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erpressen?
Dieser Gedankengang gefiel ihm überhaupt nicht. Die Lage kam ihm immer verzweifelter vor.
Oder befand sich Huslik in Freiheit und plante Schritte zu Vorremars Befreiung? Denn dass der Siganese entdeckt und gefangen genommen worden war, musste Huslik klar sein; sonst wäre er längst im Hotel aufgetaucht, um seinem Freund Bericht zu erstatten.
Das wiederum warf die Frage auf, wie lange Vorremar inzwischen gefangen saß. Einige Stunden? Oder Tage? Womöglich Wochen?
Die Vorstellung bereitete ihm Magenschmerzen. Sein ganzes Gedärm schien sich zu verknoten. Theoretisch konnte er sogar monatelang im Koma gelegen haben. Vielleicht hatte Huslik den Aveda-Mond längst wieder verlassen.
Nachdenklich legte Vorremar das Stück Konzentratwürfel beiseite und wandte sich der Wasserschale zu. Sie war groß genug, um darin ein Vollbad zu nehmen.
Erst als der Siganese direkt daneben stand, entdeckte er den vier Milliliter fassenden Messbecher, der am Rand der Schale stand. Zwar war der Becher groß wie ein Krug für vier Männer, doch man musste dem Wachtposten zugutehalten, dass er wohl das kleinstmögliche Gefäß gewählt hatte.
Wie hatte er es ausgedrückt? Wir sind leider nicht auf Gäste deiner Größe eingestellt.
Vorremar hob den Becher und wollte ihn gerade ins Wasser tauchen, als sich das Schott erneut öffnete. Er drehte sich um – und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es fiel ihm schwer, nicht aus der gelassenen Rolle zu fallen, die er seinen Bewachern vorspielte.
»Hoher Besuch«, sagte er.
»So sieht man sich wieder«, begrüßte ihn Administrator Timber F. Whistler.
5. Huslik Valting: Das Beste vom Besten
Das Motto des Hotels, das den – Husliks Meinung nach – albernen Namen »Tele-Trans« trug, lautete »Das Beste vom Besten«.
Damit übertrieben die Besitzer nicht im Geringsten. An Luxus mangelte es tatsächlich in keiner Ecke. Außerdem versuchten die Betreiber mit allen Mitteln, Flair zu schaffen.
Das begann schon damit, dass jedes Zimmer einen Eigennamen trug, der in gold glänzenden Kapitälchen über der Eingangstür prangte und von einem holografischen Farbenspiel umtanzt wurde. Auf diese Weise begab sich jeder Gast unter die Obhut einer Superintelligenz.
So hatte es zumindest der Bedienstete versichert, der Huslik in Empfang genommen hatte. Denn die Zimmer waren samt und sonders nach solchen Geistwesen benannt, die in Terras Historie eine Rolle gespielt hatten. Huslik bewohnte den Raum BARDIOC, während Vorremar in der KAISERIN VON THERM logierte. Die Zimmer lagen sinnigerweise direkt nebeneinander und waren durch eine Zwischentür verbunden.
»Kleiner Scherz unsererseits«, hatte der Portier versichert. »Wenn eine größere Suite gebraucht wird, öffnen wir die Zwischentür, und beide Schriftzüge ändern sich augenblicklich in THERMIOC, du verstehst?«
»Ich bin historisch durchaus versiert«, hatte Huslik geantwortet.
»Du bist Astro-Archäologe, ich weiß. Du hast es in deiner Anmeldung angegeben. Deshalb habe ich dir und deinem Begleiter auch diese Zimmer zugewiesen. Weniger gebildete Gäste verbinden immer noch Negatives mit dem Namen BARDIOC, weshalb wir diesen Raum oft nur ...«
Weiter hatte Huslik nicht zugehört, sondern sich nur darüber gewundert, warum der Portier persönlich sein Gepäck trug, anstatt es einem Roboter zu übergeben. Wahrscheinlich gehörte dies der Auffassung der Hotelbetreiber nach zum gediegenen Luxus einer erstklassigen Adresse.
Seit mittlerweile zwei Tagen wohnte Huslik im Hotel, genoss Schwerelos-Massagen ebenso wie wärmende Strahlenschauer im zimmereigenen Hygienebereich. Sein üblicher Dreitagebart war längst perfekt glatter Babyhaut gewichen. Nach einer Unzahl vitalisierender Duschen kam ihm sein aschblondes Haar so dicht vor wie zuletzt vor zwanzig Jahren. Er hatte mehr erlesene Speisen zu sich genommen als während der zehn letzten Monate.
Von Stunde zu Stunde konnte er dem allem aber immer weniger abgewinnen, weil seine Sorge um Vorremar Corma wuchs. Der Siganese war seit über fünfzig Stunden verschwunden.
So lange konnte seine Erkundungsmission im militärisch abgeriegelten Gebiet unmöglich dauern. Was bedeutete, dass Vorremar entdeckt und gefangen genommen worden sein musste.
Zunächst hatte Huslik abgewartet, in der Hoffnung, der Siganese würde auftauchen. Daran glaubte er inzwischen längst nicht mehr. Stattdessen erging er sich in Selbstvorwürfen, viel zu lange gezögert zu haben.
Seit einem Tag durchforstete
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