PR 2627 – Die letzten Tage der GEMMA FRISIUS
Und all die anderen Planeten, Monde und Forschungsstationen, die das Herz der Liga Freier Terraner ausmachten.
David versuchte, sich auf die einzelnen Bilder zu konzentrieren. Sie zeigten die GEMMA FRISIUS aus verschiedensten Blickwinkeln. Keine Darstellung ähnelte der anderen ...
Er schloss die Augen. Er war so schrecklich müde. Aber da war doch etwas, das seine Neugierde anstachelte. Unregelmäßigkeiten und Unmöglichkeiten, über die sich sein zunehmend verwirrter Verstand nicht klar wurde.
Es kostete ihm gehörig Kraft, die Augen wieder zu öffnen und die Holos, eines nach dem anderen, zu betrachten. Es dauerte eine Weile, bis er verstand.
»Andere ... terranische Schiffe!«, brachte er hervor. »Viele terranische Schiffe.«
David zählte sie. Er kam auf 47 andere Raumer, die sich auf einer Umfanglinie von mehr als einem Lichtjahr Durchmesser rings ums Sonnensystem positioniert hatten.
Die Szenen wurden durch andere ersetzt. Sie zeigten zwar dieselben Schiffe; allerdings aus einer Totalen, die die neben ihnen schwebenden Blütenblätter zeigten.
David hustete. Wieder dieser seltsame Geschmack im Mund und so viel Feuchtigkeit ... Er öffnete den Helm und atmete tief durch. Frische, kalte Luft strömte durch seine Lungen. Lungen, die sich allmählich mit Blut füllten.
Die Blütenblätter waren über eine Art und Weise mit den galaktischen Einheiten verbunden, die er nicht wahrnahm und die er nicht verstand.
Wurden etwa auf allen Schiffen die Besatzungen getötet? Hingerichtet wie auf der GEMMA FRISIUS? Dieser Gegner denkt und handelt in weitaus größeren Dimensionen, als ich angenommen hatte. Und jetzt wird mir klar, warum sich unser Feind als eine Zahl zu erkennen gibt. Nummer 37 von 48 ...
David sah Handelsschiffe durch die Oortsche Wolke stechen und ins Solsystem vordringen. Sie bewegten sich derart nahe an den Blütenblättern und den eroberten Schiffen vorbei, dass sie diese unbedingt hätten bemerken müssen! Doch sie reagierten nicht, genauso wenig wie Kampfraumer der Heimatflotte Sol, die durch diesen heiklen Bereich pflügten.
Der Kampf gegen TRAITOR und die Abwehrschlacht gegen Einheiten der Frequenz-Monarchie hatten das verstärkte Augenmerk der heimischen Flotten auf diesen Bereich gelenkt. Es war eigentlich unmöglich, dass sie die Blütenblätter nicht bemerkten, sondern wiederholt an ihnen vorbeirasten, in Abständen von nur wenigen Lichtsekunden.
Die Blütenblätter setzen wohl einen herausragenden Ortungsschutz ein, gegen den die Terraner nichts auszurichten vermögen. Sie sind uns in so vielen Belangen überlegen. Wenn ich bloß wüsste, was 37 und seine Kumpane vorhaben. Wer sie sind. Was sie wollen. Wozu sie uns brauchen.
Sein Kopf fiel haltlos zurück. War er etwa eingeschlafen? David verstärkte die Zufuhr von Medikamenten. Noch steckte Willen in ihm. Mehr als er jemals für möglich gehalten hätte.
Er versuchte sich am Terminal – und stellte überrascht fest, dass es ihm erlaubt war, Daten abzurufen und das Schiffsgehirn zu Berechnungen heranzuziehen.
Du bist dumm, 37!, dachte er. Du verstehst gar nichts. Du weißt nicht, wer und was wir Terraner sind.
David sog so viele Daten wie möglich in sich auf. Er ließ sie vom SERUN abspeichern. Er entdeckte eine Verbindung auf Basis hyperphysikalischer Strömungen, die zwischen den Blütenblättern und dem Antares-Riff zu bestehen schien. Fest stand lediglich, dass die Blütenblätter miteinander in Kontakt traten und eine Art energetisches Band erzeugten. Es legte sich wie ein Gürtel um das Solsystem, unbemerkt von den Einheiten der Heimatflotte. Direkt unter Terras nie schlafenden Augen geschahen gefährliche, unheimliche Dinge.
Während David beobachtete und Daten transferierte, sprach er. In der Isolation seines Raumanzugs erzählte er von den Geschehnissen auf der GEMMA FRISIUS während der letzten 50 Stunden. Er versuchte, sich an jedes Detail zu erinnern. An all das Leid, das er hatte mit ansehen müssen. An die Situation an Bord, an all die Streitigkeiten, heroische Taten, an die wesensfremde Art von 37, für die er keine Erklärung fand.
David lebte noch immer. Dies war das größte Wunder von allen, die er während der letzten Tage erlebt hatte. Trotz der schrecklichen Wunde in seinem Brustkorb schlug sein Herz. Als wüsste es ganz genau, dass er seine Erzählung unbedingt fertigstellen musste.
Die Waffe ... er hatte sie fallen lassen. Wann? Wo?
David sah sich um. Rings um ihn war viel Schwärze und ganz wenig
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