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PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS

Titel: PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Licht. Er bückte sich, es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Tastete umher. Bekam etwas zu fassen, was sich wie der Griff seines Strahlers anfühlte. Er hob ihn mit der ungewohnten Linken auf und richtete ihn auf die Terminals. Schriftzeichen zeigten sich dort. David kniff die Augen zusammen, las angestrengt und wiederholte die Worte laut:.
    Das BOTNETZ ist bereit ... Die 48 Blütenblätter der Zeitrose sind aktiviert ... Das BOTNETZ ist bereit ...
    Sinnlose Begriffe. David verstand sie nicht. Nicht mehr. Er war es müde, über Dinge nachzudenken. Er wollte Frieden haben.
    Er feuerte.
    Hitze. Ein Schwall heißer Luft. Es stank, eine Rauchwolke stieg vor ihm auf, und eine ganze Reihe von Überschlagsblitzen überzog die Terminals. Er hatte aus zu geringer Entfernung gefeuert! Der Anzug würde verbrennen! Er stieß sich mit dem heilen Fuß ab und rollte auf dem Stuhl zurück, um gegen die Rückwand des kleinen Raums zu prallen.
    Weiterer Schmerz. Desorientierung. Angst.
    Es war aberwitzig. David hätte beinahe gelacht. Noch immer versuchte er, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. In seiner Vorstellung eroberten eben Rettungsteams der terranischen Heimatflotte die GEMMA FRISIUS und fanden ihn, schwer verletzt, aber heldenhaft. Die fähigsten Mediker der LFT würden sich um ihn kümmern, ihn pflegen und ihm zu einem blühenden Leben verhelfen, das er fernab von hier auf einem paradiesischen Planeten führen würde.
    Ein Geräusch ertönte. Ein Kratzen und Schaben.
    Vor der Tür war etwas. Kehrte der TARA etwa zurück? Hatte er seinen Fehler erkannt und würde ihn nun korrigieren?
    Zögernd aktivierte David die Bildverbindung nach draußen. Wider Erwarten funktionierte sie.
    Da war ein robotisches Etwas, viel zu klein, um ein TARA zu sein. David meinte, sich zu erinnern, um was für einen Typus es sich handelte.
    Eine Feuerschildkröte. Sie war wohl einem internen Alarmsignal gefolgt und wollte nach dem Rechten sehen.
    David öffnete. Der Zufall spielte ihm in die Hände. Oder das Glück. Ich habe ja so unverschämt viel Glück.
    Der Roboter glitt in den Raum. Mehrere lange Schläuche fuhren aus der schildähnlichen Abdeckung seines Oberteils, die extrem hitzebeständig war und der Maschine das Aussehen einer Schildkröte gaben. Die Schläuche schossen mehrere Fontänen hochkomprimierten Löschschaums über die kokelnden Überreste der Terminals. So lange, bis das Glosen metallener Reste nachließ. Fühler, die die Atmosphäre auf giftige Bestandteile überprüfen würden, glitten aus dem Kugelkopf der Feuerschildkröte.
    Davids Herzschlag kam langsam, ein jeder Atemzug wurde zur Qual. Trotz all der Schmerzmittel wollte er, dass dies alles endlich endete. Dass er aus seinem Albtraum erwachte und sein Leben normal weiterführen konnte.
    David tat, was zu tun war. Er zielte auf die Funkantenne und dorthin, wo er meinte, die Steuerelemente der Feuerschildkröte zu sehen. Und er traf. Mein Glück, es verlässt mich nicht ...
    Der Roboter ließ von seiner Arbeit ab. Er wirkte irritiert. Die Verbindung zu seiner Lenk- und Befehlszentrale war unterbrochen. Dann begann er sich zu bewegen, im Kreis, immer wieder, rings um den Stuhl, auf dem David saß. Die Feuerschildkröte hatte ihren Orientierungssinn verloren und würde sich nun wie ein Kreisel drehen, bis ihm die Energie ausging.
    Ein dummer Roboter ... Was für ein Geschenk des Himmels.
    Letzte Handgriffe mussten getätigt werden. Doch wie? Davids Rechte war wie gelähmt, der linke Arm ließ sich kaum bewegen.
    Er dachte an etwas Schönes. An das Schönste, was er jemals erlebt hatte. An das, was er geliebt hatte. An seine Frauen. An Famke und Misty, die er beide hintergangen und betrogen hatte. Die ihm alles Glück der Welt geschenkt hatten. Doch er war niemals zufrieden gewesen und hatte mehr sein wollen, als er gewesen war. Und niemals hatte er die Fehler bei sich gesucht, hatte die Schuld immer auf seine Ehefrauen geschoben.
    Was war ich bloß für ein Idiot! Ich werde es wiedergutmachen. Wenn ich zurück zur Erde komme, werde ich sie besuchen und mich für das entschuldigen, was ich ihnen angetan habe. Sie werden mir verzeihen, ganz gewiss. Ich bin ein Kind des Glücks.
    David tastete vorsichtig nach dem Steuerkopf der Feuerschildkröte und schob den Speicherkristall, so tief es ging, in die Öffnung. Er markierte das Versteck mit einigen Tropfen Blut.
    Dann lehnte er sich zurück und entspannte.

9.
    Ronald Tekener
    15. November 1469 NGZ
     
    Meine Sinne schlagen Alarm.

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