PR 2540
Nachschub auf einem verhältnismäßig engen Gebiet gefangen. Das bedeutet, dass sie völlig isoliert sind von weiteren Lebensmitteln und sonstigen Grundgütern. Das kann nicht mehr lange gut gehen.«
Dieselben Überlegungen plagten Icho Tolot. »Und das wird es auch nicht. Zweifellos stellen diese Truppenbewegungen den Anfang vom Ende dar.«
»Glauben Sie, die Jaranoc werden einen Ausbruchsversuch starten?«
»Sie sind verzweifelt. Sie müssen etwas tun, weil Stagnation für sie gleichbedeutend mit einem baldigen Tod ist.«
Ehe der Captain etwas antworten konnte, veränderte sich die Wiedergabe des Holos. Ein Warnton schrillte durch die Zentrale, ein Teil des Hologramms zoomte heran und nahm bald die gesamte Fläche ein.
In einem der Jaranoc-Schirme war eine Strukturlücke entstanden, aus der Energiestrahlen zuckten. Für wenige Sekunden schaltete die Wiedergabe auf Echtbildmodus. Vor dem Hintergrund einer weiten, kargen Felsenlandschaft rasten die leuchtenden, tödlichen Bahnen. Dann wallte weiß glühendes Feuer ins Bild.
Eine erste Explosion. Weitere Flammenlohen. Ein gezacktes, metallenes Bruchstück wirbelte durch die Aufnahme. In der nächsten Sekunde erlosch das Holo. Tolot hatte nur darauf gewartet – ein Wunder, dass die letzten Bilderübertragen worden waren. Alles geschah in völliger Stille. Was
sich etliche Kilometer entfernt abgespielt hatte, stand jedoch außer Zweifel. Irgendwo innerhalb der Riegelfeld-Kuppel explodierten in diesen Momenten die Reste der unbemannten Aufklärungsdrohne, die die aktuellen Bilder geliefert hatte. Die Funkverbindung zu dem kleinen Fluggefährt war längst unterbrochen.
»Sie lassen sich nicht mehr beobachten«, stellte Eritrea Kush nüchtern fest.
Icho Tolot erhob sich. »An ihrer Stelle hätte ich nicht anders gehandelt. Kommen Sie.«
»Was haben Sie vor?«
»Es gilt, Entscheidungen zu treffen, die wir allein nicht fällen können.«
2.
Eritrea Kush:
Elf-Dreiundzwanzig im Einsatz
Ich kann es immer noch nicht glauben. Dass ich mich mit der lebenden Legende Icho Tolot oder auch den bedeutendsten Führern des Stardust-System wie Administrator Whistler und Admiral Furtok treffe, ist inzwischen zu etwas Alltäglichem geworden.
Wenn ich ein paar Jahre, ach was, da reichen ein paar Wochen, zurückdenke, hätte ich das nie für möglich gehalten. Die Ereignisse haben mich geradezu überrollt. Eben noch sah ich es als den größten Erfolg meines Lebens an, als Chefin der ersten Kompanie des ersten Bataillons der zweiten Raumlandebrigade der dritten Stardust-Raumlandedivision zu dienen ...
In der Elf-Dreiundzwanzig, wie Rus es in meinen Träumen nennt. Oder genannt hat. Ich träume nicht mehr von meinem verstorbenen Mann. Diese Phase meines Lebens gehört der Vergangenheit an, davon bin ich überzeugt. Ich habe das Alte hinter mir gelassen und mich dem Neuen zugewandt. Der Gegenwart. Und diese hat wahrlich genug zu bieten, um meine volle Aufmerksamkeit zu fesseln.
Wie gesagt – ich arbeite mit den wichtigsten Führungskräften zusammen, die die Stardust-Menschheit zu bieten hat. Der Haluter Icho Tolot, einer der ältesten Freunde der Terraner, behandelt mich als gleichwertige Partnerin; meine Meinung ist ihm wichtig.
Ja, mehr als das, er geht sogar vertraut mit mir um. Einmal nannte er mich Kushos, mit der Anredeform, die sein stets auf Distanz bedachtes Volk nur Freunden zukommen lässt. Freunde, mit denen sie normalerweise ein halbes ihrer ohnehin atemberaubend langen Leben verbracht haben.
Ich hätte es mir nicht träumen lassen. Alles hat sich geändert.
Wieso?
Auf diese scheinbar einfache Frage vermag ich keine Antwort zu finden, sosehr ich auch darüber nachdenke. Manchmal ist dies mein letzter Gedanke am Abend und der erste am neuen Tag.
Ich kann nur zurückschauen und staunen, welche Entwicklung mein Leben genommen hat. Aus den Trümmern einer Katastrophe, die ich als so allumfassend ansah, dass ich glaubte, ihrem Bann niemals entkommen zu können, ist etwas völlig Neues gewachsen. Etwas Besseres sogar, so schwer es mir fällt, dies zuzugeben.
Doch einen Grund, sich auf irgendwelchen Erfolgen auszuruhen, gibt es nicht. Dazu ist die Situation im Stardust-System, in meiner Heimat , viel zu unsicher. Das Lager der Jaranoc bildet nichts anderes als eine gewaltige Zeitbombe, die jeden Augenblick zu explodieren droht.
Ich frage mich, wie es den fremden Soldaten dort wohl ergehen mag – eingeschlossen, von Feinden umringt, der Wandernden Stadt
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