PR 2541
Höchstwerte.
Abartig, dachte er. Das ist vollkommen unnatürlich.
Oder ... übernatürlich?
Wies das Ortungsmuster auf die Anwesenheit einer starken Geistesmacht hin? Oder auf eine hyperenergetische Verwerfung, die im Zusammenhang mit dem Schleier stand? Oder gab es eine ganz und gar andere Ursache?
Er wusste nicht, wie er die Daten interpretieren sollte, ein solches Messergebnis bedurfte ausgewiesener Ortungsfachleute und womöglich anderer Spezialisten. Sogar eine Koryphäe wie Mumou war sichtlich ratlos.
Und dann diese Kopfschmerzen! Sie verstärkten sich immer weiter und verhinderten zusehends jeden klaren Gedanken.
Normalerweise ignorierte der Vizeadmiral kleinere Unpässlichkeiten, doch daran war nicht zu denken, so quälend war der Schmerz. Er fragte sich, ob er überhaupt noch als einsatzfähig gelten konnte.
Mit dem ihm eigenen Pragmatismus beorderte er einen Medoroboter herbei. Die Wissenschaftler stürzten sich derweil auf jedes neue Ortungsergebnis. Sie würden ihn informieren, sobald sie neue Erkenntnisse hatten.
Nach sehr kurzer Zeit bemerkte er zu seiner Erleichterung, dass sich der Medorobot quer durch die Zentrale näherte. Zu seiner Überraschung steuerte die Maschine jedoch nicht ihn an, sondern den Platz des Piloten.
Was bei allen Howanetzen ...? Verwundert blickte sich Lexa um – und entdeckte zwei weitere medizinische Einheiten im Einsatz. Das konnte kein Zufall mehr sein!
»Achtung, Rundruf an alle Stationen und Quartiere! Grundsatzbefehl!«, stieß er hervor und merkte, wie seine eigene Stimme unter einem neuen Schmerzimpuls zitterte. »Vizeadmiral Stuart Lexa hier! Jeder, der seit Kurzem unter Kopfschmerz oder ähnlichen Symptomen leidet, meldet dies umgehend!«
Binnen weniger Sekunden gingen bereits mehr als zehn Bestätigungen ein.
Als endlich ein Medoroboter bei ihm eintraf, stand fest, dass mindestens die Hälfte der Besatzung betroffen war. Wo sollte das hinführen? Wenn es nicht abebbte, konnte im Extremfall das Schiff manövrierunfähig werden.
Der Roboter spulte einige routinierte Fragen ab und verkündete dann, dass er seinem Patienten ein Mittel verabreichen werde. »Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach den Schmerz lindern.«
Lexa ließ die Prozedur über sich ergehen und hoffte darauf, dass sein Kopf endlich wieder frei würde. Zum ungezählten Mal seit der Entdeckung des Schleiers verfluchte er den Umstand, dass er keinen Kontakt zum Stardust-System aufnehmen konnte. Die neueste Entwicklung gefiel ihm nicht. Wie sah es wohl hinter dem Sextadimschleier aus?
Der einzig positive Effekt der Isolation bestand darin, dass auch die Kristallschiffe nicht in die Heimat vordringen konnten. Sofern nicht Legranges düstere Annahme den Tatsachen entsprach und die Frequenz-Monarchie die Heimat längst besetzt hielt.
Aber was, wenn einigen Schiffen schon vor der Entstehung des Schleiers der Einflug gelungen war? Vielleicht tobte in der Heimat eine verbissene Schlacht und seine eigene Flotte könnte das Zünglein an der Waage sein, wer sie für sich entschied!
War es ein für die Menschheit tödlicher Fehler gewesen, einen so großen Teil der Flotte nach KREUZRAD zu schicken?
Verschüttete Milch oder vergossenes Bier, es gibt da eine Redewendung unserer Vorfahren, die es treffend umschreibt ... Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr ändern.
Je länger Lexa darüber nachdachte und je intensiver ihn die Kopfschmerzen quälten, umso düsterer wurde das Bild, das er sich von den Zuständen jenseits des Schleiers ausmalte.
Schließlich wusste er zumindest eines mit unumstößlicher Sicherheit: Das Mittel, das der Medoroboter ihm verabreicht hatte, wirkte nicht.
*
Das gegenseitige Taxieren der Kristallschiffe und der Kegelstumpfraumer fand ein abruptes Ende, als um 13.41 Uhr am 8. Februar 1463 NGZ ein weiteres Kontingent Schlachtlichter wie aus dem Nichts auftauchte.
Ein Dutzend Einheiten der Frequenz-Monarchie stürzte gleichzeitig in den Normalraum und startete einen Angriff auf die Kegelstumpfraumer.
Die Stardust-Flotte stand nach wie vor in drei Lichtjahren Entfernung zum Geschehen, sodass sich ihnen die kurze Schlacht nur in Form von Ortungsdaten erschloss. Dass es dabei um die Leben zahlloser Intelligenzwesen ging, ließ sich dabei selbst für die Militärs kaum nachvollziehen.
Stuart Lexa war Stratege genug, um zu wissen, dass er inneren Abstand wahren musste, zumal alle Ergebnisse der Sensoren zeigten, dass der Kampf mit harten Bandagen geführt wurde. Tobende
Weitere Kostenlose Bücher