PR 2629 – Die Weltengeißel
er selbst.
Die Früchte waren bereits faulig und von Würmern durchsetzt. So mochte er sie am liebsten. Doch der Genuss vermochte nicht, das immer drückender werdende Gefühl der Furcht zu lindern.
Mit neuer Energie gestärkt, nahm er die K'culy-Katze auf und flog weiter in Richtung der Hügelstadt. Je näher er kam, umso mehr stieg seine verzweifelte Angst an. Außerdem mischte sich eine bittere, wütende Aggression hinein.
sehen – hunger, ich muss – töten.
Erste Gedankeninhalte flammten in seinem Kopf auf. In Tadarass lebten noch Angehörige seines natürlichen Kollektivs; junge Cruny seines Alters. Normalerweise hörte er sie nicht, weil sie zu weit entfernt wohnten, aber die Grundverbindung jeder Generation reichte über den gesamten Planeten.
Die Aussicht, sie zu treffen, gab ihm neuen Mut. Er schlug rascher mit den Flügeln, steigerte sein Tempo. Dann erst wurde ihm klar, welche Art von Gedanken er empfing.
Leid und Tod. Schmerz und Hunger.
Das Elend traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Dennoch musste er näher heran, um sich einen Überblick zu verschaffen, um herauszufinden, was in der Hügelstadt vor sich ging.
Das Entsetzen wich einem Gefühl unbändiger Aggression, je weiter er flog. Er wünschte sich, töten zu können. Doch zugleich war da die Angst, die quälende, alles umfassende und lähmende Furcht.
Die Lehmhügel kamen näher. Schon schälten sich die Konturen einzelner Wabeneingänge aus dem morastigen Boden.
Ssah fauchte plötzlich, fuhr die Krallen aus und hieb sie Szimon in den Brustkorb. Sie kratzten über das Chitin, und am Halseinsatz drangen sie sogar hindurch. Er fühlte einen scharfen Schmerz, und voller Wut schleuderte er die Katze von sich.
Erst als Ssah kreischend in der Luft trudelte, erkannte Szimon, was er getan hatte. Er raste tiefer, versuchte das Tier aufzufangen, doch der verzweifelte Versuch misslang. Ssah prallte auf, fauchte, überschlug sich mehrfach und sprang davon, ins Gebüsch vor den Hügeln. Nur eine K'culy-Katze mit ihrer typischen Gewandtheit konnte einen solchen Sturz überleben.
Der junge Cruny landete, vermochte sein treues Haustier jedoch trotz langer Suche nicht mehr zu entdecken.
Gerade wollte er Ssahs Namen rufen, als ihn das Chaos übermannte.
Noch 30 Stunden Weltuntergang
Szimon stampfte durch die tote Stadt. Monster wüteten in den Straßen, Monster wie Tion Yulder. Nur sprachen sie nicht, sondern trieben Cruny vor sich her.
Schreckliche Szenen spielten sich ab. Cruny töten sich gegenseitig, mehr noch, sie schlachteten einander ab, trampelten sich zu Tode, zerfetzten sich mit Messern und hämmerten mit Prügeln aufeinander ein.
Manchmal musste Szimon über Leichenberge stampfen. Weite Eingänge in die großen Gemeinschaftswaben waren von toten Körpern verstopft.
Die Angst und Wut der Monster lösten all das aus, das erkannte Szimon deutlich, wenn er versuchte, in das Kollektiv hineinzuhorchen. Zu klaren Gedanken war er nicht mehr fähig. Das Kollektiv riss jeden in einen blutigen Strudel hinab.
Auch Szimon tötete und wurde fast getötet, ohne es zu bemerken und zu begreifen. Ein Messer zischte heran und trennte ihm eines der mittleren Beine ab.
Vor Schmerz fiel er zu Boden und kroch in einen geschützten Winkel. Dort entdeckte er, dass es weitere Monster gab, fahlweiß wie Maden, doch mit Gliedmaßen und aufrechtem Gang. Aus ihren Händen zuckten leuchtende Netze, und wen diese Erscheinungen trafen, der brach zusammen und blieb liegen.
Zuerst glaubte Szimon, sie alle würden sterben, doch er täuschte sich. Sie schliefen nur, einen tiefen, traumlosen Schlaf. Irgendwann gab es daraus ein Erwachen, zumindest für diejenigen, die der Mob nicht zu Tode trampelte.
Ganze Heerscharen von Cruny flohen aus der Stadt, hinaus auf die Grasebene, und die Monster folgten ihnen. Szimon befand sich mitten in der Meute, die floh und gleichzeitig wütete. Ein Holzstück schmetterte gegen seinen Kopf.
Er schrie, stolperte und wusste, dass er nicht stürzen durfte. Wenn er fiel, würde der Mob über ihn hinwegstampfen und nur ein zerborstenes, totes Etwas zurücklassen. Szimon kippte vornüber, schlug mit den Flügeln, hob ab und stieß sich mit letzter Kraft schräg nach oben. Er stieg auf, über die Köpfe der anderen.
Jemand packte ihn am unteren Beinpaar und riss ihn zurück. Seine Wunde schmerzte, eitrige Flüssigkeit und Blut quollen hervor.
nein, dachte er noch, ein Gedanke, der sich mit tausend Schreien im Kollektiv
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