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PR 2621 – Der Harmoniewächter

PR 2621 – Der Harmoniewächter

Titel: PR 2621 – Der Harmoniewächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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verengte sich immer mehr, bis sie kaum mehr als eine Klamm war, von deren Steilwänden Wasser in die Tiefe tropfte, als würde es regnen.
    »Festhalten!«, rief Blitzer trocken.
    Der Gleiter legte sich auf die Seite, flog um neunzig Grad gekippt weiter; nur so konnte er die engste Stelle passieren, in der Wassermassen wie in einem Wasserfall herabstürzten.
    Wasser hämmerte auf die Außenhülle, vor der Sichtscheibe verschwamm alles, als wären sie ins Meer gestürzt. Dann brachen sie ins Freie. Die letzten Tropfen perlten ab, während Blitzer stärker beschleunigte. Er rasierte einigen gedrungenen Bäumen die Spitzen ab, zog höher und jagte in den Himmel.
    Ihr Verfolger blieb zurück. Das Orterbild zeigte, dass er in der engen Schlucht festhing.
    Doch als der Zwergandroide wieder auf die Hauptstadt zuflog, schoss der andere hinter dem Gipfel in die Höhe und kam schnell näher.
    »Zurück ins Gebirge!«, befahl Saedelaere. »Du musst ihn noch effektiver abhängen, Eroin!«
    »Aber wie ...«, begann die Herzogin, wurde jedoch von Blitzer unterbrochen. »Ich weiß, was ich zu tun habe.«
    Mit diesen Worten flog er eine Schleife und raste genau auf ihren Verfolger zu.
    »Wenn wir angreifen und ihn beschießen, wird man uns erst recht für Feinde des Reiches halten!«, rief Pridon. »Wir dürfen ihn nicht zerstören.«
    Blitzer antwortete nicht.
    Die beiden Gleiter jagten aufeinander zu. Der Zwergandroide zeigte keine Anzeichen, auszuweichen.
    »Warnung«, tönte eine automatische Stimme. »Kollisionskurs. Zusammenstoß in ...«
    »Ich schalte ab«, sagte Blitzer, und die Robotstimme verklang.
    Im letzten Augenblick zog der Zwergandroide zur Seite, genau wie ihr Verfolger. Sie schrammten haarscharf aneinander vorbei. Ihr eigener Gleiter hüpfte förmlich über die Spitze eines Berges, die ihr Gegner noch touchierte.
    Steine prasselten in die Tiefe, Funken flogen, und ihr Verfolger überschlug sich, kam ins Trudeln.
    »Er wird notlanden können, genau wie vorausberechnet«, sagte Blitzer.
    »Du willst seine Reaktion vorausberechnet haben?« Die Herzogin zeigte sich skeptisch. »Das ist unmöglich.«
    Der Zwergandroide drehte sich um. »So?«, fragte er. Mehr nicht.
    Dann steuerte er die Hauptstadt Klionas an.
     
     
    Herzogin Rhizinza Yukk
     
    Dies war Klionas – die Heimat. Und doch ein fremder Ort.
    Es gab keine Heimat mehr für sie, so bitter diese Feststellung auch klang.
    Die Gerüche, der Lärm, die bunte Vielfalt der Bewohner ... all das war genau wie früher, und doch musste sie mit einer schäbigen, unbekannten Maske durch die Menge schleichen wie ein Verbrecher – schlimmer noch, wie ein Jyresca!
    Man verfolgte sie, man würde sie im Namen der Harmonie gefangen nehmen. Welch ein Hohn! Ausgerechnet sie!
    Außerdem lag ein Schleier über Klionas, der alles ein wenig verfremdete. Jedes Gebäude, jeder Straßenzug war ihr einerseits vertraut, andererseits schien es einer leicht verschobenen Wirklichkeit zu entstammen.
    Weil es sich sieben Urd lang weiterentwickelt hatte, während sie, Rhizinza Yukk, stehen geblieben war.
    Ein Mangarianer zog vorüber, auf dem typischen Antigravfeld, das seine wirbellose Gestalt aufrecht hielt; er schwang pseudointellektuelle Reden, und eine insektoide Zuhörerschar umflatterte ihn.
    Auch das genau wie früher, zumindest wenn man davon absah, dass der Mangarianer seine Stachel leuchtend gelb eingefärbt hatte. Das wäre ... damals undenkbar gewesen.
    Sie drängte sich neben Pridon durch die Menge im Stadtzentrum.
    Saedelaere und Eroin Blitzer mussten sich ganz in der Nähe aufhalten; im Schutz der Unsichtbarkeit durch den winzigen Spezial-Deflektor des Zwergandroiden. Die beiden konnten sich aufgrund einer Spezialschaltung zwar gegenseitig sehen, aber Rhizinza und Pridon vermochten es ebenso wenig wie alle anderen.
    Der Gleiter lag in einer der verlassenen Seitenstraßen am Stadtrand. Wahrscheinlich war er bereits entdeckt worden und wurde soeben untersucht; nur dass für die Spurensucher nicht mehr viel übrig geblieben war, das sie auseinandernehmen konnten. Die automatische Selbstzerstörung beseitigte alle Spuren ...
    Wer der Harmoniewächter war, der sie im Gebirge verfolgt hatte, wusste sie nicht. Allerdings hatte er zweifellos inzwischen Verstärkung gerufen. Man suchte sicherlich in der ganzen Stadt nach ihnen.
    Schweigend ging sie am schwebenden Markt vorüber. Ein fliegender Taruka bot gemeinsam mit einem insektoiden Tetran, dem der Unterleib fehlte, die wohlfeilsten

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