Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Gerichtsgebäude und schaute nicht mehr zurück. Er verbrachte einen Monat mit Bergwandern in Nepal und Tibet. Zwei Monate später bewarb er sich als Roughneck auf einer vor der schottischen Küste gelegenen Bohrinsel von Marathon Oil. Damit hatte sein neues Leben angefangen.
Dewey starrte aus dem Fenster, vor dem er stand, ohne seine Umgebung wahrzunehmen.
Er schloss für einen Moment die Augen und zwang sich dazu, an die vor ihm liegende Aufgabe zu denken.
Erneut ließ er den Blick über den Platz schweifen, langsamer diesmal. Auf einer Bank in der Mitte saß ein hochgewachsener Mann mit Lesebrille, ein Buch in der Hand. Nummer eins. Der Mann ganz rechts, der beim Kaffeetrinken saß, wandte den Kopf und schaute sich suchend um, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. Noch während Dewey ihn beobachtete, stand er auf, holte ein paar Münzen aus seiner Hosentasche und legte sie auf den Tisch. Nummer zwei.
Dewey stieg die Treppe wieder hinab und verließ die Kirche durch den Vordereingang, der auf den Platz hinausführte. Vor der großartigen Fassade sickerte Sonnenlicht durch das Laubdach einer riesigen Eiche. Direkt gegenüber von Dewey, dort, wo die Mütter ihren spielenden Kindern zusahen, stand Delta Nummer eins von seiner Bank auf. Er hatte Dewey erkannt, ihre Blicke trafen sich. Dewey setzte sich in Bewegung, ging über die Schieferstufen der Kirche nach unten, geradewegs auf ihn zu.
Aus dem Augenwinkel registrierte er einen dritten Mann, einen großen Kerl mit dunkler Hautfarbe. Er trug eine Baseballmütze, Shorts und Laufschuhe. Hastig bewegte er sich vom rechten Bürgersteig aus auf den Platz zu. Schickten sie drei Soldaten, um ihn abzuholen? Hieß es nicht, nur zwei Deltas kämen?
Der große Kerl hatte es eilig. Delta Nummer eins kam auf Dewey zu und hatte den anderen, der sich ihm näherte, noch gar nicht bemerkt.
Rasch warf Dewey einen Blick auf Nummer zwei, den Delta mit der Sonnenbrille. Er schien in ein Gespräch mit einer blonden Frau verwickelt zu sein. Ein Ablenkungsmanöver, begriff Dewey, als der langhaarige Delta versuchte, die Blondine beiseitezuschieben. Es kam zu einer kurzen Rangelei.
Dewey blieb stehen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als ihm klar wurde, dass ihm keine Zeit blieb, um die Männer zu warnen, die eigentlich zu seiner Rettung gekommen waren.
Ein dumpfer, fast lautloser Schlag, gefolgt von einem gequälten Stöhnen, hallte durch die Morgenluft, als die Blondine Delta Nummer zwei erschoss. Sie benutzte einen Schalldämpfer. Er sank zu Boden, während die Frau aus dem Café stürzte und auf dem Bürgersteig wegrannte. Dewey sah sich nach Nummer eins um, der vom Zentrum des Platzes her auf ihn zukam. Der Delta hatte den großen Kerl, der sich ihm näherte, praktisch schon bei ihm war, immer noch nicht bemerkt. Dewey zog seinen Colt, den er hinten im Hosenbund stecken hatte, und sprintete los. Der Delta folgte Deweys Blick und drehte sich zu dem Killer um, doch zu spät. Blitzschnell hob der Killer den Arm und lautlos drang eine Kugel direkt über der Augenhöhle in den Schädel des jungen Deltas ein. Blut spritzte nach allen Seiten, während der Mann mitten auf dem Platz, nur wenige Meter von den spielenden Kindern entfernt, zusammenbrach.
Der Hüne wirbelte herum, richtete den schwarzen Stahl seines Schalldämpfers auf Dewey und schoss. Dewey hechtete zur Seite und spürte nichts. Dafür hörte er, wie links von ihm etwas zu Bruch ging, als die Kugel das Glas der Kirchentür in seinem Rücken durchschlug. Dewey feuerte ebenfalls. Das Krachen des Schusses, diesmal ohne Schalldämpfer, schien den ganzen Platz zu erschüttern. Dewey traf den Kerl in die Brust, feuerte noch einmal, und die Schläfe des anderen wurde nach rechts gerissen. Eine Silhouette aus Blut und Knochensplittern blitzte auf, als sein Schädel auf dem leuchtend grünen, frisch gemähten Rasen aufschlug. Sein Körper folgte kurz danach, knallte hart auf den Boden und kam nur knapp einen Meter vor einer jungen Mutter zu liegen, die ihr Baby im Arm hielt.
Einen Moment lang herrschte Stille. Dann schrien Frauen und Kinder auf. Dewey trat bereits die Flucht an und rannte vom Platz weg, hielt verzweifelt nach der zweiten Attentäterin, der Blondine, Ausschau. Doch die Frau blieb verschwunden. Dewey bog um eine Ecke und bewegte sich so rasch und ruhig er konnte auf seinen Wagen zu. Neben der Kirche wandte er sich nach links und sprintete über das Kopfsteinpflaster der Straße. Nach einigen Metern
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