PR 2621 – Der Harmoniewächter
Harmoniewächter.«
Der andere schwieg einen Augenblick, ehe er ein überraschtes leises Pfeifen von sich gab. »Entschuldige. Du bist natürlich willkommen.«
Das Antigravfeld setzte mich ab, ich ging vorsichtig weiter.
»Moment«, meldete sich der Spezialist erneut zu Wort und geriet ins Stottern. »Uyari Lydspor ... bist du nicht – ich meine, warst du nicht hier, als sich die Explosion ereignete?«
»Mehr noch. Diese ganze Sache galt mir.« Bei dieser Erinnerung zog sich mir unangenehm der Kehlsack zusammen. »In dieser Falle hätte ich sterben sollen.«
Ich erreichte den Kandran.
»Wir vermochten leider bislang nichts zu entdecken«, sagte er. »Keine Hinweise darauf, wer sich hier versteckt hat. Sämtliche Bewohner des Lagers konnten fliehen. Meine Kollegen untersuchen gerade den Reaktor, dessen Überlastung zur gezielten Selbstzerstörung geführt hat. Gleichzeitig sind in den höhergelegenen Bereichen einige kleinere Sprengkörper detoniert, was den Steinrutsch auslöste.«
»Ich vertraue eurer Arbeit«, versicherte ich. »Dennoch will ich mich persönlich umsehen. Ich besitze gewisses ... Hintergrundwissen, das euch fehlt. Möglicherweise kann ich deshalb Spuren und Hinweise wahrnehmen, die ihr gar nicht als solche erkennt.«
»Du darfst dich frei bewegen, Harmoniewächter, nur achte darauf, dass ...« Er sprach den Satz nicht zu Ende, denn ein kleiner Alarm piepte an seinem Schutzanzug. »Ein Gleiter. Nicht schon wieder! Oder bist du nicht allein gekommen?«
»Doch«, sagte ich alarmiert.
»Ich habe die Sensoren auf Beobachtung der Umgebung eingestellt. So bemerkte ich auch deinen Gleiter und konnte dich gleich abfangen. Leider warten wir noch auf die versprochenen Roboteinheiten, die das Gebiet absperren sollten. Also müssen wir uns selbst darum kümmern, Sensationstouristen fernzuhalten.«
Er hantierte kurz an seinem Armband, woraufhin ein Holo vor seiner Brust entstand, das er musterte. Es zeigte die schematische Darstellung eines kleinen Fluggefährts, das uns in einiger Entfernung passierte.
»Gut«, meinte er erleichtert. »Der Gleiter war offenbar nur zufällig in dieser Gegend, ist nicht einmal in die Nähe gekommen.« Er löste das Holo auf, wollte sich seiner Arbeit zuwenden.
Mir jedoch war etwas aufgefallen, das mich stutzig werden ließ. »Bau das Holo wieder auf!«
»Der Gleiter befindet sich bereits außer Reichweite und kann ...«
»Dann spiel die automatische Aufzeichnung ab, schnell! Du hast es doch gespeichert, oder nicht?«
»Selbstverständlich.«
Das dreidimensionale Bild entstand erneut. Wieder war der Gleiter zu sehen. Einige Berggipfel lagen zwischen ihm und uns.
»Zum Glück ist diese Gegend nicht gerade ein Ausflugsziel, sonst käme ich vor Fehlalarmen gar nicht mehr zu meiner eigentlichen Arbeit.«
Ich hörte ihm kaum zu. Stattdessen starrte ich auf die Kennung des Gleiters – oder eben die fehlende Kennung. Nur die Typenreihe des Gefährts blinkte am unteren Rand des Hologramms.
Mein Gegenüber bemerkte es offenbar ebenfalls.
»Ein sehr altes Modell«, sagte er. »Wusste gar nicht, dass die Dinger heutzutage überhaupt noch fliegen können.«
»Sehr alt«, wiederholte ich.
Mehr noch.
Dieses Modell war extrem veraltet. Einheiten wie diese waren vor sieben Urd in Gebrauch gewesen. Genau in der Zeit, als das Palastschiff der echten Herzogin Rhizinza Yukk verschwunden war.
Ich warf mich ohne ein weiteres Wort herum, funkte meinen Gleiter an, aktivierte das Antigravfeld und stellte ihn auf höchste Geschwindigkeit.
Kaum im Inneren, jagte ich los, dem alten Modell hinterher.
*
Es gab keine Zufälle, davon war ich zutiefst überzeugt.
Schon gar nicht während dieser Mission, in der es um die Grundlagen des Reiches der Harmonie ging und für die ich besonders ausgestattet worden war – nicht nur von Jezzel oder Leuten wie Herzog Corodo Zikk und Gardeleutnant Conscure, sondern auch von TANEDRAR selbst.
Dies war der Augenblick, auf den mein ganzes Leben zugesteuert hatte, deshalb war ich zum Harmoniewächter geworden, nur darum hatte ich einst vor der Superintelligenz gestanden, um meine Ausbildung abzuschließen! Um besondere Stärke zu empfangen, war mir seit Kurzem nach so vielen Jahren endlich vergönnt, meinen Escaran zu sehen, das Stück TANEDRARS, das mich immer begleitete.
Der Anblick der immateriellen Schwinge neben mir verlieh mir Mut und Zuversicht, auch in diesem Augenblick, in dem ich mich in halsbrecherischem Tempo dem fremden
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