. Diesen streifte er über, fegte zur Haupttreppe und mischte sich unter eine Gruppe von Gästen, die versuchten, aus dem Motel zu gelangen.
    Als er durch die Lobby ging, drang gerade ein Sondereinsatzkommando mit Helmen, automatische Gewehre im Anschlag, in das Gebäude ein. Dewey mimte den verängstigten Gast, hielt sich inmitten der panischen Menge und schaffte es nach draußen.
    Zwei Blocks entfernt schleuderte er den Bademantel in einen Mülleimer. In einem kleinen Elektronik-Laden erstand er ein Handy, mit dem man auch internationale Anrufe tätigen konnte. Ein Stück weit die Straße hinab komplettierte er seine Ausrüstung bei einem Pfandleiher mit einer Schachtel 45er-Patronen. Vor

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