Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
ihre modische weiße Lederjacke ruiniert, in ihrer rechten Brust klaffte ein schwarzes Loch.
Unentwegt starrte sie Dewey an, während er sich über sie beugte. Die fernen Sirenen wurden lauter. Die schöne junge Frau bewegte ihre Lippen, versuchte etwas zu sagen.
Dewey streckte die Hände aus, packte sie an den Armen, hievte sie mit einiger Mühe hoch und schlang ihren Körper über seine gesunde Schulter. Hastig trug er sie zum Mercedes, während die Sirenen den Platz fast erreicht hatten. Er öffnete die hintere Tür und ließ sie sanft auf den Rücksitz gleiten. Wahrscheinlich war sie in ein, zwei Minuten ohnehin tot, aber möglicherweise konnte er sie in ihren letzten Augenblicken noch dazu bringen, ihm etwas mitzuteilen.
Er stieg ein und startete den Wagen, indem er die unter der Lenksäule herabbaumelnden Drähte miteinander verband. Ein Blick zurück über die Schulter auf die schwer verletzte Frau, die auf dem Rücksitz um ihr Leben kämpfte. Ob sie nun starb oder nicht, spielte für Dewey keine Rolle. Sie hatte sich nun mal für ihr blutiges Handwerk entschieden. Wie bei den meisten Killern vor ihr dürfte sich diese Entscheidung bald als tödlich erweisen. Trotzdem machte es ihm zu schaffen, dass sie noch so jung war. Er bedauerte ihre verschwendete Jugend und die Schönheit, die schon bald Vergangenheit sein würde.
Er trat das Gaspedal durch und jagte die Limousine über die von der Sonne aufgeheizte Straße. Am nächsten Block wurde hinter ihm ein grün-gelber Streifenwagen auf den Mercedes aufmerksam, bog nach rechts ab und raste hinter ihm her, versuchte, ihn einzuholen.
Mit einem Blick in den Rückspiegel vergewisserte sich Dewey, dass die junge Frau noch lebte. Er brauchte eine ruhige Minute mit ihr, sonst starb sie ihm weg, bevor er ihr seine Fragen stellen konnte. Doch zu dem ersten Streifenwagen gesellte sich bald ein weiterer. Jetzt hatte er ein Problem.
Er klappte sein Handy auf und wählte die Nummer von Anson Energy. Als die Frau in der Zentrale sich meldete, bat er darum, wieder mit Terry Savoy verbunden zu werden. Nach einer kurzen Pause erklang Savoys Stimme.
»Dewey? Wo sind Sie?«
»Die haben bereits auf mich gewartet«, berichtete Dewey. »Sie haben die Deltas getötet. Die haben kaltblütig amerikanische Soldaten ermordet. Die wussten, dass ich komme. Das waren keine Terroristen, sondern Profis. Wir reden hier von Agenten. «
»Bleiben Sie in der Leitung. Ich schalte Jessica dazu.«
» Nein, das werden Sie verdammt noch mal nicht tun. Jemand in eurem Konferenzraum steckt mit denen unter einer Decke. Hören Sie zu, was ich sage: Sie haben einen Maulwurf!«
»In Ordnung, schon gut! Sind Sie okay? Was tun Sie gerade?«
»Ich sehe zu, dass ich aus Kolumbien rauskomme, bevor mir jemand eine Kugel in den Kopf jagt. Ich muss wissen, wie ich zum Flughafen komme.«
»Warum zum Flughafen?«
»Terry, entweder Sie helfen mir jetzt, oder ich lege auf. Es liegt an Ihnen.«
»Sind Sie noch in der Nähe der Stelle, an der wir Sie abholen wollten?«
»Ja, ich fahre auf der Granada Richtung Westen.«
»Bleiben Sie dran!« Das Telefon klickte, während Dewey aufs Gaspedal trat. Er hatte die Höchstgeschwindigkeit längst überschritten. Der Mercedes wirbelte den Staub von der knochentrockenen Straße auf, zog ihn in einer Wolke hinter sich her und nahm dem ersten Streifenwagen, der sich mittlerweile keine sechs Meter mehr hinter ihm befand, die Sicht.
Im Telefon klickte es erneut.
»Sie müssen nach Osten fahren. Die Granada führt von Ihrem Ziel weg. In ein paar Kilometern kommt ein kurzes Autobahnstück. Die Route 23, Autopista del Sur. Der folgen Sie in nördlicher Richtung bis zum Highway 25. Von dort sind es noch acht Kilometer bis zum Aragón International Airport.«
»Danke.«
»Sie wissen offenbar zu viel. Oder zumindest nehmen die das an.«
»Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Wir müssen Sie da rausschleusen.«
»Mich rausschleusen? Ich werde gerade durch die Straßen Calis gehetzt und habe zwei Streifenwagen an meiner Stoßstange kleben. Ich kann von Glück sagen, wenn ich die nächsten zehn Minuten überlebe. Ich habe bloß angerufen, um Ihnen mitzuteilen, dass eine Ratte bei Ihnen sitzt. Bevor wir uns wieder sprechen, sollten Sie erst mal ein paar ernsthafte Probleme an Ihrem Ende der Leitung lösen.«
Damit klappte er das Handy zu, trat das Gaspedal des Mercedes durch, und mit einem Ruck schoss der Wagen noch schneller durch die überfüllten Straßen
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