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PR 2623 – Die zweite Anomalie

PR 2623 – Die zweite Anomalie

Titel: PR 2623 – Die zweite Anomalie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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des Objekts vor ihnen, das der Bordrechner der RHYLINE in Töne umsetzte?
    Eroin Blitzer ignorierte es und beschäftigte sich weiterhin mit den Kontrollen des Raumschiffs.
    »Etwas hat sich verändert«, teilte er sachlich mit. »Mit der Anomalie scheinen auch die relativen Entfernungen zu schrumpfen. Ich habe mich zu weit vorgewagt. Wir werden direkt in den Mittelpunkt des Objekts gesaugt. Aber es scheint nicht materiell zu sein, jedenfalls nicht vollständig ...«
    Eine unsichtbare Faust schien die RHYLINE zu umfassen und zusammenzudrücken. Natürlich war es eine akustische Täuschung, es musste eine Täuschung sein, doch Saedelaere hörte, wie ein Knirschen durch die Spezialkonstruktion lief.
    »Alle Energie auf die Schutzschirme!«, rief Rizinze Baro. »Sonst werden die Energiewirbel das Schiff zerfetzen!«
    »Nein, beschleunigen!«, befahl Carmydea Yukk. »Die Schirme können die Energiewirbel nicht aufhalten!«
    Der Kandran fuhr zu ihr herum, als wolle er sie zurechtweisen, sich auf seine Qualifikationen als Pilot berufen. Er öffnete den Mund, entblößte eine Reihe scharfer Zähne. Seine Zunge schnellte hervor ... und er fuhr sie wieder ein und schloss das Krötenmaul, sein Blick richtete sich ins Leere.
    Die Ereignisse waren zu viel für ihn gewesen. Er hatte sich in einen katatonischen Zustand versetzt, vielleicht eine automatische Schutzfunktion aus der entwicklungsgeschichtlichen Vergangenheit seines Volkes.
    Blitzer achtete nicht darauf und rief ein großes Holo auf. »Damit habe ich nicht gerechnet«, gestand er ein.
    Die dreidimensionale Darstellung zeigte ein gewaltiges Objekt, dessen Größe jedoch rapide schwankte. In der einen Sekunde konnte man glauben, eine Galaxis vor sich zu haben, in der nächsten eine normale gelbe Sonne. In dem Gebilde konnte Saedelaere kleine schwarze Flecken ausmachen, die sich spontan bildeten, Substanz vom großen Objekt in sich aufzusaugen schienen und wieder zerfielen.
    Eine unheimliche Ahnung beschlich den Terraner. »Was soll das sein?«
    »Man kann die Daten auf unterschiedliche Weise interpretieren«, erwiderte der Androide. »Das Objekt vor uns ist kein Quasar, kann keiner sein, so viel steht fest. Aber was, wenn es das Abbild eines Quasars ist ... der Avatar?«
    »Der Avatar eines Quasars?«
    »Ein Platzhalter dessen, was in der Schöpfung einem Quasar entspricht«, versuchte Blitzer zu erklären. »Der Zusammenbruch der Anomalie erzeugt eine Dimensionsüberlappung, die die Raum-Zeit-Kurve krümmt. Daher auch die tausend RHYLINES und die Schatten, die wir gesehen haben. Auch der Quasar – bleiben wir bei dieser Bezeichnung – löst sich auf, versucht aber, seine Aufgabe weiterhin zu erfüllen.
    Man könnte diese Bilder so interpretieren, dass im Innern des Quasars pausenlos und in unendlich schneller Abfolge Schwarze Löcher entstehen und zerfallen. Die Materie, die dort lagert, reicht normalerweise aus, um ganze Galaxien entstehen zu lassen. Ein nahezu unendlich kleines Körnchen dieser Materie würde die RHYLINE rückstandslos vernichten, eine solche Massekonzentration liegt dort vor. Aber im Innern des Quasars befinden sich nicht nur Körnchen, sondern geballte Massenansammlungen von der Größe mehrerer Sonnen. Da der Quasar noch nicht zerfallen kann, werden die überschüssigen Energien in den überdimensionalen Raum abgestoßen.«
    »Du ... hältst das für eine Simulation?«, fragte die Rebellenführerin. »Die Anomalie ist nur eine ... Nachahmung? Ein ... Probelauf?«
    Saedelaere dachte praktischer. »Dann bringen wir das Gleichgewicht durcheinander!«, sagte er mit dem Mut der Verzweiflung. »Beende den Überlichtflug!«
    »Das wäre unser sicherer Tod!«, rief Carmydea Yukk.
    »Und was erwartet uns sonst? Etwas Besseres als der Tod erwartet uns dort allemal!«
    Eroin Blitzer nahm die nötigen Schaltungen vor.
    Saedelaere sackte in den Sessel zurück. Im Angesicht des sicheren Todes war er plötzlich ganz ruhig. Einen Moment lang glaubte er, im Holo tödliches Schwarz wahrzunehmen, angeordnet in sich überlappenden Waben – Schwarze Löcher, die den Kern des Quasars bildeten.
    Dann brach die dreidimensionale Darstellung zusammen.
    Er hatte den Eindruck, dass die Zentrale der RHYLINE zusammengedrückt wurde, die Wände sich zusammenschoben – wie in diesem furchtbaren Traum, an den er sich immer wieder erinnerte. Er befürchtete, die energetischen Gewalten würden das kleine Raumschiff auseinanderreißen.
    Aber er sah sich getäuscht: Die

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