PR 2642 – Der Maskenschöpfer
TAFALLA noch interessierte. Er fühlte sich davon angezogen. Es erfüllte ihn, löschte all seine anderen Bedürfnisse aus.
Fartokal wollte gegensteuern, wollte dem Geisteswesen deutlich machen, dass es den Verlockungen nicht nachgeben durfte. Doch er bewirkte nichts, ganz im Gegenteil: TAFALLA verschluckte ihn und erstickte jeglichen weiteren Widerstand im Keim. Fartokal war nun so sehr Bestandteil der Viertel-Superintelligenz, dass ihm keine eigene Meinung mehr zugestanden wurde.
Ist es nicht das, was ich immer haben wollte?, fragte sich der ehemalige Maskenschöpfer, bevor er unwiderruflich aufgesogen und des Großteils seiner Individualität beraubt wurde.
Hilflos musste er zusehen, wie TAFALLA mit urtümlicher Kraft von TRYCLAU-Tor angezogen wurde ...
*
Er durchstieß den Ring aus ultrahochfrequenter Energie. Einfach so. Ohne dabei etwas zu empfinden außer einem leichten »Schwindel«gefühl.
Für einen Moment war das Bild eines leuchtenden und sprühenden Kranzes zu erkennen, in dessen Innerem abgrundtiefe Finsternis herrschte. Es verschwand gleich wieder und wich einem funkelnden, sprudelnden Lichtgewimmel.
Das grüne Hintergrundleuchten machte sich nun umso deutlicher bemerkbar. Doch das Hauptaugenmerk TAFALLAS – und damit Fartokals – galt den Millionen flackernden Funken, die kreuz und quer schossen.
Er konzentrierte sich auf einige wenige der Lichtpünktchen. Sie waren von unterschiedlicher Größe und Farbe, auch in ihrer Form entsprachen sie keiner Norm.
Es handelte sich um Psiqs. Psionische Informationsquanten. Behältnisse des Wissens über mögliche Zukünfte. Sie waren wild und ungestüm. Manchmal trafen sie aufeinander, vereinten sich, lösten sich voneinander, reisten in kleinen Gruppen von zwei oder drei Funken, um bald größere Schwärme zu formen, die völlig unvermutet wieder auseinanderstoben.
Zufällig wie das Leben selbst – und doch einer gewissen Ordnung gehorchend. Einer Ordnung, die kein einfaches Lebewesen begreifen konnte, auch kein Teil einer Superintelligenz.
Es ist faszinierend. Interessant. Grandios. Alles verzehrend ...
TAFALLA gingen die Begriffe aus. Es gab kein Wort und keinen Gedanken, der diesem Hin und Her, Rauf und Runter entsprechen würde. Hier war er so nahe am Entstehen allen Seins, wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Er befand sich im Inneren des Kosmonukleotids.
TAFALLA sah Bilder, deren Grundlagen die Psiqs aus ihm selbst aufgenommen haben mussten.
Sie zeigten ein Reich der Harmonie, das lichterloh brannte. Das von einem wütenden Geisteswesen in Schutt und Asche gelegt wurde. Das Geisteswesen war ... er! Von den Mächten des Chaos verführt und in seinem Furor verstärkt, weit über das Maß hinaus, das er jemals zur Schau gestellt hatte.
Eine andere Gruppe von Psiqs gaukelte ihm das Dasein in einer Mächtigkeitsballung vor, in der er absolut regierte und bestimmte, was zu tun und zu lassen war. TAFALLA hatte die Machtkämpfe gegen andere Superintelligenzen in näherer kosmischer Umgebung für sich entschieden. Er verfügte über mehr Einfluss, als er sich jemals vorgestellt hätte – und musste sich davor fürchten, von den Kosmokraten zur Ordnung gerufen zu werden. Sie erlaubten es einer Superintelligenz wie ihm nicht, dass sie zu viel Macht verwaltete.
Eine dritte Vision. Eindrücke des Grauens. Sein Geist wurde zerquetscht, auseinandergezogen. Das Bewusstsein einzelner Geschöpfe wurde ihm genommen, in einem Vorgang, der Schmerz wie die Amputation des Körperglieds eines niederen Wesens verursachen musste. Er wurde diesem Verfahren unterzogen, eine halbe Ewigkeit lang, ohne zu wissen, warum. Ohne zu wissen, wer ihn folterte. So lange, bis er endgültig zerfaserte und sich sein Geist in nichts auflöste.
Eine weitere Darstellung. Sie bereitete ihm Wohlbefinden. Sie zeigte ein Reich der Harmonie, wie es sein sollte. Voll stolzer und selbstbewusster Bewohner, die sich niemandes Diktat beugten und selbst den schwersten Krisen trotzten. Er, TAFALLA, hatte sich völlig zurückziehen können. Er hatte seinen Auftrag erfüllt. Nichts und niemand würde diesem Reich der Harmonie etwas anhaben.
Noch ein Wechsel. TAFALLA sah ... nichts. Nur Zerstörung. Dort, wo einst das Leben geblüht hatte, herrschte nun das hyperdimensionale Chaos. Schwarze Löcher spien höherdimensionale Strahlung aus, die sich, Geschwüren gleich, durch Restmaterie fraß und alles ringsum zerstörte. Raum und Zeit waren nicht mehr, das Gefüge des Seins
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