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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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die Zufahrtsstraße zu, die sich zwischen der entgegengesetzten Ecke des Gebäudes und dem nächsten Hochhaus befand.
    Als er beim Umrunden der Kurve einen Blick zurückwarf, bemerkte er den ersten der beiden Killer an der Ecke der Omnestra, einen Häuserblock entfernt.
    Dewey betrat das Motel durch den Dienstboteneingang und rannte an zwei Putzfrauen vorbei, die gerade ihre Zigarettenpause machten. Drei Stufen auf einmal nehmend, stürzte er mit wild pochendem Herzen und brennender Lunge die Treppe hinauf.
    Die Schmerzen empfand Dewey lediglich als weiteren Einflussfaktor. Vor langer Zeit hatten sie ihn darauf trainiert, sich von Störungen und Ablenkungen zu isolieren und diese in ihre Schranken zu verweisen. Schmerz war seit jeher eine von Deweys Spezialitäten gewesen: sowohl ihn zuzufügen als auch ihn zu ertragen. Sich darauf zu konzentrieren, hielt ihn in Bewegung. Der Krach, den die Killer veranstalteten, als sie ihm hinterherrannten, schallte durch das Treppenhaus.
    Mit jeder Treppenflucht riss das Loch in seiner Schulter ein bisschen weiter auf und blutete noch stärker. Seine Brust schien zu brennen, während der Blutverlust ihm ein unangenehmes Schwindelgefühl bescherte. Als er im siebten Stock stand und einen Blick nach unten warf, konnte er seine Verfolger ausmachen. Der Erste war ein jüngerer Mann in grauem T-Shirt mit rotem Puma-Logo, ein kurz geschorener Araber, der stur geradeaus blickte. Ohne zu zögern oder müde zu werden, nahm er die Stufen wie ein Athlet. Die kurze, glänzend schwarze Maschinenpistole hielt er vor sich ausgestreckt wie ein Staffelläufer seinen Stab. Er schwenkte sie im Laufen hin und her. Obwohl er es war, der unaufhaltsam auf ihn zukam, bereitete Dewey der zweite Mann doch deutlich größere Sorgen. Keine halbe Treppenflucht hinter dem Araber hob er plötzlich den Kopf. Seine schwarzen Augen hefteten sich drohend auf Dewey, erfüllt von Entschlossenheit, Selbstvertrauen, sogar Vergnügen. Dieser Blick ließ Dewey zusammenzucken. In ihm breitete sich ein Gefühl aus, das er ganz und gar nicht mochte und doch nur zu gut kannte: Angst. Hastig versuchte er, es zu verdrängen.
    Der zweite Killer stieß einen Schrei aus und abrupt hob sein Kollege die Maschinenpistole und jagte eine Salve ins Treppenhaus hinauf. Dewey duckte sich an die Wand und setzte den Aufstieg fort. Er schob die Angst so weit wie möglich von sich, fokussierte sich auf den heftigen Schmerz, der sich in seinem klaffenden Schulterblatt entfaltete, hieß ihn gar willkommen. Ja, mit Schmerzen konnte er umgehen, sie bewältigen, ja, sich sogar davon antreiben lassen. Doch gegen die Angst existierte kein Gegenmittel. Sie war der ärgste Feind jedes Kriegers.
    Die Blutspritzer zogen sich hinter Dewey her wie eine Spur aus Brotkrumen. Die rote Flüssigkeit tropfte ihm von den Fingerspitzen und hinterließ, während er immer höher stieg, eine durchbrochene Linie auf dem Boden. Es dauerte nicht lange und er hatte den obersten Treppenabsatz des Motels erreicht. Vor ihm erhob sich eine schwere Stahltür, auf der die Ziffer 13 stand. Sie führte in den Flur mit den Gästezimmern. Dewey blieb stehen, warf erneut einen Blick zurück und überlegte. Sie waren hinter ihm her und brauchten nur der Blutspur zu folgen. Schlimmer noch, das Blut floss nun ungehindert, ein steter Strom wie aus einem undichten Wasserhahn. Wenn er seinen Arm nicht bald zusammenflickte, spielte es keine Rolle mehr, ob sie ihn erwischten oder nicht; dann würde er nämlich verbluten. Er konnte versuchen, es auf der Treppe mit seinen Gegnern aufzunehmen, aber er hatte nur noch zwei Kugeln im Colt. Wenn auch nur ein Schuss danebenging, wäre er ein toter Mann – erledigt von zwei Maschinenpistolen mit gut gefüllten Magazinen.
    Sekundenlang starrte Dewey auf den Eingang zur 13. Etage. Die Schritte, die sich von unten näherten, wurden lauter. Er streckte die Hand aus, legte seine rot beschmierten Finger auf die Klinke und zog die Tür auf.
    Dann stoppte er jäh und ließ das Blut von seinen Fingerspitzen über den Beton des Treppenabsatzes vor dem Eingang rinnen. Eine grobe, karmesinfarbene Linie, die bis zu dem dunklen Rot des Teppichbodens reichte, mit dem der Flur ausgelegt war. Ihm kam eine Idee. Statt weiterzugehen, machte er kehrt und spähte in Richtung seiner Verfolger. Eng an die Wand gepresst, begann er vorsichtig mit dem Abstieg. Dabei achtete er darauf, dass das Blut von seinen Händen exakt auf die bereits vorhandene Blutspur tropfte. Vor

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