PR 2541
Schauspiel einigermaßen gelang. Er durfte keine Schwäche zeigen. Stattdessen lieber den Überlegenen spielen.
Erst als er sich aufsetzte, fiel ihm auf, dass die Medoliege gegen ein weiches Etwas getauscht worden war, das einem Terraner wohl als Kopfkissen gedient hätte – für ihn hatte es geradezu bettähnliche Ausmaße.
Ohnehin befand sich Vorremar in einem völlig anderen Raum. Dass ihm dies bislang entgangen war, schrieb er der Verwirrung aufgrund der Umstände zu. Genauso gut konnte es auch an Drogen liegen, die man ihm während seiner Ohnmacht verabreicht hatte.
Helen Furtok bemerkte wohl seine suchenden Blicke.
»Umsehen kannst du dich später. Dir wird genug Zeit dazu bleiben. Zunächst gilt es, einiges abzuklären. Du bist widerrechtlich in militärisches Sperrgebiet eingedrungen.«
Sie wollte also auf das offizielle Rechtssystem pochen? Nun, das konnte er auch. Er räusperte sich und atmete tief ein, um seiner Stimme einen vollen Klang zu verleihen. »Ehe ich dazu Stellung nehme, berufe ich mich auf meine Bürgerrechte als Bewohner des Stardust-Systems. Ich verlange freigelassen zu werden, sonst werde ich dich und die Furtok Interstellar Company verklagen.«
Die Politikerin schloss die Augen und deutete ein Kopfschütteln an. »Verklagen? Du? Mich? Weißt du, wie viele Gesetze du gebrochen hast, ehe man dich dingfest machen konnte?«
»Dingfest machen?«, begehrte der Siganese auf. »Nennt man das heute so, wenn man erschossen wird?«
»Das ist wohl kaum das richtige Wort. Niemand hat dich erschossen.«
Nenn es, wie du willst. Mich wirst du auf diese Tour nicht zum Reden bringen. Du nicht und auch sonst keiner.
Erstmals schaute sich Vorremar in seiner neuen Umgebung um. Ein Kissen diente ihm als improvisiertes Bett, auf dem er sich auskuriert hatte. Es lag auf einem breiten Schreibtisch, dessen Platte aus hellem Holz bestand. Wahrscheinlich handelte es sich um Ahorn-Imitat, wie es gegenwärtig aus nostalgischen Gründen überall in Mode kam.
Helen Furtok saß auf einem unbequem aussehenden Stahlrohrstuhl an der Seite des Tischs, sodass sich ihr Gesicht ungefähr in Höhe des Siganesen befand. Die Wand hinter ihr war mit einem scheußlichen Muster aus leuchtenden Farben bemalt.
Ein Fenster gab es nicht. Aus in die Decke eingelassenen Lampen flutete unangenehm grelles Licht in den Raum. Der einzige Ausgang bestand aus einem geschlossenen Schott. In bequemer Höhe für einen Terraner, für einen Siganesen jedoch unerreichbar, befand sich daneben ein Touchscreen in der Wand.
Die nächsten Worte legte sich Vorremar genau zurecht. »Niemand hat mich erschossen? Das ist wohl eine Sache der Interpretation. Aus meiner Warte ...«
»Da gibt es nichts zu deuteln!«
Der Siganese ließ sich nicht beirren. Er ging zum Rand der Schreibtischplatte, suchte etwas, das er als Waffe benutzen konnte. Und sei es nur ein Stift, den er in der Art eines Speeres in Helen Furtoks Auge rammen konnte.
In seiner Verzweifelung würde er jeden nur denkbaren Weg gehen. Alle würden sich wundern, wozu ein Siganese fähig war, wenn man ihn in die Enge trieb. Ab sofort würde Vorremar härtere Geschütze auffahren.
»Was geschieht in der sublunaren Halle im Sperrgebiet?«, fragte er.
Er erhielt keine Antwort.
»Wie kommt es, dass offizielle Einheiten des Militärs verschwörerische Aktivitäten unterstützen?«
Helen Furtok erhob sich. Ärger spiegelte sich in ihrem Gesicht. Das Grün-Blau ihrer Augen schien eine Nuance intensiver zu funkeln als zuvor.
Ob es sich um künstliche Linsen handelte, die auf die emotionalen Signale ihrer Trägerin reagierten? Zweifellos würde das in politischen Gremien den Gegner auf einer unbewussten Ebene schwer beeindrucken oder im Idealfall sogar einschüchtern. Oder sie verraten.
Vorremar würde sich durch solche Spielereien nicht aus der Ruhe bringen lassen. »Ich verlange zu wissen, wo genau ich mich befinde und mit welchem Recht man glaubt, mich festhalten zu können!«
Ihre Hand krampfte sich um die Lehne des Stahlgestells. Die Fingerknöchel am ersten Gelenk zeichneten sich weiß ab.
Sehr gut. Sie wird wütend. Solange das nicht bedeutete, dass sie sich zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen ließ, störte sich Vorremar nicht daran.
»Dir ist klar, dass sämtliche Richter im Stardust-Gerichtshof auf meiner Seite stehen werden? Und ich werde eine saftige Klage einreichen, wenn ich nicht augenblicklich ...«
»Genug!«, fauchte sie – es erinnerte tatsächlich an den Laut
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